Am Beispiel der österreichischen Kaiserin Elisabeth (1837-1898) beschreibt dieses Buch, wie eine der öffentlichen Phantasie ausgesetzte reale Frauenfigur des 19. Jahrhunderts in der schillernden Zone von Mythos und Imagination, Klischee und Traum verschwindet.
Einen Auftritt haben, bedeutet aus einem Grund in die Sichtbarkeit einer Bühne hervortreten. Seit den Anfängen des Dramas lässt es sich als Realisierung eines Figur und Grund-Verhältnisses beschreiben. Anhand der Texte Goethes, Schillers und Kleists soll gezeigt werden, wie der Grund in der Weimarer Klassik zur treibenden Kraft dramatischer Figuration wird. Das Buch sichtet die energetischen Felder, in denen sich Auftritte ereignen. Es fragt danach, wie dramatische Texte den Auftritt ihrer Figuren inszenieren, welche Regeln sie dabei anleiten und welche Gegenkräfte sie mobilisieren. Zugleich fragt es nach der Genese einer Dramatik, die sich nicht mehr für Handlungen, sondern für die Krisen des Erscheinens interessiert.
Was ist ein Auftritt? Der Sammelband geht der Frage nach, was es bedeutet, auf dem Theater in Erscheinung zu treten. Er handelt von der wichtigsten, häufigsten und zugleich vernachlässigten Regieanweisung des europäischen Theaters: „Enter“ oder „Auftritt“. An Beispielen aus Drama, Theater, Film und Bildender Kunst skizzieren die Beiträge unterschiedliche Auftrittskonzepte, die der Ankunft einer Person Form verleihen und Aufmerksamkeit verschaffen, und benennen gleichzeitig die sozialen und ästhetischen Impulse, die von einem Auftritt ausgehen. Umgekehrt beleuchten sie die Krisen, die im prekären Moment des Erscheinens angelegt sind. Auftritte werden als Grenzüberschreitungen beschrieben, die für alle Beteiligten erhebliche Risiken bergen, da sie vertraute Räume dynamisieren, gegebene soziale Situationen auflösen und geschlossene Horizonte öffnen. Auf diese Weise fallen neue Schlaglichter auf die Institution des Theaters, die das Auftreten regelt – sie fallen aber auch auf das Drama als einer Form, die traditionell aus Auftritten besteht. Anhand gelungener wie misslungener Auftritte werden die Verkehrsformen der Bühne in aktueller und historischer Perspektive sichtbar. Mit Beiträgen von Stefanie Diekmann, Hans Christian v. Herrmann, Annette Kappeler, Doris Kolesch, Joel Lande, David Levin, Bettine Menke, Freddie Rokem, Armin Schäfer, Beate Söntgen, Juliane Vogel, Bernice Kaminskij, Antje Wessels und Christopher Wild.
Dieses Buch schreibt eine Theatergeschichte des Furioso und der Exaltation. Wenn die Furie gegen das Gesetz rebelliert, dann spaltet sich auch die Bühnenwelt des 19. Jh., dann trennt sich männliche von weiblicher Dramaturgie. Gemessenes Schreiten, feierliches Handeln, großes Ritual zerfallen mit hochgesteigerten Szenen der Leidenschaft und der Raserei. – Wenn die Furie gegen das Gesetz rebelliert, dann bleiben von der großen Tragödie des 19. Jh. nur noch »große Szenen« übrig. Die Furie beginnt ihre zweite Karriere: als Wiedergängerin, als Gespenst und Repräsentantin eines alten Theaters, einer verfemten Rhetorik, eines enteigneten Geschlechts, zugleich aber einer verdrängten dramaturgischen Kraft. In Opern und Dramen der Zeit hat sie ihren festen Ort. Ihre Patinnen sind Medea und Lady Macbeth, ihr Metier die Stereotypen der Raserei. Solistisch und zu Paaren getrieben, durchgeistert sie die Werke der bekannten und der unbekannten Dramatiker und findet sich zuletzt in der Salpêtrière ein, im hysterischen Theater des Jean-Martin Charcot, dem besten Impresario der Raserei und dem Meister der »großen Szene«. Im Spiegel des weiblichen Furors zeigt sich ein kompaktes Bild des Dramas des 19. Jh. und seiner dramaturgischen Effekte.