Betriebliche Bildungsarbeit
Kompetenzbasierte Berufs- und Weiterbildung in digitalen Zeiten






Kompetenzbasierte Berufs- und Weiterbildung in digitalen Zeiten
Zukünftige Anforderungen und berufliche Lernchancen
Der bildungspolitische Diskurs hat in den letzten Jahrzehnten einen radikalen Paradigmenwechsel erfahren: 'Wettbewerb der Bildungsstandorte', 'Effizienzsteigerung', 'Arbeitsmarktfähigkeit ', so lauten die zentralen Schlagworte.Unverändert gilt dagegen, dass Bildungssysteme zur Reproduktion sozialer Ungleichheiten beitragen. Das liberale Versprechen der Chancengleichheit durch Bildung ist längst ersetzt durch ein neues: Eigenverantwortliches, lebenslanges Lernen sichere die Arbeitsmarktfähigkeit. Leistungsmoral und Konkurrenz, aber auch die Angst vor sozialem Abstieg liefern den Nährboden für neue Lern- und Laufbahnbedürfnisse bis hin zum Selbstmarketing.Die Finanzkrise heizt die Dynamik an. Spareinschnitte und Wirtschaftlichkeitsvorgaben setzen auch das öffentliche Bildungswesen dem Markt aus. Dieser entscheidet zunehmend, welche Bildung stattfindet und welche Kompetenzziele verfolgt werden.
„Betriebliches Lernen und betriebliche Qualifizierung werden zunehmend mit betrieblicher Bildungsarbeit gleichgeSetzt. In einem ersten Zugriff sind unter betrieblicher Bildungsarbeit alle Qualifizierungs- und Bildungsprozesse zu verstehen, die im Unternehmen stattfinden oder von diesem veranlasst werden. Der vorliegende Band 9 der Studientexte Basiscurriculum Berufs- und Wirtschaftspädagogik konkretisiert und systematisiert dieses Verständnis, indem er - den betrieblichen Wandel erläutert, betriebliche Bildungsarbeit definiert und mit dem Leitziel der beruflichen Handlungskompetenz verbindet, - erntheoretische Ansätze und neue Lernformen im Betrieb erörtert und in den Kontext einer lernförderlichen Arbeitsgestaltung stellt, - Begleitung und Beratung beim Lernen in und bei der Arbeit sowie Kompetenzanalysen thematisiert, - den Zusammenhang zum Bildungsmanagement und zur Entwicklung des Deutschen Qualifikationsrahmens (DQR) herstellt. Die einzelnen Kapitel schließen mit Aufgaben ab; Namen- und Sachwortverzeichnis erleichtern die Handhabung. Der Studientext wendet sich vor allem an Studierende der Berufsbildung und an das betriebliche Bildungspersonal; darüber hinaus an alle, die sich mit Grundfragen der betrieblichen Bildungsarbeit und des betrieblichen Bildungsmanagements auseinanderSetzen möchten.“
In der öffentlichen Bildungsdebatte richtet sich die Aufmerksamkeit vielfach auf die Schule, zuweilen auf die Hochschule – dabei wird oft übersehen, dass der größte und bedeutendste Bildungsbereich mittlerweile die berufliche Weiterbildung ist. Bei der Förderung von Beschäftigungsfähigkeit und Chancengleichheit nimmt sie inzwischen eine Schlüsselrolle ein. Das heißt zugleich, dass mit den Zugangsmöglichkeiten zu qualitativ hochwertiger beruflicher Weiterbildung die soziale Frage in völlig neuer Weise gestellt wird. Um so mehr ist es geboten, die sozialen, gesetzlichen, finanziellen und strukturellen Rahmenbedingungen sowie die Qualität bestehender Weiterbildungsmaßnahmen und -konzepte kritisch zu untersuchen. Dieses Buch reflektiert die berufliche Weiterbildung aus arbeitnehmerorientierter Perspektive. In einem umfassenden, systematischen Zugriff widmet sich der Autor sowohl Prozessen der Kompetenzentwicklung und Vernetzung als auch Konzepten der betrieblichen Bildungsarbeit, der Begleitung und Beratung sowie der Personalentwicklung, dem beruflichen Bildungsweg und der rechtlichen, qualitätsbezogenen und finanziellen Absicherung. Grundzüge des Deutschen und Europäischen Qualifikationsrahmens runden das Bild ab.
Der Kompetenzerwerb in der Arbeit ist eine elementare Form betrieblichen Lernens und stellt eine zentrale Herausforderung für die zukünftige Gestaltung arbeitnehmerorientierter Weiterbildung dar. Die Erarbeitung von Konzepten hierfür und deren theoretische und empirische Fundierung wurde über viele Jahre hinweg im Rahmen der Projektreihe »Kompetenzentwicklung in vernetzten Lernstrukturen« (KomNetz) geleistet, die von den Gewerkschaften IGBCE, IG Metall und ver. di verantwortet wurde. In diesem Buch werden nun die zentralen Ergebnisse und Erkenntnisse der Projektarbeiten zusammengeführt, diskutiert und durch theoretische und politische Perspektiven erweitert. Die Schaffung und Gestaltung lern- und kompetenzförderlicher Arbeit, die Begleitung und Beratung beruflicher Entwicklungen, Netzwerke der Kompetenzentwicklung sowie die Skizzierung zukünftiger Herausforderungen arbeitnehmerorientierter Weiterbildung bilden die vier Schwerpunkte des Bandes. Indem auch über das Projekt hinausweisende Perspektiven und Themen einbezogen werden, leistet das Buch eine breit angelegte, weiterführende Diskussion gewerkschafts- und arbeitnehmerorientierter Positionen zur Weiterbildung.
Das Lernen im Prozess der Arbeit bietet Unternehmen einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil und eröffnet Mitarbeitern zahlreiche Möglichkeiten für lebenslanges Lernen und informelle Weiterbildung. Aktuelle Managementkonzepte wie Verbesserungs- und Optimierungsprozesse sowie Qualitätssicherung erfordern ein Lernen, das direkt im Arbeitsprozess stattfindet. Dies stellt neue Anforderungen an Bildungsarbeit, Management in Unternehmen sowie an Bildungsanbieter und Weiterbildungseinrichtungen. Der Band präsentiert aktuelle Theorieansätze zum Lernen in der Arbeit, Modelle des arbeitsbezogenen Lernens und Konzepte zur Verknüpfung von Arbeit und Lernen in der Berufsbildung und Weiterbildung. Er analysiert lern- und kompetenzförderliche Arbeitsgestaltung, die wachsende Bedeutung von Begleitung und Beratung sowie Entwicklungs- und Aufstiegswege, unterstützt durch Beispiele aus der Praxis. Zudem wird auf aktuelle europäische und deutsche Reformbestrebungen und deren Auswirkungen auf das Lernen im Arbeitsprozess eingegangen. Für das Bildungsmanagement von Unternehmen sowie Bildungs- und Wissenschaftsorganisationen bietet der Band eine theoretische Grundlage, angereichert mit praktischen Beispielen, die aufzeigt, wie Lernen im Arbeitsprozess gezielt gefördert und erfolgreich gestaltet werden kann.
Ein neues Selbstverständnis des Bildungspersonals in Schule und Betrieb erfordert neue Lern- und Weiterbildungskonzepte. Das Lernen in und über Arbeit gewinnt immer mehr an Bedeutung. Teamentwicklung, Coaching, Reflexions-Workshops und kompetenzförderliche Arbeitsbedingungen sind heute unverzichtbare Instrumente für alle, die selbstgesteuertes Lernen zur Förderung methodischer, sozialer und humaner Kompetenzen gestalten wollen. Dieser Band bietet Beiträge zu den zentralen Themen beruflichen Lernens, der Personalentwicklung und Weiterbildung von Lehrern, Ausbildern und Weiterbildnern: - Berufsbezogene Bildungsstandards, Handlungskompetenz und reflexive Handlungsfähigkeit - Zum Wandel der Rolle des Bildungspersonals: vom Wissensvermittler zum Lerncoach und Wissensmanager, vom Einzelkämpfer zum Teamarbeiter - Fortbildungsmodelle und Beratungskonzepte im arbeitsintegrierten und arbeitsbezogenen Lernen - Didaktik beruflichen Lernens: handlungsorientiert, arbeitsbezogen, aufgaben- und problembezogen, selbstgesteuert