Seit über 20 Jahren verwandelt ein Bürgerkrieg ein Gebiet von der Größe Westeuropas in die Hölle auf Erden: Der Kongokrieg ist seit dem Zweiten Weltkrieg der opferreichste Konflikt überhaupt. Längst geht es nicht mehr um ethnische Gegensätze, sondern vor allem um die Kontrolle über Rohstoffe. Die Toten gehen in die Millionen, die Täter bleiben straffrei. Im Sommer 2015 realisierte Milo Rau mit seinem Team das ambitionierteste politische Theaterprojekt, das je auf die Bühne kam (The Guardian). Er lud im Kriegsgebiet Opfer, Milizionäre, Regierungsvertreter, Oppositionelle, Unternehmer und Vertreter internationaler Organisationen zum Kongo Tribunal. Dieser Band bietet einen umfassenden überblick zum größenwahnsinnigsten Kunstprojekt unserer Zeit (Radio France Internationale). Im Buch versammelt sind die wichtigsten Zeugenaussagen, Statements der internationalen Jury (u. a. der Afrika-Korrespondentin colette Braeckman, der Menschenrechtlerin Saran Kaba Jones, des Snowden-Anwalts Wolfgang Kaleck, der Soziologin Saskia Sassen, des Politikers und Künstlers Marc-Antoine Vumilia und des Gewaltforschers Harald Welzer), Reden, Interviews und Rechercheberichte von Milo Rau, die Plädoyers der Richter sowie die wichtigsten Analysen und Presseberichte.
Milo Rau Bücher






Hate Radio
Materialien, Dokumente, Theorie
1917 erschütterte die Oktoberrevolution Russland. Nur wenige Jahre später ist der Sozialismus durchgesetzt. Lenin, der Anführer der Revolution, kämpft in einem Landhaus bei Moskau gegen den körperlichen und geistigen Verfall.
Grundsätzlich unvorbereitet
99 Texte über Kunst und Gesellschaft
Milo Rau ist weltbekannt als Regisseur, Filmemacher und Aktivist. Mit dem NTGent leitet er zurzeit eines der aufregendsten Theater Europas. Auch außerhalb der Theaterwelt leistet er vielfältig Beitrag zu Debatten und beeindruckt mit erkenntnisreichen Texten. Rau nimmt Anteil, wenn er berichtet, und er stellt den Menschen ins Zentrum des Weltgeschehens, das er vermittelt, sei es aus Köln oder der Schweiz wie aus Brasilien, Irak und dem Kongo. Hinzu kommen bissige Satiren. Stets erweist sich Rau dabei als ein Beobachter, der Details sieht, die Journalist*innen verborgen bleiben. Mit den 99 Texten präsentieren die Herausgeber*innen Rolf Bossart und Kaatje De Geest eine Art Logbuch Milo Raus – eines Künstlers, der immer wieder seine eigene Position und seine Privilegien hinterfragt.
Was Theater kann
Essays und Gespräche
Theater wird als »lebendige Kunst« bezeichnet. Die Formen der darstellenden Kunst sind ständig in Bewegung und heute mehr denn je im Umbruch. Darin liegt die große Herausforderung für Theater sowie auch für Filmschaffende. In diesen neuen programmatischen Texten, in denen er sich u. a. mit dem geistigen Erbe von Hannah Arendt auseinandersetzt, beschreibt der bekannte Theaterregisseur und Autor Milo Rau die Grundlagen und Voraussetzungen seines Denkens und seiner Arbeitsweise. Er erzählt, wie er in einem globalen Realismus politische Haltung und Ästhetik in ein kreatives Spannungsverhältnis zueinander setzt. Der ausführliche Dialog mit dem niederländischen Theaterkritiker Marijn Lems umreißt Milo Raus Vision eines Theaters der Zukunft, wie er es in der Zusammenarbeit mit anderen konkret umgesetzt hat und weiter umsetzt. Ein Vorwort der Dramatikerin und Schriftstellerin Sibylle Berg würdigt die Bedeutung von Milo Raus Schaffen und ordnet dieses in die Geschichte politisch bewegter Kunst ein.
Die Zukunft ist düster. Was können, was müssen wir tun? Milo Rau über Stillstand, Protest und Engagement. In unserem Zeitalter der «totalen Gegenwart» wird die Welt nur noch als kritisierbar, nicht aber mehr als veränderbar wahrgenommen. Welche grenzüberschreitenden Protestformen erscheinen noch gerechtfertigt, wenn die Realität eh alternativlos ist? Wie wir gegen die gefühlte Untergangsstimmung angehen können, zeigt Milo Rau in seinem neuen Buch. Entlang seiner Erfahrungen als Regisseur und Aktivist spricht er darüber, wie sich die Zukunft zurückerobern lässt. In seinem radikalen Essay macht er sich auf die Suche nach neuen Formen des Denkens, Fühlens und kollektiven Handelns. Eins ist klar: Die bestehende Ordnung muss gestört werden, nachhaltig, ausdauernd, immer wieder. Überarbeitete Buchausgabe der Zürcher Poetikvorlesung 2022. «Milo Rau ist ein Genie.» Die Welt «Milo Rau ist einer der unerbittlichsten und klügsten Kritiker unserer Zeit: ein Visionär.» Jean Ziegler «Für mich hat Milo Raus Werk in seiner Aktualität, seiner unmittelbaren Wirkung und dem Erfahren von Menschlichkeit eine Bedeutung, die jede Shakespeare-Inszenierung übertrifft.» Sibylle Berg
Globaler Realismus
- 281 Seiten
- 10 Lesestunden
“The Golden Books” are a joint project by NTGent and the Berlin publisher Verbrecher Verlag. It is a series comprising programme articles on theatre, aesthetics and politics as well as background pieces on productions and projects by NTGent. A series on both the theory and the practice of a ‘city theatre of the future’. The first in this series is “Global Realism”, which will be published in autumn 2018 to coincide with the start of Milo Rau’s first season as Artistic Director of NTGent. This book is a collection of primary texts, conversations and essays on the work of Milo Rau and the IIPM (International Institute of Political Murder) over the last ten years. There will be two editions, one in German and English and one in Dutch and French. Milo Rau was born in Bern in 1977 and works as a director, writer and activist. He is the author of 50 plays, films, books and actions. His most recent works published by Verbrecher Verlag are “Die Europa Trilogie” (2016), “Das Kongo Tribunal” (2017), “Five Easy Pieces/Die 120 Tage von Sodom” (2017) and “Lenin” (2017).
Das Buch basiert auf Milo Raus Vorlesungen im Rahmen der 6. Saarbrücker Poetikdozentur für Dramatik. Detailliert legt der »derzeit einflussreichste Regisseur des Kontinents« (Die ZEIT) die komplexen gesellschaftlichen und ästhetischen Herausforderungen offen, die seine politisch-künstlerische Arbeit bestimmen. Milo Rau führt vor, was es künstlerisch bedeutet, mit größter Konsequenz dem »weitumspannenden Innenraum des Kapitals, seinen Alpträumen und Hoffnungen, seinen Unter- und Gegenwelten« nachzuspüren und eine Antwort darauf zu finden – etwa in Gestalt seines ästhetischen Leitmodells eines künstlerischen »globalen Realismus«.
Was tun?
- 67 Seiten
- 3 Lesestunden
Seit 1989 hat sich das Linkssein fundamental geändert. Wird man nach einer Definition gefragt, denkt man kaum mehr an Weltrevolution - sondern eher an entnervend kleinteilige Tagespolitik. Was ist da falsch gelaufen? Milo Rau skizziert eine kritische Geschichte des revolutionären Denkens durch die Wirrnisse der Postmoderne. Und sein Schluss ist klar: Aufklärerische Politik ohne Utopie ist nicht möglich.



