Jorge Semprún, ein Zeitzeuge der großen politischen Umwälzungen des 20. Jahrhunderts, verwandelte seine Erfahrungen im Kampf gegen totalitäre Regime in Literatur. Sein Werk erkundet tiefgründig die Tragödien und Schrecken der jüngsten Geschichte, geprägt von seinen persönlichen Erlebnissen, einschließlich der Inhaftierung in Buchenwald. Semprún thematisiert das komplexe Zusammenspiel von Erinnerung, Geschichte und Schriftstellerei, oft mit Fokus auf ethische Dilemmata und menschliche Widerstandsfähigkeit. Seine einzigartige literarische Stimme spiegelt seine aktive Beteiligung am politischen Widerstand wider, wobei er die Literatur als ein entscheidendes Mittel zur Bewältigung und Auseinandersetzung mit einer traumatischen Vergangenheit betrachtete.
Ein Gespräch zwischen zwei Überlebenden der Konzentrationslager: Jorge Semprún, dem Widerstandskämpfer, der 1943 in deutsche Gefangenschaft gerät, danach in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert wird; Elie Wiesel, 1944 als Jude zunächst nach Auschwitz gebracht, wo mehrere seiner Familienmitglieder umkommen, dann nach Buchenwald verlegt, wo auch sein Vater stirbt. Dieses Gespräch beschwört die gemeinsamen wie die unterschiedlichen Erfahrungen von Jorge Semprún und Elie Wiesel, die exemplarisch sind für viele Opfer des Nazi-Terrors. Sie sprechen über die schwierige Aufnahme nach der Befreiung, über Erinnerung und Schreiben.
Federico Sánchez verabschiedet sich erzählt die unwahrscheinliche politische Karriere des Ex-Kommunisten, Widerstandskämpfers, KZ-Überlebenden und Schriftstellers Jorge Semprún, der 1988 als parteiloser Kulturminister in das Kabinett des spanischen Ministerpräsidenten Felipe González berufen wurde. Entschieden im Urteil, ironisch im Tonfall berichtet Semprún von seinen Erfahrungen mit der Macht, politischen Ränkespielen und Intrigen – und dem eigenen Scheitern. Dabei entsteht nicht nur eine kritische Bestandsaufnahme der jungen spanischen Demokratie, sondern zugleich ein faszinierendes Selbstportraits des Autors: Semprún versammelt die Bruchstücke seines Lebens, lässt sein assoziatives Gedächtnis zu wichtigen Stationen der Biografie wandern und begibt sich immer wieder auf die Suche nach der absurden Komik des Lebens. Federico Sánchez verabschiedet sich ist eine faszinierende Anatomie der Macht, gewonnen aus Innenansichten der jungen spanischen Demokratie. Vor allem aber ist es Lebensbericht, Rückblick auf die exemplarische Biografie eines großen europäischen Intellektuellen des 20. Jahrhunderts.
Schreiben oder Leben: Jorge Semprun schreibt »seine« deutsche Geschichte fort, bringt sie mit der Schilderung der unmittelbaren Stunden und Tage der Befreiung Buchenwalds durch alliierte Truppen im März 1945 zu einem Ende – wenn es denn ein Ende »dieser« Geschichte für ihn je geben sollte.
Jorge Semprún wurde am 10. Dezember 1923 in Madrid geboren. Mit 14 Jahren musste er bei Beginn des spanischen Bürgerkrieges mit seiner Familie nach Paris fliehen. Dort besuchte er das Lycée Henri IV und studiert Philosophie an der Sorbonne. 1941 trat er unter dem Pseudonym ›Gérard‹ der kommunistischen Résistance-Bewegung ›Francs-Tireurs et Partisans‹ bei. Die deutsche Gestapo verhaftete ihn 1943, und Semprun wurde in das KZ Buchenwald deportiert. Nach der Befreiung 1945 kehrte er nach Paris zurück. Ab 1953 koordinierte er als Mitglied des ZK der spanischen Exil-KP im Geheimen den Widerstand gegen das Franco-Regime in Paris. Unter dem Pseudonym Federico Sánchez arbeitete er zwischen 1957 und 1962 im Untergrund der kommunistischen Partei im franquistischen Spanien. 1964 wurde er wegen Abweichung von der Parteilinie aus der KP ausgeschlossen. Seitdem widmete sich Semprun seiner schriftstellerischen Tätigkeit. In den sechziger Jahren wurde er erstmals als Drehbuchautor bekannt; mit berühmten Filmen wie beispielsweise La guerre est finie (Der Krieg ist aus) von 1966, Z von 1968 und L'aveu (Das Geständnis) von 1970. Nach seiner Amtszeit als spanischer Kultusminister von 1988 - 1991 lebte Jorge Semprún bis zu seinem Tod (2011) in Paris.
In diesen »Überlebensübungen« rekapituliert Jorge Semprún die prägenden Situationen und Erfahrungen seiner frühen Jahre. Er fragt: Wie kann einer überleben, der jeden Moment damit rechnen muss, verhaftet zu werden? Und nicht nur überleben, sondern überdies politisch handeln, verschiedene Missionen als Kämpfer der Résistance ausführen, und zwar in beständiger Todesgefahr? Dabei rückt Semprún eine Erfahrung in den Mittelpunkt, die den moralischen Glutkern seines gesamten späteren Denkens und Schreibens bilden sollte – die Erfahrung der Folter. Mit unverstelltem Blick für das Schlimme nähert sich Semprún diesen qualvollen, nicht erzählbaren und deshalb umso bedrohlicheren Momenten seiner Vergangenheit, in Andeutungen und Evokationen von bleibenden Schreckensreflexen. Und behauptet so – auch dies eine fundamentale Einübung ins Überleben – die unveräußerliche Würde des Einzelnen gegen den menschenverachtenden Lärm, den Furor der Geschichte.
Jorge Semprún wurde am 10. Dezember 1923 in Madrid geboren. Mit 14 Jahren musste er bei Beginn des spanischen Bürgerkrieges mit seiner Familie nach Paris fliehen. Dort besuchte er das Lycée Henri IV und studiert Philosophie an der Sorbonne. 1941 trat er unter dem Pseudonym ›Gérard‹ der kommunistischen Résistance-Bewegung ›Francs-Tireurs et Partisans‹ bei. Die deutsche Gestapo verhaftete ihn 1943, und Semprun wurde in das KZ Buchenwald deportiert. Nach der Befreiung 1945 kehrte er nach Paris zurück. Ab 1953 koordinierte er als Mitglied des ZK der spanischen Exil-KP im Geheimen den Widerstand gegen das Franco-Regime in Paris. Unter dem Pseudonym Federico Sánchez arbeitete er zwischen 1957 und 1962 im Untergrund der kommunistischen Partei im franquistischen Spanien. 1964 wurde er wegen Abweichung von der Parteilinie aus der KP ausgeschlossen. Seitdem widmete sich Semprun seiner schriftstellerischen Tätigkeit. In den sechziger Jahren wurde er erstmals als Drehbuchautor bekannt; mit berühmten Filmen wie beispielsweise La guerre est finie (Der Krieg ist aus) von 1966, Z von 1968 und L'aveu (Das Geständnis) von 1970. Nach seiner Amtszeit als spanischer Kultusminister von 1988 - 1991 lebte Jorge Semprún bis zu seinem Tod (2011) in Paris. Eva Moldenhauer, 1934 in Frankfurt am Main geboren, war seit 1964 als Übersetzerin tätig. Sie übersetzte Literatur und wissenschaftliche Schriften französischsprachiger Autoren ins Deutsche, u. a. von Claude Simon, Jorge Semprún, Marcel Mauss, Mircea Eliade, Gilles Deleuze und Lévi-Strauss. Sie wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u. a. mit dem Helmut-M.-Braem-Übersetzerpreis und dem Paul-Celan-Preis. Eva Moldenhauer verstarb am 22. April 2019.
Ramón Mercader ist der Name des Mörders von Leo Trotzki. Dieser Name steht für die blutige Geschichte, die von der Oktoberrevolution bis zur Ermordung dessen führte, der ihr zum Sieg verhalf. Ramón Mercader ist auch der Deckname des Helden dieses Romans, der als sowjetischer Geheimagent in Spanien arbeitet und in Amsterdam in einen tödlichen Kampf mit dem CIA gerät. Diese Namensgleichheit erregt bei allen, die in diesen Kampf hineingezogen werden, Bestürzung und Schrecken: Wird diese blutige Geschichte eines Tages enden? Wird die Utopie, für die man kämpft, eines Tages Wirklichkeit werden?
Bedeutende Schriftsteller haben ein Lebensthema. Jorge Semprun wurde sein Thema von der katastrophischen Geschichte des 20. Jahrhunderts aufgezwungen: Der Sieg von General Franco zwang seine Familie nach Frankreich ins Exil, dort schloß er sich der Résistance an, wurde verhaftet und 1943 ins Konzentrationslager Buchenwald deportiert, dessen Befreiung im April 1945 er erlebt. Unaufhörlich umkreist Jorge Semprun in seinen Romanen diese Erfahrungen, die sich der Erinnerung, Beschreibung und Erklärung zu entziehen versuchen, gleichzeitig sein Leben bis in die privatesten Bereiche prägen. In Was für ein schöner Sonntag! erzählt Jorge Semprun von einem sonnigen Wintersonntag des Jahres 1944 im KZ Buchenwald. Ausgehend von der Erinnerung an diesen Tag umgreift der große Roman den Alltag im Vernichtungslager und die Überlebensstrategien - und stellt den Ausgangspunkt für ein ausgreifendes autobiographisches Gesamtporträt dar: von der Kindheit in Madrid bis zur Tätigkeit als Untergrundführer der spanischen kommunistischen Partei, dem Ausschluß aus der Partei - und den Beginn des eigenen Schreibens.