Arnold Zweig Bücher
Dieser deutsche Schriftsteller ist bekannt für seinen Zyklus über den Ersten Weltkrieg. Als überzeugter Kriegsgegner und Antifaschist thematisiert er in seinen Werken die tiefgreifenden Folgen von Konflikten und den Kampf gegen repressive Ideologien. Er erforschte die menschliche Verfassung unter extremen Belastungen, angetrieben von einem tiefen Engagement für Frieden und Widerstand. Spätere Werke spiegeln seine Auseinandersetzung mit bedeutenden politischen Entwicklungen im Mandatsgebiet Palästina und in Ostdeutschland wider.







Der Wandsbeker Schlächtermeister Albert Teetjen steht vor dem Ruin. Um seine Existenz zu retten, ist er bereit, den erkrankten Henker des Zuchthauses Fuhlsbüttel zu vertreten. Vier Häftlinge hat er mit seinem Beil hinzurichten. Der bescheidene Wohlstand, der mit dem Blutgeld bei den Teetjes einzieht, währt nur so lange, bis die Nachbarn erfahren, woher das Geld stammt. In diesem vierten Roman seiner Exilzeit wollte Arnold Zweig - wie er an F. C. Weiskopf schrieb - "das deutsche Bürgertum in der Phase des gipfelnden Faschismus 1937-38 genau so durchsichtig (...) machen, wie er im `Grischa_ den russischen Durchschnitt aus dem bolschewistischen Schreckgespenst in wahre menschliche Gestalt" verwandelt hatte.
Noch in den 30er Jahren in acht Sprachen übersetzt, blieb dieser Roman deutschen Lesern bis nach dem Zweiten Weltkrieg vorenthalten. Diese neue Ausgabe, im Wortlaut der Erstausgabe von 1935, bietet im umfangreichen Anhang eine Fülle von Material zur Entstehungs- und Wirkungsgeschichte. - Verdun, Inbegriff für die erste große Materialschlacht und Massengrab im Ersten Weltkrieg, wird für den Schriftsteller Bertin zum Ort des Umdenkens. Ebenso erbittert wie vergeblich arbeitet der - in doppelter Bedeutung - kurzsichtige Intellektuelle an der Aufdeckung eines Mordes. So stark sich Zweig gegen den Krieg und für Recht und Gerechtigkeit engagiert, er ist zugleich Realist. Die Erfahrungen der geschichtlichen Entwicklung bis 1933 vor Augen, demonstriert er im Roman, wie gerade die gefährlichen Figuren unter den Etappenoffizieren mit ihren chauvinistischen Parolen in den letztlich mörderischen Intrigen siegen. Die Berliner Ausgabe wird herausgegeben von der Humboldt-Universität zu Berlin und der Akademie der Künste, Berlin. Bislang liegen acht Bände vor. Wissenschaftliche Leitung: Frank Hörnigk in Zusammenarbeit mit Julia Bernhard. In Vorbereitung: Der Streit um den Sergeanten Grischa (Frühjahr 2002); Das ostjüdische Antlitz/Das neue Kanaan (Frühjahr 2003)
Dieser meisterhaft komponierte „Roman in Novellen“ machte den Namen des Autors in Deutschland bekannt, nachdem das Buch 1912 im Ernst Rowohlt Verlag erschien und bis in die Jahre der Weimarer Republik enorme Auflagenzahlen erreichte. In sieben kunstvoll miteinander verknüpften Geschichten gestaltete Arnold Zweig, von Nietzsche und Freud beeinflußt, psychologisch sensibel die Seelennöte und inneren Kämpfe eines um Aufrichtigkeit in der Liebe ringenden jungen Paares. Die kühle, schöne und gebildete Claudia Eggeling und der eher linkisch wirkende Privatgelehrte Walter Rohme haben Konvention und Vorurteile zu überwinden - in den Bedrängnissen der „Keuschen Nacht“, ihrer Hochzeitsnacht, wie im Umgang mit peinlichen Verirrungen der Vergangenheit. Die hochgespannten Stimmungen spiegeln sich vor allem in Kunstwerken: Goethes „Götz von Berlichingen“, eine Schubert-Sonatine, die Bachsche Matthäuspassion. Während des Ersten Weltkrieges und in den schwierigen Nachkriegsjahren formte der Novellenzyklus das Selbstverständnis einer Vorkriegsgeneration, wie Zweig es selbst zutreffend eingeschätzt hatte, als er im Frühjahr 1915 über die Wirkung der „Claudia“ auf die Jugend schrieb: „... es wird sie bilden, nicht geistig, sondern in der Seele bilden, und das ist mir die Hauptsache.“ Ergänzende Dokumente und der Kommentar über Entstehung und Wirkung des Romans beschreiben seinen Stellenwert im Werk Zweigs und seine Prägungen durch Einflüsse der Moderne.
Nach 20 Jahren wieder zugänglich: Zweigs großer Roman über den verzweifelten Kampf um Menschlichkeit und Liebe im Krieg In der authentischen Fassung der Erstausgabe von 1937 erscheint »Einsetzung eines Königs« erstmals wieder ohne die Eingriffe der DDR-Zensur. Der Roman schließt unmittelbar an Zweigs Welterfolg »Der Streit um den Sergeanten Grischa« an. Es ist Frühjahr 1918. Hauptmann Paul Winfried, ehemaliger Kunststudent und Neffe des Generals von Lychow, ist mit patriotischen Idealen in den Krieg gezogen. Nun werden ihm im Dschungel politischer Intrigen die Augen geöffnet. Winfried gerät zwischen die Mühlsteine jener Interessengruppen, die um wirtschaftliche und politische Einflußsphären kämpfen. Demonstrativ sagt er sich von dieser Welt los. Auch sein Traum vom persönlichen Glück wird zerstört. Zweig arbeitete an diesem Roman zwischen 1932 und 1937 in seinem Exil in Palästina. Er zeigt die Intensität antisemitischer Strömungen im deutschen Heer und gibt ein genaues Bild jüdischen Lebens in Litauen, das einige Jahre später ausgelöscht werden sollte. Der Anhang bietet eine Auswahl unveröffentlichter Texte aus dem Kontext des Werkes. Neben erläuternden Anmerkungen beleuchtet der Kommentar die Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte des Romans. Der Band setzt die anerkannte editorische Qualität der Berliner Ausgabe auf hohem Niveau fort.
Dieser Roman einer großen Liebe in schwerer Zeit gehört zu den brisantesten Werken der deutschen Literatur. „Roman der Liebe“ nannte Arnold Zweig dieses Buch. Aber es ist keine gute Zeit für die Liebe. Während an der Westfront dem Armierer Werner Bertin der patriotische Rausch gründlich verfliegt, kämpft in Berlin Lenore Wahl, behütete Tochter aus gutem Hause, gegen Familie, Konvention und Krieg. Zudem hat sie den Konflikt einer ungewollten Schwangerschaft zu bewältigen und die schwere Entscheidung zur Abtreibung. Auf dieses Buch reagierte die Presse, als es Ende 1931 erschien, denkbar kontrovers und verunsichert. Viele Kritiker bewerteten es - gerade im Vergleich zu dem 1927 erschienenen Roman „Der Streit um den Sergeanten Grischa“ - als befremdlich privat. Wie konnte Zweig soviel Aufmerksamkeit auf die Gemütsbewegungen, vor allen auf den Zorn einer Frau verwenden in einer Zeit, da die Weltgeschicke an den Fronten von Männern bewegt wurden. Kaum einer vermerkte, dass Lenore Wahl von ihrem in Friedenszeiten so feinfühligen Freund vergewaltigt worden war und somit, genau genommen, als „Kriegsopfer“ zu betrachten wäre. Und wie viele wollten schon genau wissen, wie eine Frau eine - 1914 wie 1932 illegale - Abtreibung erlebte. Heute bleibt dieser Roman nicht zuletzt deshalb aufregend, weil er individuelle Schicksale in ihren feinsten psychischen Schwingungen darstellt und zugleich Weltgeschichte vergegenwärtigt.
Das Buch vermittelt eine eindringliche Darstellung des Soldatenlebens der Deutschen im Osten, geprägt von einer Mischung aus geschäftiger Untätigkeit und einer gewissen Fürsorge für sich selbst und die lokale Bevölkerung, die als 'Panjes' bezeichnet wird. Es beleuchtet das Leben der Ostjuden, deren überlegene Weisheit und tiefgründige Philosophie im Kontrast zu den kriegführenden Parteien stehen. Der Autor hat mit bemerkenswerter Detailgenauigkeit gearbeitet, was zu einem gehobenen Naturalismus und scharfen realistischen Beobachtungen führt, die stilistisch sauber präsentiert sind. Im Zentrum der Handlung steht der russische Kriegsgefangene Paprotkin, der im März 1918 aus einem Lager in Litauen flieht, um sein unbekanntes Kind zu sehen. Nachdem er von einer deutschen Streife gefangen genommen wird, folgt er dem Rat der Partisanin Babka, die ihn liebt, und gibt sich ahnungslos als der verstorbene Überläufer Bjuschew aus. Dies führt dazu, dass er der Spionage verdächtigt und zum Tode verurteilt wird. Grischas Schicksal entwickelt sich zu einem juristischen Fall, der Fragen der Kompetenzen aufwirft und die Absurditäten des Krieges offenbart.
An einem Spätsommerabend des Jahres 1929 wird der Schriftsteller und Jurist Jizchak Josef de Vriendt in Jerusalem erschossen. Ein Attentat aus dem Hinterhalt in einer spannungsgeladenen politischen Atmosphäre. Kommt der Mörder aus den zionistischen Kreisen, die in dem klugen, auf Ausgleich mit der arabischen Seite bedachten Politiker einen Verräter an der nationalen Sache sehen? Oder aus der Familie des jungen Arabers Saûd, der für de Vriendt mehr als ein Schüler war? Mr. Irmin, Chef des Geheimdienstes bei der britischen Verwaltung von Palästina, ein Freund de Vriendts und eingeweiht in dessen Freigeisterei, will den Mord rächen und den Täter stellen. Seine Fahndungen konfrontieren ihn mit der explosiven Situation im Lande, den rivalisierenden Bevölkerungsgruppen der Araber, Juden und Christen, mit einer überwältigenden Landschaft und einer historischen Tradition von mehr als dreitausend Jahren. Diese Ausgabe des letzten Romans von Arnold Zweig, der vor seiner Emigration aus Deutschland geschrieben und 1932 gedruckt wurde, bietet die vollständige Fassung der Erstausgabe. Im Anhang bündelt der Band wichtige Texte des Autors zu „De Vriendt“, u. a. ein später entstandenes Kapitel. Der Kommentar rekonstruiert Entstehung und Wirkung des Romans zwischen 1933 und 1962 sowie, anhand des Briefnachlasses und neuer Quellen, die Eingriffe der DDR-Zensur in die bislang verbreiteten Ausgaben des Romans. Ein politischer Mord ist Drehpunkt dieses ersten historischen Romans über das Land Palästina/Israel: Das Attentat auf den jüdischen Politiker de Vriendt vor einem explosiven politischen Hintergrund, der die Anfänge heutiger Konflikte im Nahen Osten aufzeigt. Das Modell der Hauptgestalt meines Buches war der unglückliche Dichter, unselige Politiker J. I. de Haan, der 1924 in Jerusalem ermordet wurde. Seit jenen Monaten, fast acht Jahre lang, beschäftigte diese Gestalt meine Phantasie, obwohl ich von ihr nur wußte, und zwar bis zum Betreten Palästinas in diesem Frühjahr, was in den Spalten dieser Zeitung über sie zu lesen gewesen. Er war die große Figur des Gegenspielers. Ich wußte, er würde mich in die Tiefe unserer Problematik hineintragen; nur dachte ich nicht, wie tief. Arnold Zweig 1932 in der „Jüdischen Rundschau“



