"... unsere Kunst ist eine Religion ..."
- 873 Seiten
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Die Edition des Briefwechsels zwischen Cosima Wagner und Hermann Levi präsentiert erstmals den bedeutenden Gedankenaustausch in voller Länge. Levi, Sohn eines Rabbiners und erster Dirigent der Münchener Hofoper, wurde von König Ludwig II. für die Uraufführung des Parsifal engagiert. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits ein angesehener Wagner-Dirigent und hatte sich dem antisemitischen Dichter und Komponisten Richard Wagner verschrieben. Nun stellte sich die Frage, ob er sich für den künstlerischen Triumph des christlich konnotierten Parsifal taufen lassen sollte. Der Briefwechsel zeigt, wie Cosima Wagner Levi, noch vor ihrem Mann, mit missionarischem Eifer zu einem Religionswechsel drängt, um ihn in das 'Kloster Bayreuth' aufzunehmen, dessen Priorin sie sich sieht. Mit dieser Autorität drängt sie den Dirigenten, der entscheidend zur Sicherung der Festspiele beigetragen hat. Levis Einfluss schwindet, während Cosima sich zunehmend mit loyaleren Mitarbeitern umgibt. Die Briefedition offenbart Cosima Wagners Strategie, ihre Inszenierungen als neuen Maßstab im Opernbetrieb zu etablieren und die kunsttheoretischen sowie gesellschaftskritischen Schriften ihres Mannes in die akademische Lehre einzuführen. Levis Loyalitätskonflikte zwischen den rivalisierenden Parteien Bayreuth und München spiegeln sich in den vielfältigen Briefen wider.








