Figura cryptica , die Figur im verborgenen, ist ein Begriff aus Baumgartens Ästhetik von 1750. Mit ihm wird die Rolle der rhetorischen Figurationen des ästhetischen auf einen neuen Begriff gebracht: den Begriff der Verbergung, aus deren »Latenz« Offenbares hervortritt und »evident« wird. In der gegenwärtigen Konjunktur der Performanztheorien wird damit ihre Voraussetzung, die »Latenz«, deutlich gemacht; die »verborgene Figur« wirkt aus der Leere der Latenz und entfaltet ihre Wirkung in Kunst, Literatur und Philosophie, Metapher, Bild und Gedicht, Roman, Installation und Film.
Anselm Haverkamp Bücher






Hans Blumenberg, Paradigmen zu einer Metaphorologie
- 535 Seiten
- 19 Lesestunden
Metaphern haben Geschichte in einem radikaleren Sinn als Begriffe, denn der historische Wandel einer Metapher bringt die Metakinetik geschichtlicher Sinnhorizonte und Sichtweisen selbst zum Vorschein, innerhalb deren Begriffe ihre Modifikationen erfahren. Durch dieses Implikationsverhältnis bestimmt sich das Verhältnis der Metaphorologie zur Begriffsgeschichte als ein solches der Dienstbarkeit: die Metaphorologie sucht an die Substruktur des Denkens heranzukommen, an den Untergrund, die Nährlösung der systematischen Kristallisationen, aber sie will auch faßbar machen, mit welchem »Mut« sich der Geist in seinen Bildern selbst voraus ist und wie sich im Mut zur Vermutung seine Geschichte entwirft.
Der Begriff „Latenzzeit“ wird von Anselm Haverkamp eingeführt, um die fünfziger Jahre zu analysieren. Dieser Ansatz zielt darauf ab, die Diskrepanz zwischen Erinnerungen und der tatsächlichen Realität dieser Zeit zu erfassen. Haverkamp kritisiert gängige Mythen wie die „vaterlose Gesellschaft“ und die „Unfähigkeit zu trauern“, da sie sowohl erhellen als auch verstellen. Durch diese neue Perspektive wird eine tiefere Einsicht in die emotionale und gesellschaftliche Leere der Nachkriegszeit angestrebt, die oft in der Rückschau verborgen bleibt.
Fernahnend. Hölderlin und Keats
Implizite Ästhetik nach Baumgarten. 1770—1820—2020
- 102 Seiten
- 4 Lesestunden
Begreifen im Bild
Methodische Annäherung an die Aktualität der Kunst (Antonello da Messina, August Sander)
Metaphorologie ist eine Methode der Textanalyse und Textbehandlung, die im Wesentlichen von Hans Blumenberg angeregt und praktiziert wurde, aber keine nennenswerte Wirkung hatte. Sie besitzt eine größere Reichweite und deutet tiefere Konsequenzen an, als bisher erkannt und umgesetzt worden ist. Das liegt an technischen Aspekten, die es weiter zu entwickeln gilt. Metapher, Mythos und Halbzeug sind Blumenbergs Kernbegriffe, an denen die Weiterführung einer analytischen Ausarbeitung ansetzen kann und hier in einer Folge selbständig lesbarer Kapitel ausgeführt werden. Sie führen von den ersten Ansätzen in der Philosophie Blumenbergs und ihrer technischen Ergänzung auf die exemplarischen Problemfelder von Lebenswelt, Politik und Ästhetik. Die Anordnung in Dreiergruppen entspricht den Ausgangsbegriffen des Titels. Sie differenziert nach historischen, politischen, ästhetischen Hinsichten, bevor diese in zwei Skizzen die Perspektive des Gesamtprojekts Metaphorologie eröffnen und in wissenschaftshistorischer und methodischer Hinsicht entwerfen.