Den Titel des großen Romans „Der Mann ohne Eigenschaften“ kennt jeder, der Verfasser ist jedoch mehr als sechzig Jahre nach seinem Tod so rätselhaft geblieben, wie er es zeitlebens war. In Herbert Krafts brillant geschriebenem Buch wird deutlich, wie Robert Musils Leben und Werk einander ergänzen; die Auseinandersetzung mit diesem Jahrhundertschriftsteller wird auf eine neue Stufe gestellt. Prägnant und luzide zugleich erhellt Kraft Musils Welt, nimmt dem Leser die Angst vor der Größe seines Werks und macht es für uns Heutige verständlich: das Porträt eines Lebens, das von der Passion des Schreibens erfüllt war.
Herbert Kraft Bücher






Annette von Droste-Hülshoff (1797-1848) war die Schriftstellerin ohne Vorbilder, ihre Texte haben in der Literaturgeschichte Maßstäbe gesetzt: „Die Judenbuche“ für Novelle und Erzählung, „Der Knabe im Moor“ für die Ballade, die „Haidebilder“ für die Landschaftsdichtung, das „Geistliche Jahr“ für die religiöse Lyrik. Hinzugefügt werden kann jetzt: „Noth“ für das sozialkritische Gedicht, „Grüße“ für das biographische Gedicht. Und zu dem Gedicht „Im Grase“ passt schon keine Einordnung mehr.
Editionsphilologie ist die Lehre von der Konstituierung und Kommentierung der (literarischen) Texte. Das vorliegende Hand- und Lehrbuch enthält die Theorie der Edition und die Beschreibung ihrer Verfahren: durch Definitionen erreicht es begriffliche Eindeutigkeit und durch zahlreiche Beispielsammlungen zu den Grundfragen der Edition ist es von besonderer Anschaulichkeit.
Theodor Storm
Leben und Schreiben eines Aufklärers
Was Storms Leben ausfüllte, war Schreiben, Singen, seinen Chor dirigieren, es war die Liebe zu Constanze und zu seinen acht Kindern. Dabei war er schwierig: aufgeregt, ungeduldig, rechthaberisch. Aber wie er die Kinder erzog, zum selbstverantworteten Denken, und wie er seinen Texten die Perspektive gab, wurde er ein Aufklärer, der zeigte: Der Sinn des Lebens ist das Leben selbst, kein Sinn liegt ausser ihm. Er schrieb Gedichte von schmerzhafter Schönheit, Lieder über nackte Leidenschaftlichkeiten, verstörende, wahrhaftige Verse über das Nichts. Er schrieb Immensee und Schimmelreiter, aber auch Erzählungen, die es noch zu entdecken gilt: Posthuma, Eine Malerarbeit, Eine Halligfahrt, Ein stiller Musikant, Renate, Sylter Novelle. Er stellte die Schranken innerhalb der bürgerlichen Gesellschaft dar und die alltäglichen Sorgen ums Auskommen. Hans und Heinz Kirch hält den historischen Moment fest, als der Arbeiter in die Geschichte eintritt, Ein Doppelgänger zeigt den Arbeiter ohne Klasse. Und mit dem blinden Motiv im Schimmelreiter erklärt Storm, was Realismus bedeutet: das heruntergebrochene Idealisierte. Das behinderte Kind ist die Krücke der Erzählung, wie Unter den Linden in Berlin Friedrich der Große in Rauchs Reiterstandbild mit dem Krückstock zu sehen ist. - from the publisher's website
Über Leben, Werk und Zeit eines Schriftstellers, der immer von Geheimnissen umgeben war: Jakob Michael Reinhold Lenz. Wer war der Sturm-und-Drang-Dichter J. M. R. Lenz? Das heutige Bild ist zusammengesetzt aus Goethes spätem, harschen Urteil in »Dichtung und Wahrheit« und Büchners Erzählung »Lenz« - da ist der Dichter vom Wahnsinn bedroht und fällt am Ende in dumpfes Dahinleben. Herbert Kraft zeichnet mit Material aus vielen, oft entlegenen Quellen ein differenziertes Bild, schafft Panoramen von den Stationen im Leben und Schreiben des Dichters Lenz. So werden Orte lebendig: das evangelisch-lutherisch geprägte Livland der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts mit seiner unbeschränkten Leibeigenschaft; das Königsberg Kants, des Lehrers von Lenz; das Straßburg der Kunst und der Kasernen; das Weimar Goethes; die Einsamkeit im prächtigen St. Petersburg; das Moskau seiner elf letzten Jahre, wo er noch manches schrieb, was bisher kaum beachtet wurde. Die Biographie eröffnet viele neue Einsichten in das Leben und Schreiben dieses rätselhaften Dichters. So erklärt Kraft etwa, warum Lenz Weimar verlassen musste und dass es, anders als immer angenommen, nicht Goethe war, der die Ausweisung betrieb.
Kindheit und Jugend in einer westfälischen Kreisstadt von 1930 bis 1950
- 314 Seiten
- 11 Lesestunden
Kleist
- 271 Seiten
- 10 Lesestunden
Hochwohlgeboren, sogar, als Angehöriger eines alten preußischen Offiziersgeschlechts, mit Verbindungen zum Königshaus. Unterordnung war ihm unerträglich, dabei hat die Herkunft seinen Willen beschädigt. Als Offizier ist Heinrich von Kleist über den zweitniedrigsten Rang nicht hinausgekommen. Die akademische Laufbahn war nach drei Semestern Studium beendet. Zweimal versuchte er, Beamter zu werden, und schied während des Vorbereitungsdienstes wieder aus. Mit seinen publizistischen Unternehmungen ist er gescheitert. Zwei seiner acht Theaterstücke wurden, solang er lebte, nicht gedruckt, fünf nicht aufgeführt. Er war schwierig im Umgang. In Gesellschaft benahm er sich oft, als wäre er allein. Er war allein. Freunde sind nicht geblieben, sosehr er an ihnen hing. Eine Frau hat er nicht fürs Leben gefunden, nur für den Tod. Aber er schrieb wie keiner. Solche Texte hatte man noch nicht gelesen, solche Stücke noch nicht gesehen. Seine Analysen waren der Geschichte, seine Bilder der Literaturgeschichte voraus. Wie Herbert Kraft das Leben Kleists erzählt, wird das Buch zu einer spannenden Unterhaltung. Auch die Bedeutung der Werke stellt er erzählend dar, in anschaulichen und genauen Beschreibungen.