Suhrkamp Culture war auch ein Geschäftsmodell. Bücher für das kritische Nachkriegsdeutschland ein Business. Und Unseld ein Unternehmer, genialer Verkäufer und Verpackungskünstler. Zum hundertsten Geburtstag des legendären Verlegers am 28. September spürt die Herbstausgabe der ZIG dem Patriarchen und ökonomischen Betriebsgeheimnis eines intellektuellen Musterunternehmens nach. Mit vielen unbekannten Fundstücken aus dem Marbacher Unseld-Archiv und Beiträgen von Mara Delius, Durs Grünbein, Rainald Goetz, Ina Hartwig, Florian Illies, Michael Krüger, Lothar Müller, Niklas Maak, Sarah Nienhaus, Willi Winkler und weiteren. Inhaltsverzeichnis ZUM THEMA: Jan Bürger, Stephan Schlak UNTERNEHMEN UNSELD: Durs Grünbein: Der unbedingte Unseld Jan Bürger: Alpen, Lieder und Ruinen. Suhrkamp und Unseld besuchen Rudolf Alexander Schröder Rainald Goetz: Ein Mann von 46 Jahren Mara Delius: Der Verleger als Verführer Willi Winkler: Die Angst des Kaufmanns vor der Kritik Stephan Schlak: Halbzeit, 1974 Andreas Tobler: Mein Name sei Milchkuh Ina Hartwig: «Auf keinen Fall ein Violett!» Detlev Schöttker: Unter der Linie. Kleine Konsumgeschichte des Regenbogens Sarah Nienhaus: «Gran amigo, gran editor, gran señor» Alexander Cammann: Venedig, Herbst 1989 GESPRÄCH Michael Krüger: «Auch Unseld musste stets scharf kalkulieren» ESSAY Niklas Maak: Das Geisterhaus. Phänomenologie einer Villa im Westend DENKBILD Florian Illies: Rheinischer Katholizismus und ästhetischeForm. Fleckhaus Kunst: Wie Suhrkamp schön wurde ARCHIV Lothar Müller: Die hohen Herren vom Berge Sion. George Steiners Hitler-Roman: Chronik einer Ablehnung KONZEPT & KRITIK Eva Geulen, Carlos Spoerhase, Andreas Dorschel, MaximilianBenz, Barbara Thériault, Marietta Auer, Daniel Schönpflug, Barbara Stollberg-Rilinger, Julia Voss: How To. Guidelines zur Gentrifizierung der Geisteswissenschaften Die Autorinnen und Autoren
Durs Grünbein Reihenfolge der Bücher
Durs Grünbein ist eine herausragende Stimme in der deutschen Lyrik und Essayistik, gefeiert für seine intellektuelle Tiefe und sprachliche Verspieltheit. Sein Werk thematisiert häufig Erinnerung, Geschichte und die Wandlungen der modernen Welt, wobei es eine einzigartige Mischung aus Gelehrsamkeit und Vorstellungskraft widerspiegelt. Über seine originären Beiträge hinaus bereichert Grünbein die literarische Landschaft durch seine aufschlussreichen Essays und Übersetzungen klassischer Werke und festigt damit seinen bedeutenden Einfluss auf die zeitgenössische Literatur.







- 2024
- 2024
A dazzling selection of more than one hundred poems that trace the development of Durs Grünbein's work over the past two decades. Born in Dresden in 1962, Durs Grünbein is the most significant and successful poet of his generation in Germany. Since 1988, when the then-twenty-five-year-old burst onto the scene with his poetry collection Grauzone morgens--a mordant reckoning with the East Germany he grew up in--Grünbein has published more than thirty books of poetry and prose, which have been translated into dozens of languages. In 2005 the volume Ashes for Breakfast introduced Grünbein to English-language readers for the first time by sampling poetry from his first four collections. Psyche Running picks up where that volume left off and offers a selection of poems from his nine subsequent collections, which shows how Grünbein has developed from his ironic take on the classical into an elegiac exploration of history through dream fragments and poems with a haunting existential unease.
- 2023
Der Komet
Der Lebensweg einer einfachen Frau bis zum Untergang Dresdens
Im Mittelpunkt dieses Berichts steht eine Frau aus einfachen Verhältnissen. Es geht um das Leben von Dora W., die aus Schlesien nach Dresden kommt, mit sechzehn Mutter wird und mit fünfundzwanzig den Untergang der Stadt im Bombenkrieg miterlebt. Ziegenhüterin auf dem Lande, dann Ladenmädchen und Gärtnereigehilfin in einer niederschlesischen Kleinstadt sind ihre ersten Lebensstationen, bevor sie in dem Schlachtergesellen Oskar den Mann fürs Leben findet und ihm nach Dresden folgt, um dort eine Familie zu gründen. Eine kurze Zeit ist ihr dort geschenkt; es sind ihre goldenen Jahre, wie es scheint, aber dann stürzt die Perspektive, und es ereilt sie wie alle anderen der Krieg und mit ihm das Ende Dresdens in einer von Großmachtstreben und Rassenwahn vergifteten Gesellschaft. Mit ihrer Geschichte verfolgt der Autor ein Einzelschicksal im historischen Kontext vor und nach dem Einmarsch des Nationalsozialismus in jedes einzelne Leben. Was macht die Diktatur aus den Menschen, die ihren Anforderungen kaum gewachsen sind und sich recht und schlecht durchschlagen? Dabei gewinnt das Auftauchen des Halleyschen Kometen im Jahre 1910, der Weltuntergangsphantasien befeuerte, eine symbolische Bedeutung für die Vernichtung der sächsischen Metropole im Feuersturm des Februars 1945. Am Beispiel von Dora W. wird erzählt, wie Geschichte den Geschichtslosen widerfährt, zuletzt als Schrecken und zu späte Einsicht.
- 2023
Intercom
Ein Atlas der unheimlichen Orte
»Intercom« heißt eine Anlage, die zur Übermittlung von Sprache mithilfe elektrischer Signale dient – ähnlich einem Telefon. Für die Verbindung muss jedoch kein Hörer abgenommen werden, weshalb die Sprechanlage oft eingesetzt wird, um eine unabhängige zusätzliche Gesprächsebene zu schaffen. Nach dem gleichen Prinzip gehen der Künstler Via Lewandowsky und der Dichter Durs Grünbein vor. Bilder von nahen und fernen Schauplätzen, die Lewandowsky auf verschiedenen Reisen aufgenommen hat, werden in einem zweiten Gang beschriftet. Die Fotografien zeigen ein breites Spektrum an Motiven, Objekten und Erinnerungsorten einer globalisierten Welt: Landschaften, Häuser, Städtebilder und Interieurs, die von der An-, mehr aber noch von der Abwesenheit der Menschen zeugen. Diese Spuren sowohl in der Zivilisation als auch in der entstellten Natur sind das Unheimliche an all diesen Orten. Intercom ist eine jahrelange Gemeinschaftsarbeit: Lewandowsky gibt ein Bild vor, wählt damit das Motiv aus, und Grünbein verfasst dazu einen freien Kommentar in kurzer Form, meist erzählerischer, auch halb dokumentarischer Prosa. Bild und Text ergänzen sich wie zwei Stimmen in der Wechselrede über die Sprechanlage.
- 2022
Durch Geschichte und Gegenwart verfolgt Durs Grünbein in diesem neuen, seinem zwölften Gedichtband seinen Kurs des Poetisch-historischen Gedichts. Als Spurensicherung, Ortsbestimmung versteht der Dichter seine Streifzüge durch Zeiten und Räume, in denen er nicht nur Deutschland, sondern auch dem Gegenpol vieler Deutscher, Italien, und in beiden Ländern sich selbst begegnet. Immer, hier wie dort, kreuzt Vergangenheit den Weg des Wanderers. Durch Mörderreviere führen seine Verse ebenso wie über Lichtungen, zu Tauchgängen im Mittelmeer wie auf gesamtdeutsche Sandpfade und betonierte Magistralen, zwischen Kiesgruben und Flakbunkern, entlang der Ost-West-Achse des unruhigen, wieder mit Kriegen konfrontierten Kontinents. Dass bei solchen Eindrücken der europäische Gedanke ins Spiel kommt – als Realität und Utopie –, wird niemanden wundern, der Grünbein auf seinen Wegen gefolgt ist. »Für alle Fälle kann Dichtung auch das sein: ein Gerät zum Einfangen der Zukunft.« In seinen Versen verbindet sich die genaue Betrachtung kleiner Dinge mit der feinen Ironie eines Beobachters, dem gerade das unter den großen Themen oft Verschüttete am Herzen liegt. Mit wenigen Strichen ein Gedicht zu zeichnen, ist seine mit den Jahren gereifte Kunst.
- 2022
For the Dying Calves
- 164 Seiten
- 6 Lesestunden
Poetically written and originally given as lectures, this is a moving essay collection from Durs Grünbein. In his four Lord Weidenfeld Lectures held in Oxford in 2019, German poet Durs Grünbein dealt with a topic that has occupied his mind ever since he began to perceive his own position within the past of his nation, his linguistic community, and his family: How is it possible that history can determine the individual poetic imagination and segregate it into private niches? Shouldn't poetry look at the world with its own sovereign eyes instead? In the form of a collage or "photosynthesis," in image and text, Grünbein lets the fundamental opposition between poetic license and almost overwhelming bondage to history appear in an exemplary way. From the seeming trifle of a stamp with the portrait of Adolf Hitler, he moves through the phenomenon of the "Führer's streets" and into the inferno of aerial warfare. In the end, Grünbein argues that we are faced with the powerlessness of writing and the realization, valid to this day, that comes from confronting history. As he muses, "There is something beyond literature that questions all writing."
- 2020
In seinen vier Vorlesungen, die er als Lord Weidenfeld Lectures im Jahr 2019 in Oxford gehalten hat, setzt sich der Dichter Durs Grünbein mit einem Thema auseinander, das ihn seit jenem Augenblick beschäftigt hat, als er die eigene Position in der Geschichte seiner Nation, seiner Sprachgemeinschaft und seiner Familie als historisch wahrzunehmen begann: Wie kann es sein, dass DIE GESCHICHTE, seit Hegel und Marx ein Fetisch der Geisteswissenschaften, die individuelle Vorstellungskraft bis in die privaten Nischen, bis in den Spieltrieb der Dichtung hinein bestimmt? Will nicht anstelle dessen Poesie die Welt mit eigenen, souveränen Augen betrachten?In Form einer Collage oder »Photosynthese«, in Text und Bild, lässt Grünbein den fundamentalen Gegensatz zwischen dichterischer Freiheit und nahezu übermächtiger Geschichtsgebundenheit exemplarisch aufscheinen: Von der scheinbaren Kleinigkeit einer Briefmarke mit dem Porträt Adolf Hitlers bewegt er sich über das Phänomen der »Straßen des Führers«, also der Autobahnen, hinein in die Hölle des Luftkriegs. Am Schluss aber steht eine erste Erfahrung von Ohnmacht im Schreiben und die daraus erwachsende, bis heute gültige Erkenntnis: »Es gibt etwas jenseits der Literatur, das alles Schreiben in Frage stellt. Und es gibt die Literatur, die Geschichte in Fiktionen durchkreuzt.«
- 2020
"Porcelain is a book-length cycle of forty-nine poems written over the course of more than a decade that together serve as a lament for Durs Grünbein's hometown, Dresden, which was destroyed in the Allied firebombing of February 1945. The book is at once a history and 'declaration of love' to the famed 'Florence on the Elbe', so catastrophically razed by British bombs; a musical fusion of eyewitness accounts, family memories, and stories, of monuments and relics; the story of the city's destiny as seen through a prism of biographical enigmas, its intimate relation to the 'white gold' porcelain that made its fortune and reflections on the power and limits of poetry. Musical, fractured, ironic, and elegiac, Porcelain is controversial, too, in setting itself against what Grünbein calls the 'myth' of the Germans as innocent victims of a war crime. At the same time, it never loses sight of the horror deliberately visited on an unwitting civilian population, nor the devastation that looms so large in the German memory. Published for the first time in English, on the seventy-fifth anniversary of the firebombing, this edition contains new images, notes, Grünbein's own reflections and an additional canto--an extraordinary act of poetic kintsugi for the fractured remains of Dresden's memory"-- Provided by publisher
- 2019
Dès son premier recueil, Zone grise le matin (1988), Durs Grünbein s'est imposé par l'inventivité de son lexique, par sa virtuosité et par son ironie. Poète de la fin des utopies dans les derniers temps du régime communiste en Allemagne de l'Est, il a su exprimer la stupéfaction causée par la chute du Mur, et en souligner les enjeux. Certains poèmes de son deuxième recueil, Leçon crânienne (1991), et notamment les "Sept télégrammes" écrits immédiatement après la démission d'Erich Honecker, ont connu en Allemagne un retentissement considérable. Pour la première fois depuis bien longtemps, un poète accédait à une renommée dépassant très largement le cercle habituel des lecteurs de poésie. Après la parution de son troisième recueil, Plis et replis (1995), il a obtenu le prix Büchner, la plus haute distinction littéraire allemande. Son oeuvre, qui s'est enrichie depuis d'une interrogation sur la manière dont la science et la technique affectent notre perception du monde et de l'homme, opère une révision de tout l'héritage de la poésie occidentale avec une distance érudite qui n'appartient qu'à lui. Mais le sens du merveilleux et une profonde fidélité aux impressions venues de l'enfance affleurent également dans la centaine de poèmes ici proposés, choisis par l'auteur lui-même.

