Michael Brenner Bücher







Bis zu diesem bemerkenswerten Buch hatten wir nur eine vage Vorstellung von der spezifisch jüdischen Kultur der Weimarer Zeit. Michael Brenner zeigt, dass das Weimarer Judentum sich intensiver mit seinem jüdischen Erbe auseinandersetzte, als bislang bekannt. Sein gründlich recherchiertes und überzeugend argumentiertes Werk wird Historiker und interessierte Leser gleichermaßen beeindrucken. Nach dem Ersten Weltkrieg nahm die jüdische Teilhabe an der deutschen Gesellschaft zu, doch eine vollständige Assimilation fand nicht statt. Im Gegenteil, die jüdische Bevölkerung der Weimarer Republik wurde sich zunehmend ihres Jüdischseins bewusst und schuf neue Formen einer deutsch-jüdischen Kultur in Literatur, Musik, bildenden Künsten, Bildungswesen und Wissenschaft. Brenner bietet die erste systematische Studie über diese Kultur und zeichnet ein faszinierendes Portrait von Menschen, die ihre jüdische Identität neu definieren. Die deutschen Juden vor 1933 wählten weder einen radikalen Bruch mit der Vergangenheit noch eine Rückkehr zur Tradition. Stattdessen kleideten sie jüdische Traditionen in moderne kulturelle Ausdrucksformen. So wurden klassische jüdische Texte durch moderne Übersetzungen zugänglich, Kultgegenstände in jüdischen Museen säkular präsentiert, und musikalische Arrangements bearbeiteten die Synagogenliturgie für ein Konzertpublikum. Brenners Buch schildert den produktiven Elan der Weimarer Epoche und leistet einen wichti
Der lange Schatten der Revolution
Juden und Antisemiten in Hitlers München 1918 bis 1923
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde München zum Schauplatz ungewöhnlicher politischer Konstellationen: Kurt Eisner wurde im November 1918 der erste jüdische Ministerpräsident eines deutschen Staates, während jüdische Schriftsteller wie Gustav Landauer, Ernst Toller und Erich Mühsam sich im April 1919 für die Räterepubliken engagierten. Die jüdische Gemeinde war eher konservativ ausgerichtet, und selbst die orthodoxen Mitglieder besuchten nach dem Synagogenbesuch gerne das Hofbräuhaus. Doch Anfang der zwanziger Jahre gab es bereits einen Nazi als Polizeipräsidenten, antijüdische Tendenzen in Politik, Presse und Kirche sowie Judenausweisungen und offene Gewalt gegen jüdische Bürger auf der Straße. Die »Stadt Hitlers« wie Thomas Mann die spätere »Hauptstadt der Bewegung« bereits im Juli 1923 nannte, wurde zum Ausgangspunkt für den beispiellosen Aufstieg der hier gegründeten nationalsozialistischen Partei.
Geschichte der Juden in Deutschland von 1945 bis zur Gegenwart
Politik, Kultur und Gesellschaft
- 542 Seiten
- 19 Lesestunden
Erstmals schildert dieser Band auf der Grundlage breiter Archivrecherchen, wie jüdisches Leben sich nach dem Holocaust über sechs Jahrzehnte in Deutschland entfaltete, welche Rolle es für die deutsche Gesellschaft in West und Ost spielte und wie im wiedervereinigten Deutschland durch die Zuwanderung aus der ehemaligen Sowjetunion die am schnellsten wachsende jüdische Gemeinde der Welt entstand. Nach dem Holocaust galt Deutschland den meisten Juden als „blutgetränkte Erde“, auf der jüdisches Leben unmöglich erschien. Dennoch bildete in den ersten Nachkriegsjahren das besetzte Deutschland eine Durchgangsstation für jüdische Überlebende aus Osteuropa. Ein kleiner Teil von ihnen blieb und baute gemeinsam mit überlebenden und aus dem Exil zurückgekehrten deutschen Juden wieder jüdische Gemeinden auf. International renommierte Zeithistoriker beschreiben die Entwicklung der Gemeinden, die Politik des Zentralrats und seiner Vorsitzenden, die „Wiedergutmachung“ sowie den Umgang mit altem und neuem Antisemitismus. Das Buch dürfte für längere Zeit zum Standardwerk über das jüdische Leben in Deutschland seit 1945 werden. Die Autorinnen und Autoren: Dan Diner (Jerusalem, Leipzig), Norbert Frei (Jena), Lena Gorelik (München), Constantin Goschler (Bochum), Atina Grossmann (New York), Anthony Kauders (Keele, München), Tamar Lewinsky (Basel), Yfaat Weiss (Jerusalem).
Propheten des Vergangenen
Jüdische Geschichtsschreibung im 19. und 20. Jahrhundert
- 400 Seiten
- 14 Lesestunden
Moderne Historiker werden als "Propheten des Vergangenen" betrachtet, die die komplexe Geschichte der Juden aus verschiedenen Perspektiven und Interessen beleuchten. Die Debatte über die jüdische Geschichte als nationale, religiöse, soziale oder rassische Erzählung wird eingehend untersucht. Zudem bietet das Werk einen faszinierenden Überblick über die unterschiedlichen Bilder des Judentums in einer Zeit, die von ideologischen Strömungen geprägt ist.
Michael Brenner erzählt die wechselvolle Geschichte der Juden über 3000 Jahre und fünf Kontinente klar und anschaulich. Er beleuchtet zentrale Themen wie den Holocaust, die Geschichte Israels und das amerikanische Judentum, beginnend in biblischer Zeit. Zahlreiche Abbildungen bieten neue Einblicke und ergänzen den Text. Oft wird die jüdische Geschichte auf Verfolgungen und den Holocaust reduziert, doch dieses Werk öffnet den Blick für ein vielschichtigeres Bild, das auch den fruchtbaren Austausch mit anderen Kulturen umfasst. Trotz ihrer Rolle als kleine Minderheit hinterließen die Juden bedeutende Spuren in vielen Kulturen, prägten große Weltreligionen und entwickelten eigene Lebenswelten. Brenner schildert prägnant und anhand treffender Beispiele die facettenreiche Geschichte einer Nation und Religion. Er nimmt die Leser mit auf eine Weltreise vom Vorderen Orient über die griechische und römische Welt, maurisches Spanien und Mitteleuropa bis nach Osteuropa, Israel und Amerika. So entsteht ein faszinierendes Panorama einer Geschichte, die durch ihre vielen Brüche und erzwungenen Neuanfänge beeindruckt, während sie gleichzeitig Kontinuität und Treue zu den eigenen Wurzeln zeigt.
Juden waren über Jahrhunderte verfolgte Außenseiter. Die Gründung des Staates Israel sollte endlich eine ganz normale Heimat für sie schaffen. Doch heute sieht sich Israel selbst in der Rolle des misstrauisch beobachteten Außenseiters. Michael Brenner erklärt, wie es dazu kommen konnte, indem er erstmals die Träume und Utopien hinter der Geschichte Israels offenlegt. Israel geht uns alle an. Seine Geburt ist zutiefst dem Schicksal der Juden in Deutschland und Europa verbunden. Die Religion der meisten Menschen findet ihre Ursprünge im Gebiet des heutigen Israel, und das winzige Stück Land im Nahen Osten spielt für Menschen weltweit eine besondere Rolle. Der Traum der frühen Zionisten von einem „normalen Staat“ war daher, wie Michael Brenner zeigt, von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Er beschreibt, wie sich die Zionisten einen jüdischen Staat vorstellten, wie sich der Staat Israel seit seiner Gründung 1948 entwickelt hat und welche gegensätzlichen Visionen von Israel das Land zunehmend spalten. Wie religiös ist der jüdische Staat, und welche Grenzen soll er haben? Wer gilt in Israel als Jude und wer als israelischer Staatsbürger? Um die Geschichte und Gegenwart Israels zu verstehen, so die Quintessenz, muss man seine Träume kennen. Michael Brenners Buch öffnet eindrucksvoll und oft überraschend den Blick für diese Tiefendimension.
Geschichte des Zionismus
- 127 Seiten
- 5 Lesestunden
Anschaulich wird über die politische Bewegung informiert, die seit dem Ende des 19. Jahrhunderts die zunehmende Einwanderung von Juden nach Palästina und schliesslich die Gründung des Staates Israel im Jahre 1948 bewirkte. Es zeigt zugleich die Wurzeln des Nahostkonflikts.


