Das lange 19. Jahrhundert erlebte die Geburt der klassischen Moderne. Es begann bereits mit der Französischen Revolution und endete mit dem Ersten Weltkrieg. Es war die bürgerlichste Epoche der deutschen Geschichte, geprägt von Industrialisierung, Kapitalismus, Nationalismus, Klassenkonflikten und ausgeprägter Ungleichheit der Geschlechter. Es war die Zeit der großen Migrationen und der entstehenden Zivilgesellschaft.
Das »lange 19. Jahrhundert« dauerte vom späten 18. Jahrhundert, also von der Französischen Revolution und dem Zeitalter Goethes, bis zum Ersten Weltkrieg 1917. Die USA traten in den Weltkrieg ein und stiegen zur Weltmacht auf, zusammen mit der Sowjetunion nach der Oktoberrevolution. Das »kurze 20. Jahrhundert« begann.Das »lange 19. Jahrhundert« erlebte die Geburt der klassischen Moderne. Geprägt von Industrialisierung, Kapitalismus, Nationalismus, Klassenkonflikten und tiefer Ungleichheit der Geschlechter, war es die bürgerlichste Epoche der deutschen Geschichte, deren Grundkonflikte bis heute nachwirken. Große Migrationen wühlten das 19. Jahrhundert ebenso auf wie die entstehende Zivilgesellschaft, die sich Freiheit und Demokratie erhoffte. Aber die 1848er Revolution scheiterte, der Nationalstaat entstand, die Konkurrenz der Mächte spitzte sich zu. Im Ersten Weltkrieg, der »Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts«, gingen drei Kaiserreiche und das alte Europa unter. Das 19. Jahrhundert, dessen Glanz und Schatten bis ins 21. Jahrhundert hineinreichen, endete zwar abrupt, sein Bild aber wandelt sich von Grund auf, wie der fulminante historische Essay von Jürgen Kocka, einem der besten Kenner dieses Zeitalters, beeindruckend nachweist.
In diesem schmalen Bändchen aus der "Beck'schen Reihe" liefert einer der bedeutendsten lebenden Sozialhistoriker nichts weniger als einen Exkurs durch den Handels-, Industrie- und Finanzkapitalismus vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Nie las sich Geschichte klarer, spannender und einprägsamer als hier! Die Entwicklungen in Nah- und Fernost spielen eine Rolle, ebenso wie herausragende Gestalten wie Marx, Schumpeter und Smith; Agrarkapitalismus, Industrialisierung und Globalisierung werden einbezogen, und letztendlich kommen auch die Ansätze zur Kapitalismuskritik nicht zu kurz. Kocka hatte bereits in herausragender Weise "Das lange 19. Jahrhundert" (BA 7/02) analysiert, jetzt der grosse Zusammenhang. Wer es mehr auf die Gegenwart bezogen braucht, wird bei Ulrike Herrmann fündig ("Der Sieg des Kapitals", ID-B 43/13), die ihre Gegenwartsbeschreibung immer mit historischen Entwicklungen und Erfahrungen verknüpft. Die "Geschichte des Kapitalismus" dürfte auch für Nichtökonomen eine hochinteressante Lektüre sein. (2).
Die Sammlung von Aufsätzen zur Geschichte des Bürgertums in Deutschland und Europa beleuchtet dessen Entwicklung im 19. Jahrhundert. Die Beiträge untersuchen das Verhältnis des Bürgertums zu anderen sozialen Gruppen und thematisieren Aspekte wie Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und die Rolle der Frauen. Herausgegeben von Jürgen Kocka.