"Er ist ein Eckensteher, ein Streuner, ein Flaneur. Mit seinem Hund - nein: an der Leine seines Hundes stromert er durch die Straßen und über die Boulevards von Paris und redet stumm vor sich hin oder zu seinem Hund hinunter, erzählt, fragt, beobachtet, beichtet. Er, der keine Geschichte, keine Vita und keinen »ordentlichen Lebenslauf« haben will, weil er glaubt, daß uns alle Lebens-Festlegungen letztlich Kopf und Kragen und Leben kosten, erzählt um so eindringlicher von Gott und der Welt und also von sich. Wer lebt wie Paul Nizons Streuner, den treibt etwas um, und es ist Nizons Erzählkunst, die daraus etwas Bewegendes, fast Wünschenswertes macht: die Geschichte von einem, der sich - anarchischer Hund! - die Ungeheuerlichkeit herausnimmt zu sagen: Keine Sinnfragen bitte, das führt zu nichts; der Weg ist das Ziel!"
Paul Nizon Reihenfolge der Bücher






- 2024
- 2024
Über den Tag und durch die Jahre
Essays, Nachrichten, Depeschen
Unter dem Titel Über den Tag und durch die Jahre werden Texte aus einem Zeitraum von drei Jahrzehnten vorgelegt, die insofern zusammengehören, als sie das Nachdenken üben und belegen und zwar in allen möglichen Spielarten, von der spontanen Überlegung bis zur ausgewachsenen Untersuchung. Gegenstand des Nachdenkens können Lektüren, Ausstellungs- und Kinobesuch sein, aber auch weniger kulturelle Angebote wie die Zigarette, die Silvesterfeier, das Sexplakat. Die andere Lebensweise, die andere Kultur kommen in einem römischen Brief, einer Depesche aus New York, einem Exkurs über die französische Frau und in einem Bericht über das Zusammenleben mit Schwarzafrikanern in Paris zur Sprache. Das gründlichste Nachdenken besorgen die Essays über Dichter- und Künstlerpersönlichkeiten, die den Verfasser angesteckt und mit Kriterien ausgerüstet haben. Der den Band abschließende »Versuch über das Sehen« ist unverhohlen in eigener Sache geschrieben und als bekenntnishaftes Dichtungsprogramm aufzufassen.
- 2024
Die Erstausgaben der Gefühle
Journal 1961–1972
1961. Ein junger Mann Anfang 30. Sein erstes Buch, ein Erzählband, hatte Aufsehen erregt, die Kritik bescheinigte ihm Talent. Nun schreibt er an einem Rom-Buch. Es wird mit viel Vorschußlorbeeren bedacht, und ein bedeutender Literaturverlag will es herausbringen. Der Autor, der Beruf und Familie hinter sich läßt, um ganz im Schreiben aufzugehen, wähnt sich auf dem Olymp der deutschsprachigen Literatur. Als jedoch sein Buch 1963 erscheint, stößt es auf völliges Unverständnis. Den Autor, Paul Nizon, stürzt die Ablehnung seines furiosen Sprachkunstwerks Canto in eine Krise. Wie er sich daraus langsam wieder herauskämpft und in die deutsche Literatur zurückschreibt, davon handelt dieser Journalband. Das Tagebuch aus den Jahren 1961 bis 1972 – der erste einer auf vier Bände angelegten Journalreihe – erzählt von den Versuchen Paul Nizons, sich gegen alle Widerstände seiner Identität als Schriftsteller zu vergewissern und diese Identität in der eigenen Existenz zu begründen. Vor dem Hintergrund der sechziger Jahre entfaltet es zudem die Stoffwelten und Formideen seiner Bücher von Canto bis Untertauchen. Aus diesem »Rohmaterial« seines gelebten Lebens, aus diesem »Stoff- und Gedankenspeicher«, der Werkstattbericht und Alltagsprotokoll in sich vereint, hat Paul Nizon nichts weniger erschaffen als einen Roman: den Roman seiner künstlerischen Heraufkunft.
- 2021
»Aber wo ist das Leben? Wie kann ich mich in das Gedächtnis der Literatur einschreiben? Wer bin ich eigentlich?« Diese Fragen haben Paul Nizon seit seiner Kindheit umgetrieben. Dass es darauf keine endgültigen Antworten geben kann, selbst nach vielen Jahrzehnten einer einzigartigen Künstlerexistenz, weiß er natürlich. Dies hat ihn aber nicht abgehalten, sich ihnen schreibend und wieder schreibend anzunähern.Denn der radikalen Welt- und Selbsterforschung ist dieser »besessene Jahrhundertdichter schweizerischen Ursprungs« (FAZ) nicht nur in seinen Romanen und Erzählungen nachgegangen, sondern auch in seinen Journalen, die er seit nun 60 Jahren fortschreibt. Unter der Hand ist ihm hiermit ein weiteres, unerwartetes Hauptwerk angewachsen.In seinem neuen Journal aus der unmittelbaren Gegenwart der Jahre 2011 bis 2020 erzählt er von grundstürzender Einsamkeit, von Verlusten, von einem Schreibvorhaben, das wie ein »Nagel« in seinem Kopf feststeckt, aber auch von euphorisierenden Aufschwüngen und überraschenden Erkenntnissen, die den Blick auf ihn für immer verändern.
- 2018
Sinnlich, anschaulich, meisterhaft: Paul Nizon hat neben seinen literarischen Werken über Jahrzehnte Kunstkritiken geschrieben. Sie zeigen den promovierten Kunsthistoriker als einen genauen Beobachter und scharfen Analytiker, als empathischen Sprachkünstler jenseits einer normierten Sehweise, der bei Malern und Bildhauern Verwandtschaften findet. Das »Lebendigwerden« der Landschaften van Goghs, die »Selbstwerdung« auf den Leinwänden Jackson Pollocks – sie befeuern jene radikale Selbst- und Lebenssuche, die Nizon in seinen Romanen und Journalen bis heute betreibt. Zum ersten Mal in einem Auswahlband versammelt, fügen sich Paul Nizons Essays und Porträts aus sechzig Jahren zu einem persönlichen Museum der modernen Kunst: von Goya über Turner bis zu Hodler, Klimt und Munch, von Picasso und Malewitsch über Soutine und Miró bis zu Morandi, Rothko und Giacometti. Und ganz en passant zeichnet er dabei sein eigenes Leben mit und in der Kunst nach.
- 2015
Parisiana
- 149 Seiten
- 6 Lesestunden
In den fünfziger Jahren wanderte der Schweizer Paul Nizon aus. Die Suche nach dem Geheimnis des Lebens führt ihn in die Stadt Paris, die er als das größte menschliche Kunstwerk empfindet. Er folgte damit dem lockenden Versprechen einer freigeistigen Bohème in Gesellschaft von Beckett, Picasso und Sartre. Seine Selbsterfindung in dieser als Mythos erlebten Stadt, die ihn von Fremdheits- und Isolationsgefühlen heilt, vollzieht sich nicht zuletztdurch die Frauen, die Paris für Nizon zu einem wundervoll gedeckten Tisch werden ließen. »Parisiana« versammelt die wichtigsten Texte dieses Jahrhundertschriftstellers über Paris. Ergänzt wird der Band durch ein Gespräch mit dem Herausgeber Martin Simons.
- 2013
Die Hundegrenze
- 90 Seiten
- 4 Lesestunden
Glanzstück der ReportageliteraturColliemischling Alf und seine Artgenossen, die an der Grenze zwischen den beiden deutschen Staaten Wachdienst verrichten und auf Patrouille gehen, sind die Hauptfiguren dieses Glanzstücks der Reportageliteratur. Marie-Luise Scherer schildert eindringlich und präzise das Geschäft von Hunden und Menschen am Grenzstreifen, ihre Kunst der literarischen Reportage ist unerreicht. ›Die Hundegrenze‹ ist durch die politischen Entwicklungen seit 1990 zu einem historischen Dokument geworden und zu einem Klassiker der deutschen Literatur.
- 2013
Die Belagerung der Welt
Romanjahre
Paul Nizon, der Sprachmagier, hat Zeit seines Schreib-Lebens Journale geführt. In ihnen erzählt er – in einer atemberaubenden Intensität und Unmittelbarkeit – vom Handwerk des Schreibens, von der Verzauberung durch die Liebe, von seiner Sehnsucht nach Neugeburt durch die Metropolen und nicht zuletzt von den Lektionen, die das Schreiben und die Frauen ihm erteilt haben. In dieser »grandios-rigorosen Tagebücherei«, die »frei, wild, zart« ist, begegnen wir einem radikalen Individualisten, dessen Anspruch an die Literatur mindestens so groß ist wie seine Lebensgier. In »Die Belagerung der Welt« versammelt der Herausgeber Martin Simons eine Auswahl aus Paul Nizons fünf publizierten Journalbänden. Diese Notate aus einem halben Jahrhundert verdichten sich hier zu der Autobiographie eines solitären Künstlers – und schenken dem Leser vor Verwunderung leuchtende Augen.
- 2012
Urkundenfälschung
- 375 Seiten
- 14 Lesestunden
1961, vor jetzt 50 Jahren, begann Paul Nizon, seine Journale zu führen. Täglich notiert er dort, was ihm wichtig ist, und hält so die Wahrnehmung auf sich und die Welt wach. Was als Alltagsprotokoll, Autobiographie und Werkstattbericht begann, hat sich längst zu etwas Eigenständigem ausgewachsen, zur anderen Seite von Paul Nizons Werk. Vier Journale sind bislang erschienen, und von Buch zu Buch ist mehr offenbar geworden, dass sich hier jemand sein Leben erschreibt, seinen Lebensroman erfindet. In Urkundenfälschung, dem Journal über die Jahre 2000 bis 2010, finden sich berückend-schöne Alltagsbeobachtungen und Erzählungen, hellsichtige Porträts von Schriftstellern und Zeitgenossen, erschreckende Traumsequenzen und euphorisierende Stadtminiaturen, die einem zum sofortigen Aufbruch verlocken. Wir verfolgen mit, wie der Roman »Das Fell der Forelle Gestalt« annimmt, und lesen über seine Scheidung, die wie eine Naturkatastrophe erlebt wird. Wir erfahren in dieser »grandios-rigorosen Tagebücherei«, die »frei, wild, zart, in eigener Sache, aber zeitdurchtränkt« daherkommt, unendlich viel über das Handwerk des Schreibens und über den »Reichtum des Lebens« – in einer Sprachintensität und Unmittelbarkeit ohnegleichen.
- 2011
Es gibt Bilder, die nichts anderes als ein Ereignis sind – Bilder, die beim Betrachter einen Sturz in die tiefste Erinnerung auslösen, die Erinnerung an den erschütternden Traum, den man hatte und eben verliert; Bilder, die einer Offenbarung gleichkommen, uns in einen Zustand der Beteiligung versetzen, der mit Erleuchtung, mit Liebe zu tun hat. Francisco Goya hat viele dieser Art Bilder gemalt. Aus welchem Stoff ist ein Künstler gemacht, der solches vermag? Paul Nizon, »der Verzauberer« (Le Monde), erzählt Goyas Leben: als Magier der Maskerade und Meister der Entlarvung, als Schwarzmaler und schönheitstrunkener Hellseher. Und in seinen ebenso verblüffenden wie berückenden Bildbeschreibungen zeigt Nizon, wie dieser »Fürst der Schöpfung, der alles, was seine Hand berührte, zum Leben erweckte«, zuletzt reine Existenz, reine Essenz auf die Leinwand bannte: »ein Donnerhall der Ewigkeit in der Schwindsucht der Gegenwart«.
