Herausgegeben und eingeführt von Oliver Corpet und Yann Moulier Boutang, übersetzt aus dem Französischen von Hans-Horst Henschen. Das Buch umfasst 412 Seiten.
Louis Althusser Bücher
Louis Althusser war einer der einflussreichsten marxistischen Philosophen des 20. Jahrhunderts. Seine theoretischen Positionen, insbesondere im Bereich der Ideologietheorie, beeinflussten die Sozial- und Geisteswissenschaften und legten den Grundstein für viel „postmarxistische“ Philosophie. Obwohl Althusser’s Werk in den 1970er Jahren in Ungnade fiel, prägen seine Konzepte weiterhin Literaturwissenschaft, politische Philosophie, Geschichte, Wirtschaft und Soziologie und werden derzeit kritisch neu bewertet.







Im Jahr 1975, inmitten der wohl politischsten Phase seines Lebens und seiner Arbeit, beschließt Louis Althusser, eine Art Lehrbuch zu verfassen, das die Philosophie auch für Laien zugänglich macht: „Einleitung in die Philosophie für Nichtphilosophen“ ist das bestechende Ergebnis. Der vorliegende Band ist keineswegs ein schlichtes populär-wissenschaftliches Einführungswerk – Louis Althusser liefert hier den Niederschlag seiner grundlegenden Thesen hinsichtlich der Themen Ideologie, Wissenschaft und Religion wie auch des Begriffs der Praxis, der für sein Denken zentral ist und hier wie nirgendwo anders Profil erhält. Dieses Buch stellt einen Augenblick der Synthese im Werk Althussers dar, eine funkelnde Momentaufnahme einer der einflussreichsten Philosophien des späten 20. Jahrhunderts, eine kristallklare Einführung in deren Hauptkategorien – und zugleich ein Manifest für das Denken der Zukunft. Ein Denken, von dessen brennender Relevanz der Erfolg derer zeugt, die als Althussers ‚Kinder‘ gelten dürfen. Von Jacques Rancière bis Alain Badiou, von Slavoj Žižek bis Étienne Balibar – seine Schüler verdanken ihm, noch dort, wo sie sich von ihm kritisch abgrenzen, wesentliche Impulse.
Mit der Frage, wie bestimmte Ideologien und ihre Apparate die Klassenstruktur kapitalistischer Gesellschaften aufrechterhalten, zielt Althusser auf ein Grundproblem marxistischer Interventionen.
Endlich! Althussers epochales Werk wurde erstmals ins Deutsche übersetzt. Trotz seiner Veröffentlichung vor 50 Jahren blieb es in Deutschland, selbst während der intensiven Marx-Diskussion der 70er Jahre, weitgehend unbeachtet. Die neue Übersetzung kommt zu einem idealen Zeitpunkt und kann der wiederbelebten kritischen Auseinandersetzung mit Marx‘ Werk wichtigen Auftrieb geben. Sie kritisiert das hermeneutische, historistische und irrationalistische Erbe, das immer noch auf der akademischen Philosophie lastet. Nur so kann das kritische Potenzial der Kapital-Lektüre in der aktuellen wissenschaftlichen und politischen Debatte entfaltet werden, während gleichzeitig die deutsche Diskussion für globale Debatten geöffnet und fruchtbar gemacht wird. Zusammen mit Althussers philosophischen Interventionen unter dem Titel Für Marx markiert dieses Werk einen radikalen Neubeginn der Debatte über den Marxismus. Es stellt zentrale Fragen: Was ist der wissenschaftliche Durchbruch, den Marx in seiner „Kritik der politischen Ökonomie“ erreicht hat? Welche Grundlagen liefert dieser Durchbruch für eine Politik gegen die Herrschaft der kapitalistischen Produktionsweisen? Und wie kann kritisches Philosophieren dazu beitragen, dass wissenschaftliche Forschung und revolutionäre Politik sich behaupten? Um diese Fragen zu bearbeiten, bleibt die Lektüre des Kapitals unerlässlich – und dieses Buch unterstützt dabei, die Kapital-Lektüre auf diese Fragen
Marx in seinen Grenzen
und andere Texte
Louis Althusser ist vor allem für seine epistemologische Marx-Lektüre bekannt, die zwischen einem idealistischen jungen und einem materialistischen reifen Marx unterscheidet. Wenig Beachtung fand jedoch, dass Althusser seine philosophischen Arbeiten als politische Interventionen innerhalb der Kommunistischen Partei verstand, der er lange angehörte. In den 1970er Jahren wurde sein Verhältnis zur Partei spannungsvoller, da sie keine Politik aus den neuen Massenbewegungen formulieren konnte. Die hier versammelten Texte führen die Krise des Marxismus auf dessen innere Grenzen zurück und eröffnen neue politische Wege. Althusser argumentiert, dass der Marxismus weder über eine Theorie des Staates noch der Politik verfügt, die wir in ihrer Eigenständigkeit denken müssen, um dem staatlichen Werden der Partei in der Sowjetunion entgegenzutreten. Er greift in die Diskussion ein, die um die „Diktatur des Proletariats“ unter westeuropäischen Kommunistischen Parteien entbrannte. Den Abschied von dieser Diktatur erkennt Althusser nicht als Demokratisierung, sondern als Fortsetzung des Stalinismus, da er den politischen Initiativen der Massen widerspricht. In seinem fragmentarischen Werk „Marx in seinen Grenzen“ liest er erneut Marx und andere Klassiker, um ein anderes Denken von Ideologie, Partei, Staat und Politik zu entwickeln und die Grenzen von Marx’ Denken zu hinterfragen. So kann eine historische Bilanz des Marxismus gezogen werden, d


