Sette Racconti
Lektüre
Alberto Moravia (* 28. November 1907 in Rom; † 26. September 1990 ebenda; eigentlich Alberto Pincherle) war ein italienischer Schriftsteller und Politiker.
Lektüre
Ein etwas außergewöhnliches Gespräch
Alle diese neun handfest zupackenden Erzählungen habeneinen Ich-Erzähler. Alberto Moravia, der Meister des italienischen “psychologischen Realismus”, schlüpft jedesmal in eine andere Rolle. Er ist nacheinander- ein Schuhmacher, dem die Ehefrau durchgebrannt ist und der dadurch eine Bewusstseinsspaltung erleidet- der Onkel eines empfindsamen Schulmädchens, das amLeben verzagt; weswegen?- der Hausmeister eines Mietshauses, in dem oben ein romantisch humanistischer Professor wohnt;- der nichtsnutzige (aber ganz nette) Sohn einer alles verzeihenden Mutter- ein Junge, den die Angst vor einem elterlich verordneten Landaufenthalt über den Kopf wächst;- ein stadtstreichender Hochstapler und Schmarotzer, dessen witziger Trick ein einziges Mal danebengeht- ein Vater von viel zu vielen Kindern und Ehemann einer elementar mütterlichen Frau,- ein junger Friseur, der mit seinem Seniorpartner und Schwager wegen einer jungen Nachbarin aneinandergerät;- ein Kellner (später Lastwagenfahrer), der ein Landmädchen auf einsamer Höhe bemerkt.Der so vielfältige Ich-Erzähler und alle Gestalten, die er darstellt, sind “Kleine Leute” in Rom: eine Gesellschaft, von der die Rom-Touristen wenig oder nichts wissen und die doch, bei aller Armseligkeit, erstaunlich viel Verstand und Herz zum Vorschein kommen lässt.Italienischer Originaltext und deutsche Übersetzung stehen in Paralleldruck einander gegenüber. Texte für Könner.
Novelle
Er himmelt sie an, sie lügt ihm das Blaue vom Himmel herunter: eine Abenteuernovelle von Räubern und Gendarmen, über Betrug und Freiheit. Diese bisher nicht übersetzte Erzählung von Moravia ist eine der schönsten Geschichten über seine ewigen Themen: die Schwierigkeiten der Liebe zwischen Mann und Frau, Lug und Betrug und die Sehnsucht nach Freiheit.
Alberto Moravia ist ein Meister des Voyeurismus und enthüllt verborgene Details des Lebens. In der Erzählung "Höhlen" bemerkt der Leser das Zucken einer Ehefrau, während in der Titelerzählung ein Dieb einer intimen Szene beiwohnt und das Stehlen vergisst. Diese kurzen Episoden vermitteln eine eindringliche Dramatik.
Eine Auswahl aus über dreihundert Erzählungen, die Moravia als legitimen Nachfahr der italienischen Novellisten zeigt: Was zählt, ist die Liebe. Wie gewinnt man sie, wie verteidigt man sie, wie geht sie verloren? Am aufregendsten sind Moravias Paarbildungen: Wie und wodurch werden gerade diese Frau und dieser Mann ein Paar? Durch Blicke, Reden, Arbeit, ein gemeinsames Bad oder ein gemeinsames Bett? Und wie verhalten sich dabei, ach, die Frauen? Auf wenigen Seiten vermag Moravia Schicksale zu erzählen, drastisch, und dennoch lebendig, unsentimental, fast heiter. Ein Erzähler, der nicht nur als Mann, sondern auch als Frau auftritt und jedes Mal förmlich in seinen Figuren verschwindet – ein Voyeur von innen.
Ist er nicht reizend? - Römische Erzählungen - bk526; Rowohlt Verlag; Alberto Moravia; pocket_book; 1996