Die Waffen-SS, eine Organisation zwischen Militär und Polizei, spielte eine zentrale Rolle bei Kriegsverbrechen im Zweiten Weltkrieg und wurde in Nürnberg als verbrecherisch eingestuft. Fokussiert auf die Ärzte innerhalb dieser Formation, beleuchtet das Buch deren aktive Teilnahme und die moralischen Konflikte, die sich aus ihrer Rolle ergeben. Es bietet einen tiefen Einblick in die Verstrickungen der medizinischen Profession in die Gräueltaten der Zeit und hinterfragt die Verantwortung und Ethik der beteiligten Mediziner.
Die Erfolgsgeschichte des Impfens begann 1796, als der englische Landarzt Edward Jenner von einer Magd erfuhr, die durch die Kuhpocken immun gegen Menschenpocken war. Neugierig impfte er einen Jungen mit Kuhpocken und infizierte ihn später mit Menschenpocken, ohne dass der Junge erkrankte. Dies führte zu Impfgegnern, die fürchteten, ihnen wüchsen Kuhhörner, da der Impfstoff aus Kuhpocken bestand. Der Begriff „Vakzine“ leitet sich vom lateinischen Wort „vacca“ für Kuh ab.
Entgegen der Annahme, die Nationalsozialisten hätten Impfungen abgelehnt, war dies nicht der Fall. Mit dem Vorstoß der Wehrmacht nach Polen 1939 traten Krankheiten auf, die in Westeuropa unbekannt waren. Da Antibiotika fehlten, mussten Impfstoffe getestet und hergestellt werden, um die Soldaten zu schützen. Die Versuchspersonen kamen aus KZs, Kriegsgefangenenlagern und psychiatrischen Einrichtungen. Tausende starben oder litten unter den Versuchen. Während die Alliierten einige Täter verurteilten, überlebte kein Impfstoff aus dieser Zeit, da sie ineffektiv waren. Die Opfer dieser Experimente mahnen uns an die dunkle Geschichte der Impfstoffentwicklung. Themen wie Fleckfieber in der Wehrmacht, das Paul-Ehrlich-Institut, die Behringwerke und die Tests in Konzentrationslagern werden behandelt.
Kreisärzte, Medizinalräte, Amtsärzte: Geschichte und Aktualität einer Institution
333 Seiten
12 Lesestunden
Die Beschreibung thematisiert die Rolle der Gesundheitsämter in der Weimarer Republik und deren anschließenden Niedergang. Es wird untersucht, warum diese Institution, die einst eine bedeutende Funktion hatte, heutzutage oft in der Kritik steht und vernachlässigt wird. Der Kontext der Corona-Pandemie dient als Ausgangspunkt, um die Notwendigkeit und die Herausforderungen der Gesundheitsämter in der modernen Gesellschaft zu beleuchten.
Drei jüdische Sozialhygieniker aus Frankfurt am Main: Ludwig Ascher – Wilhelm Hanauer – Ernst Simonson
Sozialhygieniker untersuchten die ungleiche Verteilung von Krankheiten und gingen den Zusammenhängen von Krankheit und gesellschaftlichen Bedingungen auf den Grund. Mit der Vertreibung, gar Ermordung vieler jüdischer Mediziner in der NS-Zeit verschwand das Fach. Die jüdischen Ärzte wurden vergessen. Das gilt auch für die drei in diesem Buch beschriebenen Frankfurter Sozialhygieniker: Ludwig Ascher (1865-1942, deportiert und ermordet in Litzmannstadt/Lodz), Wilhelm Hanauer (1866-1940) und Ernst Simonson (1898-1974).
Das System von staatlichen Gewerbeärzten und Betriebsärzten wurde im Nationalsozialismus ausgebaut. Es diente der Leistungssteigerung der Beschäftigten – insbesondere unter den Vorzeichen der Kriegswirtschaft. Betriebsärzte waren zuständig für Zwangsarbeiter und für KZ-Häftlinge in den Fabriken. Exemplarisch wird an Biografien von Ärzten für die Region Hessen dargestellt, inwieweit diese Mediziner in das NS-Regime verstrickt waren. Gezeigt wird zudem, dass ein Neubeginn 1945 ausblieb.
Franz Xaver Koelsch (1876-1979): Bayerischer Landesgewerbearzt von der Monarchie bis zur Bundesrepublik
430 Seiten
16 Lesestunden
Franz Xaver Koelsch diente als Ministerialrat dem bayerischen König, der Weimarer Republik, dem Naziregime und der Bundesrepublik Deutschland. Mehr als 40 Jahre lang, bis 1950, war er Beamter des deutschen Staates. Er war ein katholischer Konservativer, kein Mitglied der NSDAP, aber er verhielt sich loyal gegenüber allen Dienstherren. Franz Koelsch gilt als 'Altmeister' der deutschen Arbeitsmedizin, er wird ihr 'Begründer' und ihr 'Vater' genannt. Wie aber sieht eine Arbeitsmedizin aus, die sich jeder Staatsform anpasst? Gine Elsners biografische Darstellung versucht eine Antwort. Ihr Fazit: Sehr innovativ war diese Arbeitsmedizin nicht. Denn Franz Xaver Koelsch hatte immer auch das Wohl der Wirtschaft im Blick. Ein Bedauern über die nationalsozialistische Katastrophe äußerte er hingegen nicht.
Franz Karl Meyer-Brodnitz, Sohn eines jüdischen Bankiers, engagierte sich in der Sozialdemokratie und arbeitete als Arzt. Nach seiner Kündigung durch die Nazis 1933 emigrierte er 1935 nach Palästina, wo er sich für gewerbehygienische Strukturen einsetzte. Er starb 1943, bevor er Erfolge seiner Arbeit erleben konnte.