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Pierre Clastres

    17. Mai 1934 – 29. Juli 1977

    Pierre Clastres war ein französischer Anthropologe und Ethnograph, der für seine Feldforschung bei den Guayaki in Paraguay und seine Theorie staatenloser Gesellschaften bekannt ist. Er kritisiert die evolutionäre Vorstellung, dass der Staat das Endziel aller Gesellschaften sei, sowie den rousseau'schen Mythos vom edlen Wilden. Clastres argumentierte, dass der Wunsch nach Autonomie angeboren sei, was Gesellschaften dazu veranlasst, Bräuche zu entwickeln, die den Aufstieg despotischer Macht aktiv verhindern. Er betrachtete den Staat als eine spezifische hierarchische Machtstruktur, die in Gesellschaften entsteht, die Mechanismen zur Verhinderung der Machtabtrennung von der Gemeinschaft verloren haben. Seine Arbeit kritisiert den marxistischen ökonomischen Determinismus und postuliert die Politik als eine autonome Sphäre, die in staatenlosen Gesellschaften der Autorität aktiv entgegenwirkt.

    Pierre Clastres
    Chronicle of the Guayaki Indians
    Society Against the State
    Archeology of Violence
    Staatsfeinde
    Chronik der Guayaki
    Archäologie der Gewalt
    • 2008

      Der Anthropologe und Ethnologie Pierre Clastres widmete sich zeit seines Lebens der Genealogie der Gewalt in primitiven Gesellschaften. In einer Reihe bahnbrechender, bislang nicht ins Deutsche übersetzter Essays entwickelt er die These, dass Stammesgesellschaften Gewalt systematisch praktizieren, gerade um zu verhindern, dass in ihrem Inneren das »kalte Monster« des Staates sich erhebt. Weder ist der Krieg hervorgegangen aus der Jagd (Leroi-Gourhan) noch ist er die Folge einer missglückten Handelsbeziehung (Lévi-Strauss). Nein: »Die primitive Gesellschaft ist eine Gesellschaft im permanenten Kriegszustand«, nur durch einen dauernden Schwebezustand der Feindschaft lässt sich jedwede politische Fusion verhindern und sich die Autonomie jeder (Klein-)Gruppe garantieren. Denkt man diese staatenlose Gesellschaft als »eine Vielzahl von Gruppen, von denen jede jeder anderen gleichgestellt ist, wobei jede einzelne, einer Logik der Fliehkraft folgend, nach einer Ausdehnung ihres Wirkungskreises strebt«, dann muss man den Krieg als das Mittel begreifen, welches das Fortbestehen dieser Logik garantiert, indem er unablässig Verstreuung und Zerstückelung generiert. »Nicht der Krieg ist Effekt von Segmentierung, die Segmentierung ist der Effekt des Krieges.« Im Kontext nicht endender Kriege bietet das Denken Pierre Clastres heute noch immer einen äußerst fruchtbaren Ansatz zum Verständnis der Ursachen und Motive von Gewalt.

      Archäologie der Gewalt
    • 1976