Die Digital Humanities verstehen sich gerne als disruptiven Einbruch in das Feld des Hermeneutischen. Die Geisteswissenschaften wiederum verdächtigen die Digital Humanities der Kolonialisierung ihrer Interpretationskunst durch szientifische Methoden. Beide verkennen jedoch, wie sehr die Formen des Digitalen in den traditionellen Kulturtechniken der Literalität vorgebildet sind. Es gibt eine embryonale Digitalität akademischer Praktiken lange vor dem Einsatz der ersten Computer. In dieser Perspektive werden die zeitgenössischen Digital Humanities zu einer sinnvollen Erweiterung der Geisteswissenschaften. Diese Einsicht setzt allerdings eine Korrektur am geisteswissenschaftlichen Selbstbild voraus, die Sybille Krämer in zwölf Thesen pointiert entfaltet.
Sybille Krämer Reihenfolge der Bücher






- 2025
- 2024
Was ist digitale Philosophie?
Phänomene, Formen und Methoden
Die philosophischen Dimensionen der Digitalisierung werden in diesem Band multiperspektivisch untersucht. Zu den Themen gehören "Digitalisierung und Kritik", "Ethik und Privatheit" sowie "Realität und Virtualität". Auch die grundsätzliche Frage nach den Möglichkeiten einer "digitalen Philosophie" wird aufgeworfen. Die neuen Technologien von Internet, Künstlicher Intelligenz und virtueller Realität werden in den philosophischen Blick genommen - nicht um sie schematisch zu kategorisieren, zu fixieren oder zu reduzieren, sondern um diese in ihrer phänomenologischen Reichhaltigkeit zu erfassen und kritisch zu reflektieren.
- 2020
Medium, Bote, Übertragung
Kleine Metaphysik der Medialität
- 2017
Die eigenen vier Wänden sind mehr als ein Dach über dem Kopf - sie sind der Ort, an dem sich das ganz eigene Leben mit all seinen Facetten abspielt. Nicht selten bedauert wer vor einem Umzug steht, dass er seine Wohnstätte als Lebensmittelpunkt nicht einfach mitnehmen kann. Und für viele Menschen ist es zunehmend wichtig beziehungsweise auch notwendig, flexibel auf persönliche Wünsche und Veränderungen aller Art reagieren zu können. Durch das gestiegene Bedürfnis, trotz geografischer Mobilität die wohnliche Identität zu wahren, ist der Markt für umziehbare Häuser inzwischen bemerkenswert vielfältig. Das zeigt sich insbesondere darin, dass immer häufiger auch Architekten und Designer mit der technischen und gestalterischen Konzeption von mobilen Häusern beauftragt werden. So unterschiedlich die Konzepte, das Erscheinungsbild und die Konstruktion auch sind, so eint alle Häuser, die in diesem Band vorgestellt werden, der Anspruch an ein herausragendes und konsequentes Design. Aus dem Inhalt: Winter Cabin on Mount Kanin in Slowenien (OFIS architects) ÁPH80 in Madrid, Spanien (ÁBATON und BATAVIA) Delta Shelter in Washington, USA (Olson Kundig) Exbury Egg am Bealieu River, Großbritannien (PAD studio) minihuset ONE+ in Tyresö, Schweden (Add a Room)
- 2017
Philosophie der Zeugenschaft
Eine Anthologie
Im Alltag wie auch in der Wissenschaft erlangen wir einen Großteil unseres Wissens durch die Worte anderer. Doch – geblendet vom Individualismus des ›Do-ityourself‹-Verfahrens in der Erkenntnistheorie – scheinen in der europäischen Philosophietradition Zeugnisse in Wort, Schrift und Bild als Voraussetzungen des Wissenserwerbs kaum eine Rolle gespielt zu haben. Erst in neuerer Zeit findet die Idee einer sozialen Epistemologie eine angemessene Beachtung. Doch das Bild von der zeugnisvergessenen Philosophietradition trügt. Diese Anthologie unternimmt daher erstmals eine Spurensuche zur philosophischen Thematisierung von Zeugenschaft seit der Neuzeit und bezieht dabei auch zeitgenössische Autoren mit ein. Anhand konkreter Quellen wird gezeigt, dass es eine reichhaltige Geschichte der philosophischen Reflexion von Zeugenschaft gibt, deren zentrale Positionen erschlossen werden. Dabei stellt sich eine grundlegende Mehrdeutigkeit des Phänomens der Zeugenschaft heraus: In den vielfältigen Konstellationen des Glaubenszeugnisses, des Gerichtszeugnisses, der Zeitzeugenschaft und des Opferzeugnisses verschlingen sich jeweils Ethik und Episteme, Sozialphilosophie und Erkenntnistheorie miteinander. Zeugenschaft, so zeigt sich, ist nicht auf das epistemologische Problem des Wissens durch die Worte anderer zu reduzieren.
- 2016
Kunst und Zeugenschaft verbindet ein zwiespältiges Verhältnis: Zeugen sollen Tatsachen wiedergeben, nicht als Künstler oder Dichter sprechen. Auf der anderen Seite haben Figurationen der Zeugenschaft die Künste stets fasziniert. Darf Kunst ein Zeugnis sein? Und: Kann sie dies? Der Band betrachtet künstlerische Produktionen von Zeugenschaft in Film, Theater, Literatur, Performance, Bildender Kunst und Fotografie. Künstlerinnen und Künstler haben Zeugenschaft in vielfältigen Formen dargestellt und kommentiert – und sich zuweilen selbst als Bezeugende verstanden und in Szene gesetzt. Die Originalbeiträge arbeiten zum einen gattungsspezifische Aspekte der jeweiligen Kunstformen heraus, thematisieren aber auch gattungsübergreifende Fragen über das Verhältnis von Kunst und Zeugenschaft: Wie wird die kulturelle und gesellschaftliche Rolle von Zeugnissen in der Kunst reflektiert? Wie werden Wahrheit und Fiktion ins Verhältnis gesetzt? Und scheint im Gestus des Bezeugens womöglich eine eminent politische Dimension von Kunst auf?
- 2016
Figuration, Anschauung, Erkenntnis
Grundlinien einer Diagrammatologie
In unserer dreidimensionalen Welt sind wir umgeben von bebilderten und beschrifteten Flächen. Welche Rolle spielt die »Kulturtechnik der Verflachung« in unseren Wissenspraktiken? Worin besteht die kognitive Kreativität von Tabellen, Texten, Diagrammen und Karten, die für Erkenntnis und Wissenschaft unverzichtbar sind? Sybille Krämer untersucht, wie synoptische Anordnungen zu Denkzeugen werden. Sie analysiert die Erkenntniskraft der Linie als Wurzel eines diagrammatischen Denkens, dessen Spuren sich schon in den Erkenntnistheorien von Platon, Descartes, Kant und Wittgenstein sichern lassen. So entstehen die Konturen einer Diagrammatologie, in deren Rahmen sich die Orientierungsleistung und Imaginationskraft sichtbarer, räumlicher Schemata für das Erkennen erforschen lassen.
- 2015
Ada Lovelace
Die Pionierin der Computertechnik und ihre Nachfolgerinnen
Ada Lovelace schrieb 1843 das weltweit erste Programm für eine informationsverarbeitende Maschine. Welche Beiträge leisten Frauen bis heute in der Welt des Digitalen? Der Band setzt sich mit Ada Lovelace (1815 –1852) als Pionierin der Programmierung, aber auch mit ihrer Stilisierung zur Ikone auseinander. Er blickt auf die Bedeutung ›Rechnender Frauen‹ in der Nachkriegsära der einsetzenden Computertechnik. Er erörtert die Rolle der ›feinen Unterschiede‹ der Geschlechter in Wissenschaft und Technik und lässt wichtige Forscherinnen der zeitgenössischen Computerwissenschaft (Robotik, Verteilte Intelligenz, Big Data) zu Wort kommen.
- 2012
Schriftbildlichkeit
Wahrnehmbarkeit, Materialität und Operativität von Notationen
- 460 Seiten
- 17 Lesestunden
Lange Zeit galt Schrift als aufgeschriebene mündliche Sprache. Doch was geschieht, wenn eine mathematische Gleichung gelöst und Musik mit Noten komponiert wird, wenn ein Autor an seinem Text feilt, die Konkrete Poesie ein Schriftspiel entfaltet, der genetische Code als Buchstabenfolge sequenziert wird, der Kabbalist Buchstaben permutiert oder der Informatiker ein Computerprogramm schreibt? Schriften sind mehr als Aufschreibsysteme für Gesprochenes; stets bergen sie lautsprachenneutrale Aspekte. Der Begriff „Schriftbildlichkeit“ zielt auf einen Perspektivenwechsel: die Überwindung eines phonographisch reduzierten und eurozentrisch verengten Schriftkonzeptes. Jenseits der Dichotomie von Sprache und Bild vereinigen sich in Schriften diskursive und ikonische Merkmale – und das gilt für alphabetische wie nichtalphabetische Schriften. Schriften eröffnen Experimentierräume der kognitiven wie der ästhetischen Erfahrung. In den Beiträgen dieses programmatischen Eröffnungsbandes der neuen Buchreihe „Schriftbildlichkeit“ werden explorative und kreative Leistungen von Schriften im Wechselverhältnis ihrer Sichtbarkeit und Handhabbarkeit in wissenschaftlichen und künstlerischen, in alltäglichen, spielerischen und religiösen Schriftpraktiken zutage gefördert.
- 2010
Eine verletzende Bemerkung, ein beleidigendes Wort – viele Situationen lassen uns Sprache als gewaltförmig erfahren. In der Metapher des ›kränkenden Wortes‹ ist diese Wirkung greifbar; systematisch erforscht wird sie indessen erst in jüngster Zeit. Die Beiträge dieses Bandes zeigen, welche Perspektiven diese Forschungen in der Linguistik, der Philosophie und der Literaturwissenschaft eröffnen. Die Fragen gelten unterschiedlichen Problemen: Wie ist verbale Gewalt von anderen Gewaltformen zu unterscheiden? Sind sprachliche Aggressionen typisierbar? Welche soziale Funktion kommt verletzender Sprache in Brennpunkten der Vormoderne zu? Was an uns ist es überhaupt, das durch Beleidigungen verletzt wird? Ist bereits dem Gespräch als Interaktion eine subtile Gewaltsamkeit eigen? Wie werden Grenzbereiche sprachlicher Aggression, sei es beißender Humor oder die Satire, in der Alltagskommunikation und in der literarischen Fiktion ausgespielt?