Strauss᾿ Buch – die deutsche Übersetzung erschien zuerst 1956 – ist zunächst an der historischen Rekonstruktion naturrechtlichen Denkens interessiert; es beschäftigt sich mit dem klassischen und modernen Naturrecht (Hobbes, Locke, Rousseau) ebenso wie mit der Staatsphilosophie Edmund Burkes, eines der Väter des modernen politischen Konservativismus; insofern ist es auf den ersten Blick alles andere als aktuell. Schaut man freilich genauer hin, so stellt man fest, worin seine – zumindest potentielle – Aktualität für die gegenwärtige politische und rechtsphilosophische Diskussion liegt: nämlich in der Rehabilitation eines Denkens, welches das jeweils herrschende positive Recht nicht als »letztes« und »gültiges« Recht zu akzeptieren bereit ist. Strauss geht es um die Gewinnung eines Maßstabs, »der uns erlaubt, über positives Recht zu urteilen«, um einen Maßstab also, der jenseits der Immanenz dessen liegt, was das je herrschende Recht als »rechtens« definiert. Der Bemühung um einen solchen Maßstab liegt die Überzeugung zugrunde, »daß es etwas im Menschen gibt, was seiner Gesellschaft nicht gänzlich versklavt ist« (Strauss), was die kompakte Positivität des Hier und Jetzt transzendiert. In seiner der deutschen Ausgabe von 1956 beigegebenen Einleitung schrieb Gerhard Leibholz, »die restaurativen Kräfte, die in zunehmendem Maß heute wieder ihre Stimme erheben«, setzten alles daran, naturrechtliches Denken – das ja die großen bürgerlichen Revolutionsbewegungen maßgeblich inspiriert hat – in Mißkredit zu bringen. Dies liest sich nach zwanzig Jahren, angesichts des erneuten massiven Versuchs der Restauration, Positionen der Aufklärung zu kassieren, außerordentlich aktuell.
Leo Strauss Bücher
Leo Strauss war ein deutsch-amerikanischer Philosoph und Philologe, der sich auf altgriechische Texte konzentrierte. Seine Arbeit befasst sich eingehend mit politischer Philosophie und klassischem Denken und untersucht die Beziehung zwischen Philosophie und Politik im Laufe der Geschichte. Strauss ist bekannt für seinen einzigartigen Ansatz bei der Interpretation philosophischer Texte, der oft verborgene Bedeutungen und Untertöne aufdeckt. Seine Ideen prägen weiterhin zeitgenössische Debatten über Politik und Philosophie.







Philosophie und Gesetz - Frühe Schriften
- 655 Seiten
- 23 Lesestunden
Der Band bietet eine tiefgehende Analyse von Maimonides und seinen arabischen Vorläufern im Kontext der politischen Philosophie Platons. Strauss untersucht den mittelalterlichen Rationalismus und den Einfluss der Offenbarungsreligionen auf die Philosophie. Ergänzend zu dem Hauptwerk aus dem Jahr 1935 enthält der Band vier weitere Aufsätze sowie 30 Erstveröffentlichungen früherer Schriften, die sich mit Themen wie der Orthodoxie und Aufklärung befassen. Die zweite Auflage ist zudem mit Marginalien aus Strauss' Handexemplar bereichert.
Die Religionskritik Spinozas und zugehörige Schriften
- 480 Seiten
- 17 Lesestunden
Der erste Band der »Gesammelten Schriften« von Leo Strauss widmet sich der kritischen Auseinandersetzung mit dem Konflikt zwischen Aufklärung und Orthodoxie durch die Linse von Spinozas »Theologisch-politischem Traktat«. Strauss untersucht die Entwicklung der modernen Religionskritik und strebt an, die Philosophiegeschichte neu zu beleuchten, um die Philosophie als nicht selbstverständliche Disziplin zu verteidigen. Ergänzt wird der Band durch drei Essays zu Spinoza sowie einen umfangreichen Essay von 1965 und fünf frühe Artikel, darunter bislang unbekannte Texte über Zionismus und Freud.
Die Freundschaft von Alexandre Kojève und Leo Strauss reicht bis in die frühen 30er Jahre des letzten Jahrhunderts zurück. Sie äußerte sich, wie ihr Briefwechsel (1932-1965) zeigt, in erster Linie als intellektuelle Auseinandersetzung, die zuweilen auch publizistische Früchte, wie „Über Tyrannis“ (1963), trug. Der vorliegende Band vereint zwei Texte zu einem anderen Thema: Die Kunst des Schreibens. Zum einen Alexandre Kojèves Text „Kaiser Julian und die Kunst des Schreibens“, der zuerst 1964 in englischer Übersetzung in einer Festschrift für Leo Strauss erschien, zum anderen den Aufsatz des Jubilars von 1941, auf den sich Kojève ausdrücklich bezieht: „Verfolgung und die Kunst des Schreibens“. Es geht also um das Verhältnis von Exoterik und Esoterik, um das, was gesagt wird und das, was unausgesprochen bleibt. Und darum, ob es eine spezielle Schreibtechnik gibt, „eine Technik, an die wir denken, wenn wir vom Zwischen-den-Zeilen-Schreiben sprechen“, die zu verstehen gibt, was nicht ausgesprochen wird. Abschließend stellt Friedrich Kittler Kaiser Julians so genannte Apostasie in ihren medien- und institutionsgeschichtlichen Kontext, in den jede „Kunst des Schreibens“ eingebunden ist.
Gesammelte Schriften
- 1897 Seiten
- 67 Lesestunden
"Philosophie und Gesetz" markiert den Beginn eines umwälzenden Neuverständnisses von Maimonides und seiner arabischen Vorgänger im Horizont der platonischen Politischen Philosophie. um die erstmals transkribierten Marginalien in Strauss Handexemplar von "Philosophie und Gesetz" erweitert.
Leo Strauss on Plato's "Protagoras"
- 416 Seiten
- 15 Lesestunden
The seminar focuses on Socrates' dialogue with the sophist Protagoras, exploring themes such as the nature of virtue, the distinction between Socratic and Sophistic political arts, and the interplay of knowledge and ethics. Strauss examines the teachability of virtue and its connections to courage, justice, and wisdom, while also addressing the complexities of rhetoric and the significance of myth. This insightful analysis, edited by Robert Bartlett, highlights Strauss's Platonist perspective and his deep engagement with key philosophical questions surrounding how one ought to live.
Hobbes's Critique of religion & related writings
- 167 Seiten
- 6 Lesestunden
Leo Strauss's exploration of Hobbes's political philosophy is a significant contribution to understanding the interplay between philosophy and revelation, encapsulated in what he calls the "theologico-political problem." This collection of writings, composed before his renowned work, provides a comprehensive view of Strauss's interpretation of Hobbes, emphasizing the importance of "self-knowledge of man as he really is." Strauss's critique of religion is crucial for his analysis of Hobbes's political thought, revealing overlooked aspects of Hobbes's theological insights and his interpretation of the Bible. This volume not only revitalizes interest in Hobbes's views on religion but also serves as a vital link between Strauss's earlier works, Spinoza's Critique of Religion and The Political Philosophy of Hobbes. Additionally, it presents previously unavailable materials in English, including a letter, a book outline, an extensive review, and a discussion on legal positivism, along with Heinrich Meier's reflections on Strauss's engagement with Hobbes. These elements illuminate Strauss's intellectual journey and his broader concerns regarding modern political thought and life.
Xenophon's Socrates
- 181 Seiten
- 7 Lesestunden
Relying exclusively on the texts, Professor Strauss analyzes and compares every seemingly casual utterance as well as the more formal statements to recover the true Socrates and to determine the character of political philosophy. He investigates its origins, possibilities, and intention against the nonphilosophical background from which it emerged.