Ein Vortrag: Forum für Demokratie und Frieden 2023 -- ERÖFFNUNGSREDE -- Berlin, 15. Februar 2023
Deutsche Übersetzung des in englischer Sprache gehaltenen Vortrages „Democracy in Times of War“ auf dem „World Forum on Democracy and Peace“ in Berlin am 15. Februar 2023..
Das vorliegende Buch umfasst eine Sammlung der von Hans Köchler in den Jahren 2011 bis 2018 veröffentlichten Beiträge in der Schweizer Zeitung Zeit-Fragen. Die Beiträge beinhalten in erster Linie Vorträge, die er in der Schweiz vor dem Leserkreis von Zeit-Fragen gehalten hat. Hinzu kommen Analysen und Interviews, die grundlegende Positionen zum Zeitgeschehen abbilden. Hans Köchlers Texte verbinden grundsätzliche rechtsphilosophische Analysen und Überlegungen mit aktuellen Fragestellungen aus Völkerrecht und Weltordnung.
Durch die rasante Entwicklung der Transplantationsmedizin ist der Mensch der modernen Industriegesellschaft mit bisher nicht gekannten ethischen Dilemmata konfrontiert. Die mannigfachen Normenkonflikte, welche aus der Disparität der medizintechnischen Möglichkeiten auf der einen und des traditionellen Selbstverständnisses des Menschen als Person auf der anderen Seite resultieren, können nicht einfach durch Verweis auf moralische «Autoritäten» oder gemeinsame «Wertvorstellungen» gelöst werden. Das Selbstverständnis des Menschen – hinsichtlich seiner psychophysischen Einheit wie seiner unveräußerlichen Individualität – muß angesichts der Möglichkeiten der modernen Transplantationsmedizin neu erarbeitet werden. Dies kann nur im interdisziplinären Gespräch von Medizinern, Philosophen, Theologen und Juristen geschehen.
Köchler behandelt die Grundfragen des Demokratie-Diskurses, wie sie sich in den aktuellen Debatten über eine „Neue Weltordnung“ stellen. Er setzt sich kritisch mit dem demokratischen Selbstverständnis der westlichen Welt auseinander und wendet sich gegen jeden ideologischen „Triumphalismus“ nach dem Ende des Ost-West-Konfliktes. Den zentralen Bezugspunkt seiner Analysen bildet das Paradigma der Repräsentation und dessen Umsetzung in den modernen parlamentarischen Systemen. Köchler plädiert für eine menschenrechtskonforme Demokratiepraxis, in der die Grundsätze der direkten Demokratie stärker berücksichtigt werden. Er zeigt, wie das kantische Prinzip der Autonomie als Grundlage für die inner- wie zwischenstaatliche Rechtsordnung dienen muß, sofern die jeweilige Ordnung für sich demokratische Legitimität beanspruchen will.