Am Todestag des Vaters kauert sein Kind in einem Schuppen und legt als "Schriftführer des Tages" Zeugnis ab. Seit der Geburt lebt es mit dem Vater und dem Bruder in einer Baracke, in nächster Nachbarschaft zu dem heruntergekommenen Gutshaus der Familie, führt dort und zwischen den "Wörterhügeln" der langsam verfaulenden Bibliothek eine Kaspar-Hauser-Existenz. In den Bekenntnissen dieses zweiten "Sohnes" nimmt die Schreckensvision einer Kindheit Gestalt an, geprägt von totaler Isolation, Gewalt und religiösem Irrsinn, in deren Zentrum der allmächtige, strafende Vater steht. Erst als dem Kind die "wackeligen Bedeutungen" der Wörter abhanden kommen, die "außerhalb von Papas lebendem Körper weder Hand noch Fuß" haben, kann es zur Wahrheit über die eigene rätselhafte Identität vordringen. Nach und nach tritt die groteske Familientragödie um Inzest und Tod, das grausame Unrecht, auf dem diese anachronistische Gemeinschaft gründet, zutage.
Gaétan Soucy Bücher
Gaétan Soucy schuf ein literarisches Erbe, das sich durch prächtigen Stil und tiefgründigen Gedanken auszeichnet. Seine Charaktere, oft Außenseiter, erreichen universelle Resonanz, während sie sich mit den Mysterien des Lebens und einer verzweifelten Sehnsucht nach Trost und Vergebung auseinandersetzen. Soucys anspruchsvolle Herangehensweise an das Schreiben führte zu Werken, die für ihre intellektuelle Tiefe und ihren raffinierten Stil gefeiert wurden. Seine Erzählungen erforschen komplexe Themen mit einer einzigartigen und fesselnden Stimme, die die Leser in ihren Bann zieht.





Wie lässt sich auch nach dem Tod eines Freundes noch Zugang zu seinen Gedanken finden? Was lässt sich über einen Verstorbenen erzählen, um ihn nahbar zu machen? In den Zeichnungen seines verstorbenen Freundes entdeckt der Protagonist der Erzählung die Skizze eines Reihers. Und auch in einem bislang unbeachteten Text von ihm stößt er auf das hochbeinige Tier, dem uralten Symbol für die Kraft der Stille. Darin wird der Reiher allerdings von einem Menschen verkörpert, einem Insassen einer Nervenheilanstalt. Verbissen liefert er sich ein fast unsichtbares Duell mit einem Widersacher, aus dem er unter donnerndem Applaus als Sieger hervorgeht. Schlussendlich fragt sich der Hinterbliebene, wie er sich mit dem Gedanken abfinden kann, dass der gescheiterte Malerfreund im Grunde ein verkannter Schriftsteller war? Gaétan Soucy hinterfragt in seiner vielschichtigen Erzählung die Möglichkeit verlässlichen Erzählens. Die Grenzen zwischen dem Handelnden und dem Erzähler verwischen und die forschende Lektüre beobachtet wie der Reiher den selbst forschenden Autor.
The Immaculate Conception
- 336 Seiten
- 12 Lesestunden
In the isolated parish of Nativité, 75 residents have recently died in a blaze. The survivors’ fractured world is suffocatingly circumscribed by neighbors and the Church. Focusing on troubled bank clerk Remouald Tremblay and desperately unrequited Clémentine Clément, Gaétan Soucy’s acclaimed fourth novel explores the same ominously enchanted terrain as his award-winning Vaudeville! Soucy brilliantly illuminates the dark corners where ordinary people fear to look and reminds that for every moment of justice, there are numerous crimes that will remain forever secret.
1986, un homme revient au bout de vingt ans dans le village où il a commencé sa vie d'adulte. Il n'y revient que pour un seul jour, mais c'est toute son existence qui va se jouer là, en quelques heures, au milieu d'un paysage de solstice d'hiver, entre une gare habitée par un militaire mélomane et une église où l'on célèbre d'obscures funérailles. Dans ce roman où rien n'est laissé au hasard, où le réalisme le plus net débouche à tout moment sur l'énigme, où la frontière entre la réalité et le rêve bouge sans cesse, le lecteur ne sait jamais de quel côté du miroir il se trouve. Quelle est la faute dont cet homme cherche l'acquittement ? Peut-on jamais être absous de ce dont nous sommes coupables ?