Jüdischer Sport und Sport der Juden in Deutschland
Eine kommentierte Bibliografie
Eine kommentierte Bibliografie
Zwischen Fußball und Geschichtspolitik - eine jüdische Trainerkarriere
Emanuel Schaffer gilt heute als erfolgreichster Fußballnationaltrainer Israels. Seine Biografie erzählt allerdings viel mehr als ein In Recklinghausen aufgewachsen, nur knapp dem Holocaust entkommen und in Israel als Fußballer, Trainer und Geschäftsmann erfolgreich, trug er zur Annäherung zwischen Israel und Deutschland bei. Die Freundschaft mit Hennes Weisweiler schuf dafür die Grundlage.
Ein historisches Handbuch für Nordrhein-Westfalen
Juden im Sport vor und während des Nationalsozialismus: 130 Lokalstudien in Nordrhein-Westfalen zeigen die Vielfalt des jüdischen Sportlebens. In der Geschichtswissenschaft bildet das Thema Sport im Kontext der jüdischen Geschichte nach wie vor weitgehend eine Leerstelle. Ungleich stärker hat sich die Forschung auf die geistesgeschichtlichen Verdienste konzentriert und dabei den Beitrag der Jüdinnen und Juden bei der Verbreitung einer Massenkultur - dem Sport - vernachlässigt. Dabei gab es mit dem Verband jüdisch neutraler Turn- und Sportvereine Westdeutschlands (Vintus) seit 1925 einen jüdischen Sportverband, der, einzigartig in Deutschland, eigene Meisterschaften im Fußball, in der Leichtathletik und im Turnen organisierte, da der bürgerliche Westdeutsche Spielverband jüdischen Sportvereinen die Teilnahme an seinen Rundenspielen und Meisterschaften verweigert hatte. Zahlreiche jüdische Sportlerinnen und Sportler blieben jedoch auch in den paritätischen Turn- und Sportvereinen aktiv, bis sie nach 1933 ausgeschlossen wurden. Die Autoren untersuchen das Engagement von jüdischen Sportlerinnen und Sportlern sowohl in den großen Städten Köln, Düsseldorf oder Dortmund als auch in kleineren Gemeinden. Es zeigt sich, dass in der Zeit der Diskriminierung und Verfolgung der Sport im jüdischen Alltagsleben eine herausragende Rolle spielte.
Eine Quellensammlung
In der Geschichte der deutschen Turn- und Sportbewegung ist der 30. Januar 1933 ein markantes Datum. Deutsche Turn- und Sportvereine und ihre Verbände zählten zu den Wegbereitern / Vorreitern der Arisierung der deutschen Gesellschaft nach der nationalsozialistischen Machtübernahme. Sie waren Akteure in dem politischen und gesellschaftlichen Wandlungsprozess. Die freiwillige Einführung des Arierparagraphen bereits im Frühjahr 1933 in zahlreichen Vereinen und Verbänden - zu einem Zeitpunkt als sich die neue nationalsozialistische Sportführung noch nicht etabliert hatte -, war ein erster Schritt auf dem Wege des beispiellosen Zivilisationsbruchs. Die Dokumentensammlung bietet einen umfassenden Überblick über die rechtlichen Vorgaben deutscher Turn- und Sportvereine und ihrer Verbände bezüglich der Diskriminierung und Ausgrenzung der jüdischen Sportlerinnen und Sportler in den 1930er und 1940er Jahren. Darüber hinaus werden Vorgaben, Beschlüsse etc. kommunaler und staatlicher Einrichtungen sowie der NSDAP und ihrer Organisationen die jüdischen Sportlerinnen und Sportler betreffend aufgeführt.
Unmittelbar nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten begannen deutsche Fußballvereine im Frühjahr 1933 mit dem Ausschluss ihrer jüdischen Mitglieder. Juden waren nun gezwungen, sich in eigenen jüdischen Sportgruppen zu organisieren. Diese Vereine bauten in den kommenden Jahren, im Schatten von Terror und Verfolgung, ein beeindruckendes Sportsystem mit separaten Wettkämpfen und Meisterschaften auf. Lorenz Peiffer und Henry Wahlig haben die Geschichte der knapp 200 jüdischen Fußballvereine aufgearbeitet, die bis zu den Pogromen des 9. November 1938 im Deutschen Reich existierten. In detailreichen Porträts gelingt es ihnen, ein lebhaftes Bild dieser untergegangenen Fußballkultur nachzuzeichnen.
Die Rolle des Sports als ein Element des Kulturtransfers zwischen Deutschland und Palästina. Neuere Forschungen betonen die zentrale Rolle des Sports bei der Ausformung nationaler Identitäten. Inwiefern dies auch für den Zionismus gilt, wird in diesem Band gezeigt. Insbesondere die deutsch-jüdischen Immigranten propagierten und förderten den Sport als wesentliches Element der zionistischen Identität in Palästina. Vor dem Hintergrund der politischen Entwicklungen der 1930er und 1940er Jahre werfen die sportlichen Begegnungen zwischen jüdischen Mannschaften aus Nazi-Deutschland und Erez Israel interessante Fragen über die Hintergründe, Motive und Austauschprozesse auf, denen die Autorinnen und Autoren nachgehen. Aus dem Inhalt: Ofer Ashkenazi: Sport und Identität. Der Beitrag der deutschen jüdischen Immigranten Henry Wahlig: Die Beteiligung jüdischer Sportler aus Deutschland auf der II. Makkabiah 1935 in Tel Aviv Eyal Gertmann / Lorenz Peiffer: Im Schatten antisemitischer Diskriminierung und Verfolgung. Sportliche Begegnungen zwischen jüdischen Mannschaften aus Nazi-Deutschland und Erez Israel im Jahre 1937 Im Wallstein Verlag erschienen Lorenz Peiffer und Henry Wahlig: Juden im Sport während des Nationalsozialismus. Ein historisches Handbuch für Niedersachsen und Bremen (2012)
Von der Integration in die Isolation: der Ausschluss jüdischer Sportler aus den Sportvereinen im Nationalsozialismus. Die Geschichtswissenschaft hat das Engagement von Juden in Turn- und Sportvereinen vor und während des Nationalsozialismus bislang fast vollständig vernachlässigt. Die Autoren erfassen erstmals die sportlichen Aktivitäten jüdischer Sportlerinnen und Sportler in einem größeren regionalen Rahmen. Mehr als 40 Lokalstudien auf dem Gebiet der heutigen Bundesländer Niedersachsen und Bremen zeigen, auf welch vielfältige Weise sich Juden vor 1933 in paritätischen Vereinen engagierten, um dann meist noch im Jahr der NS-Machtübernahme aus ihren Vereinen ausgeschlossen zu werden. Einen besonderen Schwerpunkt legen die Untersuchungen auf die Entwicklung selbstorganisierter jüdischer Sportvereine während der NS-Zeit, die sich in größeren Städten wie Hannover und Bremen, aber auch in kleinen Landgemeinden wie Twistringen oder Bentheim, der Not gehorchend zu wichtigen Eckpfeilern des jüdischen Sozial- und Alltagslebens in der Verfolgungszeit entwickelten.
1954 wurde Hannover 96 Deutscher Fußballmeister. Dieser Band ist eine wunderbar nostalgische Zeitreise zu diesem großen Ereignis.
Die Geschichte des jüdischen Sports und des Sports der Juden in Deutschland war und ist immer noch eher ein Randthema der sporthistorischen wie der allgemeinhistorischen Forschung. Darüber konnte auch die große Resonanz in Fachwissenschaft und Medienöffentlichkeit auf das Internationale Symposium „Jüdischer Sport und jüdische Gesellschaft“ nicht hinwegtäuschen, das vor mittlerweile über zehn Jahren im Oktober 1998 in der Gedenk-und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz in Berlin stattfand. Im Rahmen dieses Symposiums entstand damals die Idee, die Beiträge zur Geschichte des jüdischen Sports in Deutschland zu erfassen, zu systematisieren und in Form einer Bibliografie einer größeren Wissenschaftsöffentlichkeit für weitere Lehr- und Forschungsaufgaben zur Verfügung zu stellen.