Wir haben eine neue Phase in öffentlichen Auseinandersetzungen über die gesellschaftliche Rolle der Wissenschaft erreicht. Die kontroverse Diskussion um embryonale Stammzellen, Neurogenetik, Xenotransplantationen oder reproduktives Klonen macht beispielsweise deutlich, daß die Frage nach den sozialen Voraussetzungen und Folgen ungebremst expandierender (natur-)wissenschaftlicher Erkenntnisse zur dringlichen Problematik der gesellschaftlichen Tagesordnung und des politischen Alltags wird. Die gegenwärtige Diskussion über die Rolle neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse mündet nicht selten in den Ruf nach einer überwachung des Wissens. Es entsteht ein neues Politikfeld: die Wissenspolitik.
Nico Stehr Bücher







Diese Monographie untersucht die Bedeutung von Experten, Beratern und Ratgebern in der modernen Gesellschaft. Es wird eine wachsende Schicht wissensbasierter Berufe festgestellt, die zur Pluralisierung von Expertise und zur Zunahme von Experten führt. Entscheidungsträger und Privatpersonen suchen zunehmend den Rat von Experten. Die Autoren analysieren die Expertentätigkeit und differenzieren die Rolle von Experten von anderen Professionen, Wissenschaftlern und Intellektuellen. Experten vermitteln wissensbasierte Tätigkeiten, die zwischen Wissensproduktion und -anwendung stehen. Wissen wird zunehmend zu einem entscheidenden Produktionsfaktor in modernen Gesellschaften. Die Autoren betrachten den Anstieg wissensbasierter Tätigkeiten und deren gesellschaftliche Auswirkungen. Kapitel 1 klärt die Konzepte Wissen, Expertentum, Professionen und Berater. Kapitel 2 untersucht die sozialstrukturellen Voraussetzungen für die Entstehung von Experten. Kapitel 3 analysiert die verschiedenen Dimensionen von Expertise und die Rollen der Experten. Kapitel 4 erörtert marginales und dominantes Wissen in verschiedenen historischen Kontexten, mit Fallbeispielen wie der Finanzkrise und dem Klimawandel. Kapitel 5 thematisiert die zukünftige Rolle von Expertise und die Krise wissenschaftlicher Expertise, insbesondere im Kontext von Tschernobyl in Deutschland.
Klima - Wetter - Mensch
- 127 Seiten
- 5 Lesestunden
Die Wissenschaft in der Gesellschaft
Klima, Klimawandel und Klimapolitik
Als die Autoren – über die Grenzen zweier Wissenschaftskulturen hinweg – Anfang der 90er Jahre begannen, über die wissenschaftliche und populäre Wahrnehmung und Konstruktion des Phänomens Klima, Klimawandel, Klimapolitik und die Auswirkungen des Klimas auf die Gesellschaft nachzudenken, stießen sie auf erheblichen Widerstand, insbesondere als sie über die dringende Notwendigkeit einer gesellschaftlichen Anpassung an den Klimawandel schrieben. Die Autoren sehen sich als Pioniere in diesem Politikfeld. Viele, wenn nicht die meisten Maßnahmen für den Klimaschutz und gegen die Klimafolgen erfordern die Innovationskraft aller Wissenschaften und der Technik. Die künftige Umsetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse in der Klimapolitik ist Schlüssel des erfolgreichen Umgangs der Gesellschaft mit den Folgen des Klimawandels. Dies geschieht jedoch nicht automatisch. Die Umsetzung von Wissenschaft in die Gesellschaft unterliegt ökonomischen, politischen und kulturellen Zwängen, und kann insbesondere durch den Mehrwert interdisziplinärer Zusammenarbeit von Wissenschaftlern, wie sie in diesem Band praktiziert wird, erreicht werden.
John Maynard Keynes als »Retter des Kapitalismus« hat die westlichen Demokratien grundlegend verändert und die Grundlagen für eine neue und erneut aktuelle Wirtschaftspolitik geschaffen. Im Fall der »Rassenhygiene« haben Wissenschaftler als Vordenker der Vernichtung kulturelle und politische Ressourcen genutzt, um ihre Wissensansprüche durchzusetzen – mit fatalen Folgen. Der Klimawandel schließlich ist ein von Wissenschaftlern, Politikern und Experten intensiv diskutiertes Thema, gleichwohl haben die diesbezüglichen Erkenntnisse einen überraschend geringen Einfluß auf die praktische Politik. Anhand dieser drei Beispiele untersucht das Buch das prekäre Verhältnis von Wissen und politischer Macht.
Gesellschaft und Klima
Entwicklungen, Umbrüche, Herausforderungen
Das vorliegende Buch verdeutlicht die hochgradige Komplexität des Verhältnisses von Gesellschaft, Wissenschaft und Klima. Die Tatsache des Klimawandels erfordert eine multidisziplinäre Herangehensweise, die die Vernetzung der drei Systeme erfasst. Es gilt zu erkennen, dass einerseits das Klima soziale, politische und wirtschaftliche Interaktionen prägt, es andererseits jedoch selbst von sozialen Strukturen, technologischen Praktiken und Energiekulturen beeinflusst wird. Dies ist von besonderer Relevanz in einer Zeit, in der die Klimawissenschaften unter Druck stehen, und zwar sowohl von der breiten Öffentlichkeit als auch von den politischen Entscheidungsträgern. Nicht zuletzt deswegen warnen Nico Stehr und Amanda Machin, ausgehend von den Erkenntnissen verschiedener Disziplinen und anhand von zahlreichen Beispielen, vor einfachen Annahmen und Antworten.
Geld kommuniziert Preise und verkörpert damit unzählige Bewertungen und Beurteilungen von Objekten, Dienstleistungen und sozialen Beziehungen. Die modernen Gesellschaften sind gekennzeichnet von einem grundlegenden Wandel, bei dem Geld eine immer wichtigere Rolle spielt. Bank- und Finanzdienstleistungen bilden dabei den neuen Primärsektor in entwickelten Ökonomien. In diesem Buch untersuchen Nico Stehr und Dustin Voss die transformatorische Bedeutung der Finanzialisierung entlang der vier klassischen Produktivkräfte - Land, Kapital, Arbeit und Wissen - und erörtern die Folgen eines heute schier unbändigen Drangs, fast alles Soziale quantifizieren und monetarisieren zu wollen. Was passiert mit einer Gesellschaft, in der die materiellen Produkte der Realwirtschaft ihren überragenden Status verlieren und alles rein nach seinem ökonomischen Wert beurteilt wird? Die Autoren verweisen auf eine zunehmende Diskrepanz zwischen wirtschaftlichen Marktpreisen und sozialen Werten mit schwerwiegenden sozialen, politischen, wirtschaftlichen und ökologischen Folgen und Konflikten.
Die Freiheit ist eine Tochter des Wissens
- 449 Seiten
- 16 Lesestunden
Die moderne Gesellschaft.- Soziologische Erkenntnisse über Informationen, Wissen und Wissensfähigkeiten.- Die Bedingungen der Möglichkeit von Freiheit und Demokratie.- Die gesellschaftliche Rolle von Wissensfähigkeiten.- Das Wissen der Schwachen und der Mächtigen.- Die Regierbarkeit moderner Gesellschaften.
Dieses Buch hat das Ziel, sozialwissenschaftliches Wissen, seine praktischen Folgen und Erfolge, aber auch die Gründe seine Irrelevanz zu analysieren. Es plädiert für eine pragmatisch orientierte Sozialwissenschaft und untersucht die Bedingungen ihrer Möglichkeit.
Nico Stehr ist Inhaber des Karl Mannheim Lehrstuhls für Kulturwissenschaften an der Zeppelin University, sowie Fellow des Kulturwissenschaftlichen Instituts in Essen. Im akademischen Jahr 2002/2003 war er Paul-Lazarsfeld-Professor der Human- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien.