Ende des Staates - Anfang der Bürgergesellschaft
- 254 Seiten
- 9 Lesestunden






Die documenta steht unter Druck durch Antisemitismusvorwürfe und strukturelle Mängel, was ihre Zukunft gefährdet. Reformen werden gefordert, um antisemitische Positionen auszuschließen. Hans Eichel, ehemaliger Oberbürgermeister und Ministerpräsident, äußert sich engagiert zu den aktuellen Herausforderungen und plädiert für Kunstfreiheit.
für Sprachtherapeuten
Vorschläge zur Wiederbelebung politischer Beteiligung
Das Land Hessen begeht die Gedenktage seiner Verfassung in einer Tradition der Zurückhaltung. Es vergingen 30 Jahre, bis die Landesregierung und der Hessische Landtag es für vertretbar hielten, den Stand der Verfassungs- und Verwaltungsentwicklung in einer Festschrift zu dokumentieren. Erwin Stein, Herausgeber und einer der Verfassungsväter, sah dies als Möglichkeit einer vorläufigen Bilanz, obwohl die Verfassung bereits einer Generation als Grundlage für die politische Gestaltung diente. Diese Zurückhaltung könnte aus den Zweifeln resultieren, die aus den Katastrophen des Jahrhunderts entstanden sind, ob die rechts- und sozialstaatliche Demokratie der Hessischen Verfassung von den Bürgerinnen und Bürgern nicht nur als Staatsform akzeptiert, sondern auch als Lebensform verstanden wurde. Heute, nach 50 Jahren in Kraft, ist diese Verfassung die älteste Nachkriegsverfassung eines deutschen Landes. Der Zeitablauf hat die frühere Skepsis als unbegründet erwiesen. Die Hessische Verfassung hat sich bewährt und fungiert nicht nur als verlässliche Rahmenordnung und funktionierendes „instrument of government“, sondern auch als anerkannte Grundlage der demokratischen politischen Kultur unseres Landes.
Eine unvollendete Geschichte
„Männer und Frauen sind gleichberechtigt“. Der hartnäckige Einsatz von Elisabeth Selbert und ihren Mitstreiterinnen und Mitstreitern im Parlamentarischen Rat war entscheidend, um diese Selbstverständlichkeit 1949 gegen die ursprüngliche Ablehnung der männerdominierten Versammlung durchzusetzen. Selbert, eine oft vergessene Vorkämpferin der Gleichberechtigung, steht im Mittelpunkt dieses Sammelbandes, herausgegeben von Hans Eichel und Barbara Stolterfoht. Ihr Engagement hat die deutsche Gesellschaft nachhaltig verändert. Zehn reich bebilderte Beiträge von verschiedenen Autoren beleuchten, was in Deutschland in Bezug auf Gleichberechtigung erreicht wurde, wo wir heute stehen und was noch geschehen muss, damit Frauen und Männer tatsächlich gleichberechtigt sind. Themen sind unter anderem, wie die Gleichberechtigung ins Grundgesetz kam und die Rolle Selberts dabei, die Frauenförderung im Kasseler Rathaus sowie der Elisabeth-Selbert-Preis. Neben einem familiären Blick auf Selberts Person werden auch die Familienrechtsreform und die Geschichte der Gleichstellung der Frauen im Arbeitsleben aus gewerkschaftlicher und unternehmerischer Sicht behandelt. Zudem wird der ARD Spielfilm „Sternstunde ihres Lebens“ thematisiert, einschließlich eines Interviews mit der Schauspielerin Iris Berben über ihre Rolle als Elisabeth Selbert.
Die documenta ist die bedeutendste Ausstellung für Gegenwartskunst, gegründet 1955 von Arnold Bode als „Museum der 100 Tage“. Alle fünf Jahre wird sie zu einem einzigartigen Ereignis, das über zeitgenössische Themen, Diskurse und Ästhetiken informiert. Sie verbindet auf besondere Weise globale Tendenzen mit der „Erdlokalität“ Kassels. Die Geschichte der documenta ist nicht nur von künstlerischer Strahlkraft geprägt, sondern auch ein Beispiel für ein freiheitlich-demokratisches Kunstverständnis, das über Markt und Macht hinausgeht. Herausgeber Hans Eichel und zahlreiche Autoren reflektieren nicht nur die 60-jährige Geschichte der documenta, sondern stellen auch die Bedeutung der temporären Ausstellung für die Stadt Kassel und ihre Institutionen sowie Zukunftsperspektiven im 21. Jahrhundert in den Mittelpunkt. Das Buch enthält Beiträge von den künstlerischen Leitern der documenta, darunter Manfred Schneckenburger, Rudi Fuchs, Catherine David, Okwui Enwezor, Roger M. Buergel, Carolyn Christov-Bakargiev und Adam Szymczyk, sowie Texte von weiteren Autoren wie Joel Baumann, René Block, Alexander Farenholtz und vielen mehr.