Hertha Koenig (1884-1976) war Schriftstellerin, Mäzenin und Kunstsammlerin. In den 1920er Jahren zählte sie zu den bedeutendsten Lyrikerinnen ihrer Zeit. Ihre Gedichte erschienen im Insel Verlag und ihre Prosa bei S. Fischer. In der Künstlerszene Münchens trat sie als Gastgeberin eines Literatursalons auf und pflegte Freundschaften u. a. mit Rilke und Graf. Frühzeitig begann sie den Aufbau einer Kunstsammlung, darunter Werke von Picasso, Vogeler, Nolde und Hodler. Als eine wichtige literarische Stimme zwischen den Weltkriegen verdient Hertha Koenig unser Interesse. Charakteristisch für sie ist die Verbindung von großzügigem sozialen Engagement mit der Leidenschaft für Kunst und ihrem eigenen künstlerischen Schaffen. Gerhard Kaldewei schildert eindringlich den Lebensweg dieser außergewöhnlichen Frau im Spiegel ihrer Zeit.
«Museumspädagogik» - in den siebziger Jahren wurde dieser alte Begriff gleichsam zum Zauberwort bei der so notwendigen Bewältigung der Krise der bürgerlichen Bildungsinstitution Museum. Doch die Praxis der Museumspädagogik jener Jahre war oft gekennzeichnet durch fast atemlose Aktivitäten im Museum - vorwiegend mit Kindern und Schülern -, einem Mangel an theoretischer Reflexion und durch Ignorierung historischer Bezüge und Erfahrungen. In der vorliegenden Untersuchung wird versucht, durch die Analyse exemplarischer und zugleich differenter, historisch relevanter Modelle und Projekte der frühen museumspädagogischen Reformbewegung zwischen 1900 und 1933 eine Grundlegung aktueller Museumspädagogik zu ermöglichen.
Der Oldenburger Designhistoriker Gert Selle hat einmal anläßlich einer Delmenhorster Ausstellungs-Eröffnung im Zusammenhang mit der EXPO 2000 davon gesprochen, dass auf dem überaus zeitgemäßen ökologischen Werkstoff Linoleum schon um 1900 „die Moderne tanzte“. An anderer Stelle nannte Selle weiter, dass das „Beispiel Linoleum, von seinen Bestandteilen her ein Naturprodukt, ebenfalls flächendeckend, vor dem Ersten Weltkrieg der modernste Fußbodenbelag, den es gab“, war. Vor allem zwischen 1900 und 1930 war Linoleum also ein total angesagter Werkstoff, der in Architektur und Design als vielfältiger (ein)farbiger oder auch speziell gemusterter, künstlerischer Bodenbelag verwendet wurde. Insbesondere als man ab 1900 das durchgemusterte, nicht abtretbare Inlaid-Linoleum – im Gegensatz zu dem bedruckten Linoleum – oft verwendete, obwohl die Herstellung sehr viel aufwändiger und damit auch teurer war, entwarfen eine ganze Reihe der zeitgenössischen Architekten, Designer und Raumplaner neue moderne florale oder grafische Dessins für Linoleum: von Peter Behrens bis Henry van de Velde, von Josef Hoffmann bis Bruno Paul etc. Für die „Raumkunst jener Zeit“ war Linoleum demnach auch „ein Stoff, der den heutigen Anforderungen im Sinne der Hygiene und Raumkunst genügt. Wir besitzen in Linoleum eines der wenigen Produkte neuen Ursprungs, denen das Prädikat 'modern' wirklich zugedacht werden kann (…).“ (H. M. Gubler). In der Nachkriegszeit stellte die neue DLW-Linoleum-Kollektion „Inlaid '57’“ auf der großen und wegweisenden Berliner Bauausstellung „Interbau 1957“ die Zukunft der Moderne in Deutschland vor. Insgesamt bis zu 78 moderne Wohnungen wurden in den Musterhäusern - u. a. von den berühmten Architekten Alvar Aalto und Pierre Vago - im Hansa-Viertel in Berlin vorwiegend mit dem neuartigen und jetzt wieder zeitgemäßen Linoleum als Bodenbelag verwendet. Auch die internationalen Architekten Oscar Niemeyer und Le Corbusier haben in ihren Großbauten im Berliner Hansa-Viertel fast ausschließlich Linoleum als Fußbodenbelag benutzt. In den 1960er Jahren vor allem wurde Linoleum dann jedoch zunehmend als ein oft nicht mehr zeitgemäßer, muffiger Bodenbelag angesehen. Doch das zunehmende Bewusstsein seit den 1970er Jahren, dass die Ressourcen dieser Erde endlich sind, bescherte der verbleibenden Linoleum-Industrie insbesondere ab den 1980er Jahren eine wahrhafte Renaissance. Die Nachfrage nach Linoleum, dem Produkt aus vorwiegend natürlichen und nachwachsenden Rohstoffen, stieg wieder stark an. Linoleum wurde als ein ökologisch korrekter, klimaneutraler und auch farbig sehr interessanter Bodenbelag in Architektur und Design quasi wiederentdeckt; denn alle Werkstoff-Bestandteile von Linoleum sind natürlich und fast vollständig biologisch abbaubar. Durch seine Recyclingfähigkeit besitzt Linoleum also eine sehr gute Ökobilanz und ist zugleich ein belastbarer, elastischer moderner Bodenbelag, der, wenn dieses Linoleum heute neu auf den Markt käme, es wieder gut und gerne vermutlich eine der wichtigsten Erfindungen des Jahrhunderts wäre.
Hier ist der Mensch und seine Wohnung dem Wahn des Mehrverdienstes geopfert. In trauriger Öde, zwischen Fabriken und Zechen eingeengt, ziehen die schwarzen Straßen zwischen schwarzen Häusern dahin. Der elende Ziegelbau mit rußig angelaufenem Zement scheint hier die einzige Bauart.: eine Höllengegend! Dies schrieb der nationalkonservative rheinische Dichter Wilhelm Schäfer über Oberhausen in den 1880er Jahren und lehnte damit in sarkastischen Worten nebenbei auch die gesamte Geschichte der Industrialisierung im Ruhrgebiet im 19. Jahrhundert ab. W. Schäfers?Höllengegend" als Synonym zumindest für diesen westlichen Teil des Ruhrgebietes zwischen Rhein, Emscher und Ruhr zum Ende des 19. Jahrhunderts hatte ihre industriellen Anfänge jedoch schon zur Mitte des 18. Jahrhunderts. In diesem Werk über?Gartenstädte und Zechenkolonien" vorwiegend im Ruhrgebiet -aber auch in Nordwestdeutschland - vor allem in den Jahren zwischen 1850 und 1918 werden beispielhaft solche negativen bzw. positiven "cottages" bzw. "Colonien" und aus der deutschen Gartenstadt-Bewegung entstandenen Siedlungen wie z.B. die Kolonie Oberhausen-Eisenheim (1846), die Walddorf-Siedlung in Hagen (1907), die Nordwolle-Kolonie in Delmenhorst (1907), die Gartenstadt Margarethenhöhe in Essen (1909) und die Zechenkolonie Maximilian in Hamm-Werries (1907) ausführlich in Bildern und Texten vorgestellt.
Im Jahr 2005 veröffentlichte die Berliner Popgruppe „Element of Crime“ die erfolgreiche CD „Mittelpunkt der Welt“, deren wichtigstes Stück „Delmenhorst“ symbolische Bedeutung hat. Der Songschreiber und Leadsänger Sven Regener, dessen Oma in Delmenhorst lebte, verkörpert einen Mann, der alles hinter sich gelassen hat und im städtischen Nichts angekommen ist. Die Erinnerung an eine „Heimat“ und „Liebe“ bleibt lebendig, wobei Delmenhorst als Utopia fungiert, an dem jede Flucht in Deutschland endet. Der Text reflektiert das Gefühl des Ankommens und der Sehnsucht: „Ich bin jetzt immer da, wo du nicht bist, Und das ist immer Delmenhorst.“ Die Stadt Delmenhorst, die im 13. Jahrhundert entstand und 1371 Stadtprivilegien erhielt, hat im Laufe der Jahrhunderte viel erlebt, oft unter Zwang oder widrigen Umständen. Besonders die langsame Zerstörung der Burg Delmenhorst im 18. Jahrhundert hat Spuren hinterlassen. Im Fokus steht der Aufstieg und Fall dieser bedeutenden Industriestadt im Großherzogtum Oldenburg bis zur Strukturkrise in Niedersachsen in den 1970er Jahren. Ziel der dreibändigen Buchveröffentlichung (2012–2013) ist es, eine umfassende und reich bebilderte Geschichte dieser beispielhaften nordwestdeutschen Stadt darzustellen: „Und das ist immer Delmenhorst.“
Um 1900 war Delmenhorst eine schnell wachsende Industriestadt, geprägt von sozialen Konflikten und hoher Kriminalität, was den Begriff 'Delmenhorster Verhältnisse' prägte. Die Stadtgestaltung stellte ein Gegenbild zur klassischen Idealstadt dar: Brachflächen und vorindustrielle Bauten im Zentrum standen modernen Industrieanlagen am Rand gegenüber. In dieser Zeit kamen zwei Männer, der Lineoleumdirektor Gustav Gercke und Bürgermeister Ernst Koch, in die Stadt, um im Sinne der Reformbewegungen eine neue Ordnung zu schaffen. Gemeinsam mit dem Bremer Architekten Heinz Stoffregen, einem begeisterten Künstler, verwirklichten sie ihre Ideen in der beeindruckenden Rathausanlage, die Wasserturm, Feuerwache, Markthalle und Kriegerehrung umfasst. Der vorliegende Band beschreibt die Entstehungsgeschichte dieser Rathausanlage und verknüpft sie mit der Geschichte Delmenhorsts. Er berichtet ausführlich über den Wettbewerb und die damaligen Vorstellungen von Architektur und Gestaltung öffentlicher Räume. Zudem bietet er einen Überblick über weitere architektonisch bedeutende Rathausbauten in Niedersachsen, von den Ratsbauten im Oldenburger Land bis zum Neuen Rathaus in Hannover oder Bremen. So entsteht ein breites Panorama über Architektur und Stadtplanung in Norddeutschland zu Beginn des 20. Jahrhunderts.