Die Bücher der Künstler
Publikationen und Editionen seit den sechziger Jahren in Deutschland






Publikationen und Editionen seit den sechziger Jahren in Deutschland
Die innovative Verbindung von Poesie und Musik steht im Mittelpunkt dieses Werks, in dem der multimediale Musiker Butzmann Gedichte von verschiedenen Autoren pfeift. Durch seine Körpersprache und Mimik wird der oft fehlende Textinhalt lebendig interpretiert, wodurch Stimmungen und Emotionen auf einzigartige Weise zum Ausdruck kommen. Mit über 50 Jahren Erfahrung als Crachmacheur bringt Butzmann frischen Wind in die Vertonung klassischer Texte und verwandelt sie in ein eindrucksvolles audiovisuelles Erlebnis.
Zur umfangreichen künstlerischen Naturkunde Nora Schattauers gehören neben Zeichnungen, Malereien, Material- und Fotoarbeiten gleichberechtigt jene dezenten und außergewöhnlichen Künstlerbücher, die seit 1991 entstehen. Ihre einzigartige Variationsbreite von Techniken, Themen und Zuständen war schon Thema einiger Ausstellungen und wurde mit dem Katalog ?prima vista? 2007 erstmals umfassend gewürdigt. Seitdem sind einige Bücher dazugekommen, sodass ein Werkverzeichnis der inzwischen ca. 250 Einzelpublikationen angebracht, ja notwendig erscheint ? um einen Überblick zu schaffen und den Reichtum zu ordnen
Das Buch enthält einige Übungen zu den Themen Kartographie, Peripherie, Kunstbetrieb, zu Medien wie Fotografie, Camera obscura, Kopie sowie einigen grundsätzlichen Texten zu Kunstzeitschriften und Kunstpolitik. Die Texte entstanden in den letzten Jahren als Auftragsarbeiten für Kataloge oder Zeitschriften wie Daidalos und Bauwelt. Die einzelnen Essays sind in sich abgeschlossene Exerzitien wilden Denkens, das Kunst, Literatur und Musik miteinander auftreten läßt, nicht um bestimmte Beweise, Meinungen oder Ergebnisse zu sanktionieren, sondern um den Prozeß des schreibenden Überlegens offen zu legen. Schriftsteller wie Mallarme, Carroll, Melville oder Perec bilden den Generalbaß, über dem die einzelnen Denkfiguren ihr Thema finden.
In seinen letzten Lebensjahren malte der Venezianer Giambattista Tiepolo (1696–1770) vier Variationen der biblischen Flucht nach Ägypten, inspiriert von einer Radierungsfolge seines Sohnes Giandomenico (1727–1804). Diese Radierungen, 1753 vollendet, wurden dem Fürstbischof von Würzburg als Dank für einen Freskoauftrag geschenkt. Während Tiepolo die Flucht in ruhige, elegische Landschaften setzte und poetische Stimmungsbilder schuf, zerlegte Giandomenico die Geschichte in Sequenzen, was einen revolutionären Prototyp des Bildromans darstellt. Um die Neugier des Publikums zu wecken, variierte er Kulissen, Bewegungsrichtungen und Perspektiven, was die Betrachtung jedes Blattes zu einem neuen Erlebnis macht. Anlässlich des 250. Todestags von Giambattista Tiepolo vereint der Verlag die malerische und grafische Version der Flucht nach Ägypten in einem Band. Ein Essay des Kunsthistorikers Michael Glasmeier beleuchtet die unterschiedlichen künstlerischen Ansätze und Strategien dieser Meisterwerke des Spätbarocks und der Aufklärung. Vergleichsabbildungen positionieren die Flucht nach Ägypten im Gesamtwerk der Künstler und in der Kunstgeschichte. Deutsche Erstveröffentlichung! Passend zur Ausstellung Tiepolo. Der beste Maler Venedigs in der Staatsgalerie Stuttgart und zur Ausstellung Goya, Fragonard, Tiepolo. Die Freiheit der Malerei in der Hamburger Kunsthalle.
Von Fra Angelico und Claudio Monteverdi zu Marcel Duchamp und Terry Fox
Der Sound der Wiederholung ist das Ritornell. Es entzieht sich der standardisierten und serialisierten Subjektivitätsproduktion und schafft in der Differenz einen Möglichkeitsraum. Ausgehend von dieser an Gilles Deleuze und auch Félix Guattari angelehnten Beschreibung des vom Barock geprägten Ritornells ist mit ihm ein Verfahren gekennzeichnet, welches sich aus den von Michael Glasmeier betrachteten Kunstwerken selbst ergibt. Es webt sich wie ein ästhetisches Paradigma durch die hier versammelten Texte, die sich zwischen einer künstlerischen und wissenschaftlichen Praxis verorten lassen. Die in diesem Buch versammelten Essays und Vorträge von Michael Glasmeier zu Samuel Beckett, John Cage, Henning Christiansen, Marcel Duchamp, Albrecht Dürer, Terry Fox, Rodney Graham, Christan Marclay, Claudio Monteverdi, Jacques Tati, in denen es um Atem, Stille, Pause, Pfeiffen, Singen, Töne, Klang, Geräusche, Lieder, aber auch um Raum und Handlungen, Filme und Bilder geht, zeigen immer neue Facetten eines Möglichkeitsraums zwischen Kunst und Musik auf. Sie können so als Ritornelle einer Kunstgeschichte gelesen werden, mit der Absicht, deren Horizont hin zur Musik und Musikgeschichte zu erweitern. Die in den Texten entfaltete Intellektualität, Magie, Anarchie und Komik im Denken und die subversive Dimension im Produzieren lassen eine Komplexität zwischen Kunst und Musik hervortreten, die bereichert und sich nie zufrieden geben wird.
Gemalte Schrift, gedruckte Schrift, montierte Schrift: Nicht erst seit dem 16. Jahrhundert begleiten differente Formen von Textelementen die bildende Kunst – bis hin zum Ersatz des Bildes durch Schriftlichkeit. Die Publikation will daher mit ihren Beiträgen nicht in erster Linie Text-Bild-Phänomene untersuchen, sondern vielmehr die jeweils spezielle Typografie solcher Worterscheinungen an ausgewählten Beispielen diskutieren. Gerade in den 1960er Jahren wird deutlich, dass etwa mit Fluxus, Konzeptkunst, Pop-Art oder exklusiv mit Visueller/Konkreter Poesie Textelemente eben nicht nur poetische Beigaben darstellen, sondern einen eigenen, individuellen Bildcharakter besitzen, der in einer praktischen Gestaltung etwa von Gemälden, Zeichnungen, Künstlerbüchern, Bildtafeln, Diagrammen, Konzepten, Installationen oder Filmen Ausdruck findet. Hier erprobt die bildende Kunst auf verschiedensten medialen Ebenen einen erweiterten Umgang mit Schrift bis hin zur Entwicklung eigener Schrifttypen. Vor allem aber kommt es in diesen Jahren zur produktiven Wechselwirkung von freier und angewandter Typografie, etwa in den Künstlerpublikationen der Zeit. Methoden der Konkreten Poesie oder der Konzeptkunst werden in die Werbung übertragen usw. Dieses bisher unterbelichtete Feld eines umfassenden typografischen Experiments könnte mit den vereinten Kräften von Theorie und Praxis ein neues Forschungsgebiet generieren.