Die in diesem Band versammelten Essays folgen dem Programm einer »hermeneutischen Wissenssoziologie«. Sie zeigen, wie Symbole, Mythen und Riten auch in der Gegenwart wesentliche Elemente unserer Wirklichkeitskonstruktionen sind, die uns helfen, uns in der Welt zurechtzufinden - die wir aber auch immer wieder kontrollieren, kritisieren und »dekonstruieren« müssen.
Zur Performanz der Macht in der modernen Gesellschaft
338 Seiten
12 Lesestunden
Der Band versammelt empirische und theoretische Beiträge zu einem erweiterten Politikbegriff und stellt sich damit als ein erster Orientierungsversuch den Herausforderungen postmoderner Unübersichtlichkeit.
Untersuchungen zur Struktur und Wirkungsbedingung der Utopie
299 Seiten
11 Lesestunden
Utopisches Denken und Utopieentwürfe stehen vordergründig für den Glauben an den menschlichen Fortschritt. Ausgangspunkt der Utopien ist fast immer eine schlechte Gegenwart , die überwunden werden soll. Aber im 20. und 21. Jahrhundert wachsen die Zweifel an einer durch die aufgeklärte Vernunft entworfenen, planbaren Zukunft, am Projekt der Moderne . Auf Utopien antworten Dystopien. Daran wird deutlich: Das Grundmotiv utopischen Denkens ist die Angst vor einer unbeherrschbaren Zukunft, eine Angst, die vielleicht durch das Prinzip Hoffnung (Ernst Bloch), eine liebenswürdige Illusion, überwunden werden könnte. Der InhaltDer „Widerspruch“ von Rationalität und Irrationalität in utopischen Konzeptionen ● Fiktion und Wirklichkeit ● Modell und Mythos ● Symbol und symbolische Handlung ● Aufklärung zur Autonomie Die Zielgruppen● Geistes-, Politik- und SozialwissenschaftlerInnen● PhilosophInnen● TheologInnen Der AutorProf. Dr. Hans-Georg Soeffner ist emeritierter Professor für allgemeine Soziologie an der Universität Konstanz, Senior Fellow und Vorstandsmitglied am Kulturwissenschaftlichen Institut Essen (KWI) und Permanent Visiting Fellow am Forum internationale Wissenschaft der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.
Dass kulturelle Differenzen und darauf basierendes, wechselseitiges Nicht- Verstehen verantwortlich sind für soziale und politische Konflikte, gehört zu den Standardüberzeugungen unserer Welt. Diese wiederum beruhen auf einem Kulturverständnis, das Kulturen als Substanzen missversteht und glaubt, diese Substanzen wie je singuläre Entitäten miteinander vergleichen zu können. Eine solche kulturalistisch verzerrte Sichtweise verdeckt jedoch die eigentlichen Ursachen der meisten Kommunikationsprobleme: den Ursprung, die Wirkungsweise und die Labilität von Kommunikationsmaximen und existenziellen Hypothesen. – Unsere gesellschaftliche Wirklichkeit: die pluralistische Verfasstheit moderner Gesellschaften, zwingt die Sozialwissenschaften, (1) die Substanzillusionen aufzugeben; (2) sich erneut den Grundlagen kommunikativen Handelns zuzuwenden und (3) aus dieser Zuwendung empirisch basierte Konsequenzen zu erarbeiten.
Erst Formung macht aus kollektiven Empfindungen und Ahnungen einen Glauben, der sich auf Dauer stellen lässt. Eine der Formen, auf die sich Glaube und gefestigte kollektive Überzeugungen stützen können, ist das Ritual. Es ist zentraler Bestandteil alter und neuer Versuche mythischer ›Weltbewältigung‹ durch symbolische Formung der Wirklichkeit. Als Aktionsform des Symbols verlangt es also Tätigkeit, wo andere Symbole ihre Kraft und Wirkung aus der fixierten Gestalt ziehen. Rituale repräsentieren damit Ordnungen, die im Handeln immer erst und immer wieder hergestellt werden müssen. Sie formen und disziplinieren das Verhalten, machen es überschaubar und vorhersagbar und erlauben, dass wir uns nicht nur in Räumen, sondern auch im Handeln ›zu Hause‹ fühlen. Die aus dem direkten Erleben entspringende Überzeugungskraft macht die Stärke, zugleich aber auch die Gefahr symbolischen Handelns und Mitteilens aus: Symbole vermögen zu überzeugen wider alle Vernunft. Das heißt aber auch, sie sind imstande, ohne Begleitung der Vernunft eigene Welten zu konstituieren, die sich der Kontrolle und Überprüfung der reflektierenden Vernunft entziehen, die also auch irreflexive Wahnwelten aufbauen und erhalten können. Eine Hermeneutik der Symbole ist daher nicht einfach nur möglich, sondern auch notwendig.
Die aktuelle wissenssoziologische Forschung beschäftigt sich mit den zeitdiagnostischen Implikationen der gesellschaftlichen Bedeutung von Wissen, doch das Betätigungsfeld reicht weit darüber hinaus. Die Herausgeber dieser Rezensionssammlung zeigen anhand ausgewählter Beispiele die Vielfalt der wissenssoziologischen Theorie und Empirie auf, ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Die Auswahl der besprochenen Veröffentlichungen orientiert sich daran, ob die Autorinnen und Autoren eine wissenssoziologische Perspektive einnehmen. Es werden Werke behandelt, die sich mit unterschiedlichen Themen wie Familie, Tod, Gewalt/Terror, Event, Medien, Diskurs, Wirtschaft und Kultur auseinandersetzen und dabei die soziale Dimension des Wissens betonen. Die verschiedenen Ausrichtungen, die aus dieser gemeinsamen Basis der Wissenssoziologie hervorgehen, verdeutlichen drei einleitende Essays: Ilja Srubars Auseinandersetzung mit der Wissenssoziologie Niklas Luhmanns, Joachim Renns Betrachtungen zum Einfluss von Deweys Philosophie auf die moderne Wissenssoziologie sowie die Besprechung von Hubert Knoblauchs Neuerscheinung ‚Wissenssoziologie‘ durch Ronald Hitzler und Michaela Pfadenhauer.
Versuche über Glück, Lebensstil, Gewalt und Schuld
Jede Zeit entwickelt ihre eigenen Illusionen und ist davon überzeugt, klüger zu sein als die vorangegangene. Die Moderne und die - sie begeisternd überbietende - „Postmoderne“ preisen die „Dekonstruktion “ vorangegangener Irrtümer und damit die eigene Klugheit. Hans-Georg Soeffner nimmt die neuen Illusionsbildungen unserer Zeit in den Blick: den Traum vom „authentischen Individuum“ als Schöpfer seiner selbst, die Hoffnung auf den Sieg über Gewalt und Terrorismus durch den „demokratisch aufgeklärten Common Sense“, die Utopie vom Leben in ästhetisch befriedeten Wunschzeiten privaten Glücks, politische Inszenierungen und die Selbsterlösungsversuche einer stigmatisierten Nation.