"Oft hatte Georg Klein plötzlich das Gefühl, in ein Niemandsland geraten zu sein. Er ist weg aus seiner Welt, in die er auch nicht mehr zurück kann, in die er auch gar nicht will, weil ihm schon vor der Vorstellung graut, wieder in einer Fabrik zu stehen, noch dazu unter Menschen, die in ihm längst einen Gegner sehen, und in die andere Welt kommt er einfach nicht hinein, und wenn er sich schon manchmal in ihr drinnen glaubt, dann merkt er doch, daß er hier nicht daheim ist." Gernot Wolfgruber erzählt die Geschichte eines sozialen Aufsteigers. Dabei ist aber nicht von einer außergewöhnlichen Karriere die Rede, sondern nur vom Schritt eines Arbeiters in die Welt der Angestellten hinein. Dieser Schritt sieht jedoch nur von außen kurz und einfach aus, während er für den Betroffenen selbst die völlige Änderung seiner Person bedeutet, zumindest bedeuten kann. Um in der ihm neuen Welt wirklich akzeptiert zu werden, hat der Aufsteiger Georg Klein ja keine andere Möglichkeit, als zu versuchen, genauso zu werden wie die Menschen aus dieser Welt, sich anzupassen und die eigene Vergangenheit aus sich hinauszuwerfen. Damit aber werden ihm alle bisherigen Erfahrungen unbrauchbar, sodaß er sich nicht mehr spontan, nicht mehr irgendwie verhalten kann, sondern jeden Schritt schon vorher kalkulieren muß, ob er für den neuen Georg Klein auch passend ist. Das, was ihm früher das Einfachste und Selbstverständlichste war, wird ihm so zum Problem.
Gernot Wolfgruber Bücher






Der Jagdgast
- 130 Seiten
- 5 Lesestunden
German
"'In diesem Erstlingsroman wird eine exemplarische Geschichte aufgerollt', so las man es damals in der Süddeutsche Zeitung, nachdem Gernot Wolfgrubers Roman 'Auf freiem Fuß' erschienen war. Damit trat jemand auf den Plan, der das Erzählen wie selbstverständlich beherrschte und mit einem von Erfahrung geschärften Blick eine Welt ins Auge fasste, die bis dahin (und seither) kaum je für literatur'würdig' erachtet wurde: die Welt der Arbeitenden, die weiterkommen wollen auf der sozialen Leiter und doch von nichts weiter entfernt sind als davon, Karrieristen zu sein. Das gilt auch ganz entschieden für den Helden dieses Romans, der in einer Textildruckerei eine Lehre beginnt und rasch wahrnimmt, wie Arbeit und Leben immer mehr auseinanderdriften und ihn zu einem Spagat zwingen, der ihn zu Fall bringen kann. Gernot Wolfgruber bleibt diesem jungen Mann unnachsichtig, aber mit erzählerischer Loyalität an der Seite. 'Ein Roman von seltener Intensität: Wer denn außer Wolfgruber beschreibt in der deutschsprachigen Literatur psychische Zerstörungen einer umrissenen sozialen Figur mit so erlebten, ganz und gar unausgeborgten Sätzen und in solcher Dichte?'(Stephan Reinhardt, WDR)"
In "Die Nähe der Sonne" kehrt Stefan Zell nach dem Tod seiner Eltern aus dem Urlaub zurück und steht vor persönlichen Herausforderungen, insbesondere in seiner Beziehung zu Hanna, die ein Kind möchte. Auf seinem Weg zu ihr sucht er nach intensiven Erlebnissen und Glück, trifft jedoch auf Gefahren und Konflikte. Es ist Gernot Wolfgrubers letztes Werk.



