Körper und Seele sind ein und dasselbe: La Mettries aufklärerische Kampfschrift provoziert noch heute. La Mettries Kampfschrift Die Maschine Mensch löste bei ihrem Erscheinen 1748 einen veritablen Skandal aus. Der Autor, ein französischer Arzt und Philosoph, war bereits im Exil in Holland und musste nun nach Preußen an den Hof Friedrichs des Großen flüchten. Selbst aufgeklärten Denkern wie Diderot oder Voltaire gingen die Ideen des Materialisten und Enfant terrible der Philosophie zu weit. Seine Definition des Menschen als eine bloße Maschine, die weder Seele noch Geist im üblichen Sinn hat und auf Gott gut und gerne verzichten kann, empfanden sie als zynisch. Dabei lag dem Autor nichts ferner als die Verachtung der menschlichen Existenz. Im Gegenteil: Aus jedem seiner Sätze spricht Bewunderung für die perfekte Maschine, für das komplizierte Zusammenspiel von Nerven, Muskeln und Körpersäften. Hört auf, über den Ursprung des Menschen, seine Seele und das Jenseits zu spekulieren, so lautet La Mettries Botschaft, erfreut euch lieber an der Schönheit der Natur. Allein das diesseitige Glück zählt, also Lebensfreude und Sinneslust. Eine Botschaft, die heute in der Hirn- und Glücksforschung auf fruchtbaren Boden fällt.
Julien Offray de La Mettrie Reihenfolge der Bücher
Julien Offray de La Mettrie war ein französischer Arzt und Philosoph und einer der frühesten französischen Materialisten der Aufklärung. Seine Arbeit erforscht die komplexe Beziehung zwischen Geist und Körper und stellt traditionelle dualistische Ansichten über das menschliche Wesen in Frage. Er befasst sich mit tiefgreifenden Überlegungen über die Natur des Bewusstseins und die Möglichkeiten mechanistischer Erklärungen menschlichen Verhaltens. Seine Schriften stellen einen bedeutenden Beitrag zur materialistischen Philosophie und zu Debatten über die menschliche Natur dar.






- 2023
- 2020
Julien Offray de La Mettrie: Der Mensch eine Maschine. L'Homme Machine Lesefreundlicher Großdruck in 16-pt-Schrift Großformat, 210 x 297 mm Berliner Ausgabe, 2020 Durchgesehener Neusatz mit einer Biographie des Autors bearbeitet und eingerichtet von Theodor Borken Erstdruck: Leiden 1747, vordatiert auf 1748. Der Text folgt der deutschen Übersetzung durch Adolf Ritter von 1875. Originaltitel: L'homme plus que machine. Textgrundlage ist die Ausgabe: La Mettrie: Der Mensch eine Maschine. Übersetzt, erläutert und mit einer Einleitung versehen von Adolf Ritter. Berlin: Erich Koschny, 1875 (Philosophische Bibliothek, Bd. 67). Dieses Buch folgt in Rechtschreibung und Zeichensetzung obiger Textgrundlage. Umschlaggestaltung von Thomas Schultz-Overhage. Gesetzt aus der Minion Pro, 16 pt. Henricus Edition Deutsche Klassik UG (haftungsbeschränkt)
- 2016
Die zentrale These des Werkes ist die Auffassung, dass der Mensch als eine Art Maschine betrachtet werden kann, die durch physische und mechanische Prinzipien funktioniert. La Mettrie argumentiert, dass menschliches Verhalten und Denken auf materielle Prozesse zurückzuführen sind, wodurch er die Grenzen zwischen Mensch und Maschine verwischt. Durch diese radikale Sichtweise stellt er traditionelle philosophische und religiöse Ansichten in Frage und eröffnet neue Perspektiven auf das Bewusstsein und die Natur des Lebens.
- 1987
Philosophie und Politik
- 131 Seiten
- 5 Lesestunden
Der Titel dieses Bandes stammt vom Herausgeber. Der Band enthält La Mettries „Discours prÄliminaire“ zur ersten Ausgabe seiner „Oeuvres philosophiques“ und als Anhang Auszüge aus seiner Schrift "SystÅme d'âpicure„. La Mettrie wurde nach dem Verbot seines Hauptwerkes durch Friedrich II von diesem dazu genötigt - als Vierzigjähriger - sein philosophisches Testament zu machen und seine gesammelten philosophischen Schriften (in einem Band) herauszubringen -- unter denen, so die Pointe, sein philosophisches Hauptwerk sich nicht befinden durfte. Es wurde ihm aber gestattet, eine Einleitung, jenen “Discours prÄliminaire„, zu schreiben. La Mettrie versuchte nun, im Schutz ironischer Formulierungen, doch irgendwie auszudrücken, was ihm der Zensor untersagt hatte. Der Text des Anhangs verdankt seine Entstehung denselben Umständen. König und Zensor liessen auch das nicht durch: die “Oeuvres" wurden kurz nach Erscheinen konfisziert. Spätere Leser der Einleitung, die deren Entstehungsbedingungen nicht berücksichtigten, haben den Text nur selten stimmig zu deuten gewusst.
- 1987
Die Kunst, Wollust zu empfinden
- 155 Seiten
- 6 Lesestunden
La Mettrie zeigte, obwohl er keine reale Lebensalternative zum Asyl am Hofe Friedrichs hatte, eine ungebrochene, gleichwohl flexible Renitenz gegenüber der Zensur durch seinen (sonst aufgeklärt-toleranten) königlichen Schutzherrn. Er liess die verbotene „Seneca-Einleitung“ heimlich als Separatdruck neu erscheinen und brachte ein weiteres „anstössiges“ Buch neu heraus: die stark revidierte und erweiterte Fassung seiner Schrift „La VoluptÄ“ (Die Wollust) von 1747. Es erschien 1751 unter dem Titel "L'art de jouir„ (Die Kunst des Geniessens). La Mettrie hielt diese Schrift für seine nach dem “Discours sur la bonheur„ wichtigste. Sie hat heute auch deshalb Bedeutung, weil sie belegt, dass die in letzter Zeit gern gepflegte Sichtweise, wonach de Sade in wesentlicher Hinsicht Nachfolger La Mettries sei, nicht zu rechtfertigen ist. Der Anhang enthält u. a. Auszüge aus La Mettries letzter, lange Zeit verschollen gewesener Schrift “Le petit homme ê longue queue„, die gewissermassen einen vorgezogenen Nachruf auf sich selbst enthält. La Mettrie sah offenbar sein baldiges Ende kommen. Tatsächlich starb er wenige Wochen später infolge eines als “gastronomischer Unfall" kolportierten, nie näher aufgeklärten Vorgangs.
- 1985
Über das Glück oder das höchste Gut
- 194 Seiten
- 7 Lesestunden
Dieses Buch, im Original „Discours sur le bonheur“, ist La Mettries Hauptwerk, das bis heute von Spezialisten der französischen Aufklärung selten beachtet wurde. La Mettrie floh 1748 aus dem liberalen Holland, wo er wegen „L'homme machine“ bedroht war, an den Potsdamer Hof Friedrichs II. Hier verfasste er, getarnt als Einleitung zu einer Übersetzung von Senecas „De beata vita“, sein Hauptwerk. Trotz der Toleranz seines Schutzherrn wurde das Buch, als einziges rein philosophisches Werk, sofort verboten. Es machte La Mettrie zum Feind der Aufklärer: Voltaire verleumdete ihn, Holbach nannte ihn Wahnsinnigen, Diderot kritisierte seine Sitten. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts war La Mettrie eine Unperson, dessen Werke zwar „klandestin“ zirkulierten, aber nicht öffentlich diskutiert wurden. Nach der Großen Revolution geriet er in Vergessenheit. La Mettrie vertrat undogmatische materialistische, atheistische und antiklerikale Ansichten, die von Friedrich und einigen Aufklärern toleriert wurden. Unerträglich war jedoch seine „Lehre von den Schuldgefühlen“, die er als Kern seiner Philosophie betrachtete. Diese Position stößt bis heute auf Widerstand, und die wenigen Autoren, die sie thematisiert haben, versuchen oft, sie unter bekannten Etiketten zu verbergen. Der gesamte „Fall La Mettrie“ ist bislang nicht vollständig aufgearbeitet.
- 1984
Das Buch trägt im Original den Titel "L'homme machine„ (1748) und wurde bisher fünfmal ins Deutsche übersetzt: “Der Mensch eine Maschine„ (1875, 1909, 1965), “Der Mensch als Maschine„ (1985: vorliegender Band) und “Die Maschine Mensch„ (1990). Sein Titel ist so eingängig, dass er viel dazu beigetragen hat, den Namen La Mettrie weithin bekannt zu machen, allerdings um den Preis, dass man meist diese Titelphrase für die simple Quintessenz des philosophischen Gehalts nahm und La Mettrie als ersten neuzeitlichen Vertreter eines kruden Materialismus abstempelte und in die Annalen verbannte. Entsprechend wird bis heute stereotyp dieses Buch La Mettries als sein Hauptwerk bezeichnet -- gegen des Autors eigenes Bekunden und gegen das Urteil einiger, weniger Kenner, die, allerdings erst in den letzten Jahren, wie er dieses Prädikat eindeutig seinem “Discours sur le bonheur„ zusprachen. Diese dauerhafte Fehleinschätzung La Mettries (1709-1751) ist keine philosophiehistorische Bagatelle, die nur für Spezialisten von Interesse wäre. La Mettrie ist vielmehr ein veritabler “Fall", dessen gründliche Aufrollung ein tieferes Verständnis in die Fehlentwicklung der aufklärerischen Bewegung bis hin zu ihrem heutigen desolaten und scheinbar aporetischen Zustand verspricht. Diesem Band ist deshalb ein Essay beigefügt, der zu dieser Problematik hinführt.