Die Weisheit Salomons und die Anfänge der biblisch-allegorischen Bildkunst in Konstantinopel
224 Seiten
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Die Transformation der biblischen Bildkunst im 6. Jahrhundert in Konstantinopel wird hier als allegorische Neugestaltung Gottes betrachtet. Der einstige mythologische Diskurs hat an Bedeutung verloren, während die Allegorese und die naturalistischen sowie veristischen Darstellungsformen auf biblische Erzählungen angewendet werden. Die griechische Allegorese, die tiefere kosmische Wahrheiten und verborgene Weisheiten thematisierte, wird nun als Ausdruck von Gottes Vorsehung und liturgischer Handlung interpretiert. Bekannte Werke dieser Zeit, wie die Elfenbeinkathedra und der Purpurcodex, werden neu analysiert.
Im Hochland Anatoliens, inmitten spektakulärer Tufflandschaften, tief eingegrabenen Canons und ausgedehnten Tälern sind erstaunliche Zeugnisse der byzantinischen Lebenswelt erhalten geblieben. Kappadokien, das weithin bekannt ist für seine Höhlenkirchen, wird nun erstmals umfassend als historische Landschaft gewürdigt. Der renommierte Archäologe und Kunsthistoriker Rainer Warland zeichnet ein lebendiges Bild der fremden Kultur des orientalischen Christentums, die bis heute nichts von ihrer Faszination verloren hat. Beeindruckende Aufnahmen der Wandmalereien in den Kirchen und Kapellen sowie Fotos der einmaligen Landschaft Kappadokien laden zu einer außergewöhnlichen Lesereise ein.
Der großen zeitlichen Klammer – von den Anfängen der monastischen Bewegung bis zur Gegenwart – steht ein ebenso großer räumlicher Ausgriff gegenüber: von den Klöstern Irlands bis zu Wüstenklöstern des Nahen Ostens reicht das Spektrum der Betrachtung. Wie haben die Einsiedler, Mönche und Nonnen gelebt? Welchen
Regeln haben sie sich unterworfen?
Wie war es um das Verhältnis von Anspruch und Wirklichkeit bestellt? Wie standen die Klöster zu den Mächtigen der Welt? Und worin gründete ihre eigene Macht, die sie zeitweise besaßen?
Sind die Kulturleistungen der Klöster ausschließlich Früchte der großen Selbstdisziplin oder hatten sie auch zu tun mit einer privilegierten Lebensweise? Wer waren die Männer und Frauen, die ins Kloster gingen? – Die
kenntnisreiche Beantwortung dieser und vieler anderer Fragen und die opulente Bebilderung machen den vorliegenden Band zu einem beeindruckenden Handbuch mit dem Potenzial zum Standardwerk.
Monumental in seinen Abmessungen und monumental im Inhalt – das ist Ars Sacra. Dieses verlegerische Großprojekt sorgte von Anfang an für Begeisterung bei Lesern, Presse und Fachpublikum. Um den bedeutendsten Werken christlicher Kunst und Architektur gerecht werden zu können, waren vier Jahre Vorbereitung und 150.000 Reisekilometer für Fototermine in 20 Ländern Europas notwendig. Was der renommierte Fotograf Achim Bednorz in Kirchen, Kathedralen, Klöstern und Schatzkammern mit seiner Kamera verewigte, bleibt vielen Besuchern oft verschlossen, ist schwer zugänglich oder in schwindelerregender Höhe nur als Detail auszumachen. Der aufgeschlagene Band misst mehr als einen halben Meter. Die Meisterwerke des christlichen Abendlandes werden so in ihrer Detailfülle und Brillanz zum Erlebnis der allernächsten Nähe. Ausgewählt vom renommierten Herausgeber Rolf Toman erläutert ein Expertenteam in profunden Texten und Bildunterschriften die kulturhistorischen Zusammenhänge und Hintergründe. Ars Sacra – ist alles in einem: Standardwerk, monumentaler Prachtband, Lehrbuch und Wertanlage, Generationen überdauernd.
Liturgien führen Himmel und Erde zusammen. Sie sind umfassende Kommunikationsgeschehen, die sich auf vielfältige Weise der Bilder bedienen. Diese sind in der Bildhaftigkeit des zeichenhaften Handelns wie auch in der konkreten Bildlichkeit der Schauplätze und Ausstattungen gegenwärtig. Die Spätantike bildet den Ausgangspunkt für die in diesem Band versammelten Aufsätze, da dort die gemeinsamen Wurzeln kaiserlicher wie kirchlicher Liturgien anzutreffen sind, die vielfältig als Stations- und Festliturgien ins Mittelalter wirken. Seit den Anfängen Konstantinopels waren es die bewegten Bilder kaiserlicher Prozessionen, die das sakrale Fundament des byzantinischen Staatswesens sichtbar machten. Der spätantike Herrscher reiste nicht mehr mit seinen Truppen, sondern residierte dauerhaft im Palatium. Die kaiserliche Reichsliturgie wandelte sich in eine Stadtliturgie, das Staatsvolk in das privilegierte Stadtvolk Konstantinopels. In Beobachtungen zur Topographie Konstantinopels und in der Auswertung von Gesandtschaftsberichten bestimmt Albrecht Berger (Berlin) Schauplätze und Erscheinungsbild dieser Kaiserprozessionen näher. Dass diese Kaiserliturgien zugleich ein Kommunikationsrahmen sind, in dem sich Veränderungen in der Interaktion zwischen Volk und Kaiser abzeichnen, arbeitet Steffen Diefenbach (Münster) heraus. Kaiserliche Liturgien wirken in den kirchlichen Raum hinein und verändern das Gedächtnismahl zu einem prunkvollen Ritus in monumentalen Kirchenräumen. Einwirkungen der Reliquienverehrung führen zur Parzellisierung des liturgischen Raumes durch Krypten und Kapellen. Franz Alto Bauer (Rom) analysiert ihre Funktion und Wirkung im frühmittelalterlichen Rom. Zwischen Liturgie und Bildausstattung stellen sich Wechselwirkungen ein, die das Entstehen neuer, kommentierender Bilder hervorrufen können. Am Beispiel liturgischer Bilderrollen Süditaliens untersucht Nino Zchomelidse (Tübingen/ Rom) die Bildfassungen und Konnotationen, die Ritus und Heilsereignis verknüpfen. Am Beispiel byzantinischer Kirchenausstattungen erörtert Michael Altripp (Greifswald) die Übereinstimmungen und Divergenzen von Raumprogramm und Ritus. Dabei beobachtet er, daß die Bilder stärker ideell als wörtlich mit der forcierten Metaphorik der liturgischen Formulare und Liturgiekommentare korrespondieren. Liturgien sprechen als ganzheitliches Erleben alle Sinne an. Wie mittelalterliche Bildwerke vom Kirchenraum als Schau- und Erlebnisraum Gebrauch machen, stellt Johannes Tripps (Heidelberg) vor Augen. In einer Spurenlese an unterschiedlichen Bildorten rekonstruiert er technische Vorkehrungen, die eine Bespielbarkeit der Gewölbe und ihrer „Himmelslöcher“ für Auffahrten von Christus- und Marienfiguren erlaubten oder die Fassaden unter dem Schall von Engelsstimmen zu einem sinnfälligen Erleben der Himmelsstadt machten. Im Skulpturenschmuck hochgotischer Chöre versammeln sich die musizierenden Engelscharen um den Altar. Björn R. Tammen (Köln) nutzt die Baldachinfiguren an den Pfeilern des Kölner Domchores zu einem musikhistorischen Diskurs über den Psalm 150 und differenzierte Konzepte der steinernen Engelmusik. Nicht zuletzt an seinem Beitrag wird offensichtlich, wie notwendig der Dialog zu Kunst und Liturgie interdisziplinär geführt werden muss.