Albert Drachs erster Roman, entstanden im Exil, erzählt von Schmul Leib Zwetschkenbaum, einem Talmudschüler, dessen Schicksal sich durch den Genuss fremder Zwetschken wendet. Die Geschichte ist eine Odyssee durch das untergehende Österreich-Ungarn und beleuchtet Drachs besondere literarische Stellung nach 1945.
Über die literaturhistorische Einordnung von Albert Drach wurde in den Feuilletons bereits gestritten, bevor er einem breiteren Publikum auch nur dem Namen nach bekannt war. Meist wurde der praktizierende Jurist pauschal zum Nachfolger eines Herzmanovsky-Orlando erklärt, womit beiden Schriftstellern Gewalt angetan wurde. Drach ist in thematischer wie stilistischer Hinsicht durchaus eigenständig, was nicht zuletzt der vorliegende Roman nachdrücklich unter Beweis stellt. Untersuchung an Mädeln gehört zur heute so populären Gattung des Gerichtsromans, doch damit hört die Verwandtschaft zu Grisham und Konsorten auch schon auf. In durchgängig konjunktivistischem Protokollstil schildert Drach, wie die beiden Mädel Stella Blumentrost und Esmaralda Nepalek beim Autostoppen an den grobschlächtigen Stechviehhändler Joseph Thugut geraten und von ihm vergewaltigt werden. Schließlich gelingt es ihnen, den Mann niederzuschlagen und mit seinem Wagen zu fliehen. Allerdings werden sie bald von einer Ordnungskraft aufgegriffen und der örtlichen Behörde überstellt. Die Anklage lautet auf Mord, obwohl oder gerade weil vom Viehhändler jede Spur fehlt. Mit akribischer Genauigkeit wird nun das Vorleben der beiden jungen Frauen in Augenschein genommen, stets mit dem Blick darauf, ob es geeignet ist, sie weiter zu belasten. Bürokratische Halsstarrigkeit und lüsterne Altmännerfantasien passen den wirklichen Verlauf der Ereignisse den Erwartungen an, was Drach wortgewaltig auf den Punkt bringt: \"Und es kommt nicht darauf an, ob der Mord wirklich geschehen ist. Es genügt, dass er angenommen wird. Und das Gericht hat nicht zu suchen, ob irgendwo ein Zweifel vorhanden ist. Es hat den Zweifel aus der Welt zu schaffen, indem es urteilt.\" Der vorliegende Band eröffnet eine Werkausgabe des Autors, den das Times Literary Supplement bereits 1968 in einem Atemzug mit Elias Canetti zu den \"bedeutendsten Avantgardisten deutscher Zunge\" zählte und der aus Anlass seines 100. Geburtstages mit einer umfangreichen Biografie gewürdigt wurde. Die Untersuchung an Mädeln zeigt Drach auf dem Höhepunkt seiner Kunst: Trotz ihres auf den ersten Blick eher trockenen Stils ist sie von Anfang bis Ende mitreißend -- das Musterstück eines Kriminalromans als Sittenbild. Schade nur, das dergleichen hier zu Lande nicht mehr Schule gemacht hat. Umso eher sollte diese Neuausgabe Beachtung finden. --Hannes Riffel
Die Zeit zwischen 1935 und dem »Anschluß« Österreichs an das Deutsche Reich 1938 beschreibt Albert Drach in »Z. Z.«. Am Schicksal des Sohnes, das sein eigenes ist, zeigt er die allmähliche Entmündigung, Demütigung und Denunziation der Juden. Nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern mit seinem typisch zynischen Humor hat Drach eines der ungewöhnlichsten, provokantesten und zugleich eines der persönlichsten Bücher über die dreißiger Jahre in Österreich geschrieben.
Der Autor schildert in seinem unnachahmlich ironischen Ton seine Odyssee durch Frankreich 1942–1945 auf der Flucht vor der Gestapo und seinen Weg durch die Internierungslager. Seine Begegnungen mit bekannten und unbekannten Persönlichkeiten der Emigration ergeben ein lebendiges Zeitzeugnis.
»[Albert Drachs Literatur] ist den Lesern in keinem Moment entgegengekommen, aber wer sich von ihr nicht abweisen ließ, hatte Teil an einigen der abgründigsten Höhepunkte deutschsprachiger Erzählkunst im 20. Jahrhundert ...« Frankfurter Rundschau Es beginnt beinahe harmlos: Weil er ohne Ausweispapiere unter dem gleichnamigen Baum angetroffen wird, unterstellt die österreichische Justiz dem Juden Schmul Leib Zwetschkenbaum, sich an dessen Früchten delektiert zu haben. Ein Protokoll wird angefertigt, wie das in einem Rechtsstaat üblich ist, ›Das große Protokoll gegen Zwetschkenbaum‹. Doch dieses Protokoll dient nicht der Wahrheitsfindung, sondern kehrt sich gegen einen Unschuldigen, der sich weder wehren kann noch will. Im Herrschaftsanspruch der Sprache zeigt sich die Unmenschlichkeit ihrer Benutzer und des Staates, dem sie dienen.
Die Erlebnisse während der Flucht vor den Nationalsozialisten werden in diesem autobiographischen Roman eindrucksvoll dargestellt. Albert Drach schildert mit einer Mischung aus Chuzpe und Glück, wie sein Alter Ego Pierre Coucou als legitimierter Nichtjude in einem abgelegenen Dorf in Südfrankreich überlebt. Mit provokanter Ironie und einem lakonischen Stil reflektiert Drach die Herausforderungen der Exiljahre, geprägt von Angst, bürokratischer Willkür und der ständigen Gefahr der Denunziation.
In diesem Band mit drei Erzählungen, der zum 90. Geburtstag des Autors erschien, zeigt Albert Drach erneut sein Meisterschaft im Erzählen böser Geschichten. Mit seinem Protokollstil schildert er schonungslos abwegige Gelüste und Brutalität, wobei die Demaskierung des Bösen aus einem scharfsichtigen Moralismus resultiert.
In "Z.Z. - das ist die Zwischenzeit" schildert Albert Drach die Zeit zwischen der Ermordung des österreichischen Kanzlers Dollfuß und dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich. Am Schicksal eines namenlosen jüdischen Protagonisten zeigt er Entmündigung und Demütigung, verknüpft mit seinem eigenen Schicksal und einem zynischen Humor.