Die Memed-Romane
Vier Bände in Kassette
Yaşar Kemal gehört zu den herausragenden Persönlichkeiten nicht nur der türkischen, sondern auch der Weltliteratur, dessen Werke in mehr als vierzig Sprachen übersetzt wurden. Seine Schriften zeichnen sich durch verblüffende Bildsprache, tiefes Verständnis der menschlichen Seele und lyrische Erzählweise aus. Kemal thematisierte in seinem Schaffen oft soziale Fragen und das Schicksal einfacher Menschen, wobei er eine reiche Sprache und einen epischen Stil verwendete. Sein literarisches Erbe bildet eine Brücke zwischen Tradition und Moderne und bietet den Lesern unvergessliche Geschichten voller Emotionen und Lebensweisheit.







Vier Bände in Kassette
Roman
Ein aufregender Sommer für Salih, den Träumer und Taugenichts. Ganze Tage verbringt er am Meer, schaut dem Farbenspiel der Wellen zu und wartet darauf, dass die Fischkutter von Käptn Temel einfahren. Zu Hause interessiert sich niemand für ihn. Da findet Salih ein verletztes Möwenjunges, das seine Fürsorge braucht. Nur eins kann den gebrochenen Flügel retten und die Möwe wieder zum Fliegen bringen – die Salbe seiner Großmutter. Bloß: Salih und die Großmutter sind sich spinnefeind. Und so bleibt Salih nichts, als weiterzuträumen: vom blauen Lastwagen im Schaufenster des Wucherers Haci Nusret, vom unglücklichen Schlangenprinzen – und nicht zuletzt von der Rettung seiner geliebten Möwe. Eine bezaubernde Kindheitsgeschichte voller großer Hoffnungen, atemraubender Schrecken und tiefer Gefühle.
In den Dörfern am Taurusgebirge herrscht der Grundbesitzer Abdi Aga, der die Bauern ausbeutet. Der Bauernsohn Memed flieht in die Berge, wird zum Räuber und Rebell. Nach vielen Verlusten vollzieht er seine Rache an Aga, woraufhin die Bauern ihre Ernten selbst einfahren und jedes Jahr ein Freudenfest feiern.
Die vom Krieg zusammengewürfelte Gemeinschaft auf der Ameiseninsel wächst und wächst. Die Flüchtlinge aus dem Osten und aus dem Westen versuchen, hier heimisch zu werden. Doch auch das Heimweh wächst: Der berühmte Pferdezüchter Aga Efendi will um jeden Preis zurück auf sein geliebtes Kreta. Er reist nach Istanbul und Ankara, bestürmt Botschafter und Minister, bäumt sich auf gegen eine gedankenlose Weltpolitik, die nach dem Ersten Weltkrieg mit einem Federstrich Millionen von Menschen umgesiedelt und in die Katastrophe geführt hat. »Der Duft des Mittelmeerraums ist überall der gleiche. Ob auf Kreta, in der Çukurova, im Taurus, in Griechenland, in Frankreich, in Spanien oder in den Pyrenäen …«
Die paradiesische Insel in der Ägäis war menschenleer, nachdem die griechischen Bewohner nach dem Ersten Weltkrieg vertrieben wurden. Nach und nach stranden hier ihre neuen Bewohner, eine bunte Schar aus allen Winkeln des alten Osmanischen Reiches. Griechen, Türken, Kurden, Armenier, Jesiden, ob Christ, Alevit, Muslim oder Atheist – jeder hat tausend Geschichten zu erzählen und ebenso viele Geheimnisse zu verschweigen, jeder ist gezeichnet von Abenteuern, Heimsuchungen und Albträumen. Sie alle versuchen, heimisch zu werden auf diesem Flecken Land, während in ganz Anatolien noch Millionen auf der Flucht sind. »Genozid und Ökozid – dies sind die beiden großen Katastrophen unseres Jahrhunderts. Diese Tragödien sind Teil meines Lebens und Werkes.« Yaşar Kemal
Roman. Memed-Romane IV
Memed versucht, Frieden und Glück zu finden, und zieht von den Bergen herunter, wo er außerhalb des Gesetzes gelebt hat. Am Mittelmeer will er ein neues Leben beginnen, in einem Dorf, das von Orangen- und Zitronengärten umgeben ist. Die alte Hürü und Seyran, die ein Kind erwartet, gesellen sich zu ihm. Unerkannt lebt er in diesem vermeintlichen Paradies ein beschauliches Leben, während rings um ihn die Memed-Legenden sprießen und ihm seine eigenen Heldentaten erzählt werden. Doch der geheimnisvolle Fremde, der Memed immer wieder über den Weg läuft - ist er ein Freund oder ein Feind? Oder ist er einfach der Memed von einst, der von nichts anderem als von der Gerechtigkeit träumte? Als sein Freund, der Lehrer, getötet wird, der sich als Einziger gegen die reichen Grundherren stellte, wächst wieder der unerbittliche Zorn in Memed, der ihn früher schon zum Rebellen und Rächer gemacht hat. Doch in dieser Welt haben Legenden keinen Platz mehr und das Wort und die Ehre gelten nichts. Memed zieht zum allerletzten Mal in die Berge.
Die 12-jährige Zilo weiss eigentlich genau, dass sie nicht klauen sollte. Aber was tun, wenn der Hunger sich schmerzhaft meldet, wenn sie Schuhe braucht und einen Rollkragenpullover gegen die Kälte? Und ist es nicht gut, dass Zilo dem kleinen Mädchen auf dem Platz vor der Moschee hilft, das ständig friert? Spielt es denn eine Rolle, ob das Geld fürs Notwendigste geklaut war oder nicht? Und darf Zilo nicht auch ein bisschen stolz sein darauf, dass sie so erfolgreich flunkern kann? Zwar hat Zilo den Koran geküsst und geschworen, dass sie nicht mehr stehlen wird, doch diesen Schwur kann sie vorübergehend aufheben, wenn sie ein Stück Brot über dem Kopf bricht. Und lügen, das tun doch alle, die Polizisten am allermeisten. Das kurdische Strassenmädchen Zilo hat da Erfahrung. Yasar Kemal hat in Istanbul lange Gespräche mit Kindern, die auf der Strasse leben, geführt. Ihre Eltern sind entweder gestorben oder ihr Zuhause ist zerrüttet. Kemal hat diese Kinder reden lassen, über sich, über ihre Erfahrungen, ihre Träume und Gedanken. Zilos Geschichte ist ein Teil dieser Aufzeichnungen, die im vorliegenden Buch wunderbar literarisch verarbeitet wurden. Weitere Gespräche werden folgen. Aus dem Türkischen übersetzt von Nevfel Cumart
Der amerikanische Marschall, so nennen ihn die Landarbeiter, hat nach dem Zweiten Weltkrieg gemäß seinem Plan die Türkei mit tausenden von funkelnden, riesenhaften Traktoren überschwemmt. Seither ist in der Çukurova-Ebene nichts mehr so wie früher. Die Großgrundbesitzer sind vernarrt in ihre neuen Maschinen und glücklich, dass sie sich mit den Tagelöhnern aus den Bergdörfern nicht mehr herumschlagen müssen. So irrt ein Grüppchen von Dörflern durch Staub, Hitze und höllische Moskitoschwärme. Schließlich findet es sein Glück ganz unerwartet: Auf dem Feld des menschenfreundlichen Melonengärtners.
Musa entdeckt beim Anlegen an einer ägäischen Insel ein verlassenes Paradies und lässt sich dort nieder. Doch unter der idyllischen Oberfläche verbirgt sich die Tragödie der vertriebenen griechischen Inselbewohner nach dem Ersten Weltkrieg und die Erinnerungen an die Grausamkeiten in Anatolien und dem Kaukasus.
Ein Roman über Krieg und Vertreibung, Glück und Grausamkeit der Menschen: Salman wird von seinem Ziehvater Ismail Aga wie ein eigener Sohn geliebt. Als Ismails Frau jedoch einen Sohn gebärt, erwacht in Salman eine krankhafte Eifersucht, die später großes Leid über das Haus bringen soll. Über ein ganzes Jahrhundert hinweg zeichnet Yasar Kemal die tragische Familiengeschichte nach.