Positionen des Designs - die 60er
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Design ist eine vergleichsweise junge Disziplin. Theoretische Eigenständigkeit erarbeitete sie sich in Abgrenzung von Kunst und Handwerk. Insbesondere der Funktionalismus war seit Anfang des 20. Jahrhunderts prägend: »form follows function!« Heute hat sich das Feld aufgefächert: Die Leitideen sind nicht mehr nur praktischer Nutzen und Schönheitsvorstellungen, auch Ökologie und Gerechtigkeit, ja sogar die Potentiale von Ironie, Spiel und Witz finden Eingang in die Designtheorie. Sie ist postmodern geworden. Die mit sorgfältigen Einführungen versehene Sammlung bietet, angeordnet nach Themenfeldern, die wichtigsten Texte von John Ruskin bis Richard Sennett.
Mit dem Architekten Hans Schwippert verbindet sich der architekturgestalterische Neuanfang der BRD. Unauslöslich im Gedächtnis geblieben ist sein Entwurf für das Deutsche Bundeshaus in Bonn 1948/49, das mit seiner lichtdurchfluteten Glasarchitektur, der kreisförmigen Anordnung der Sitze im Plenarsaal und dem sachlich-bescheidenen Interieur wie lein anderer Bau Politik in gewandelten Zeiten versinnbildlichte. Schwippert prägte in vielerlei Hinsicht den Geist des Wiederaufbaus: Ob als langjähriger Vorsitzender des Deutschen Werkbundes, als Verfasser der Ausstellungskonzeptionen im Deutschen Pavillon der Brüsseler Weltausstellung 1958, als Direktor der Kunstakademie in Düsseldorf oder mit einem Hochhaus auf der INTERBAU 1957 im Hansaviertel Berlin. Mit über 700 Seiten stellt der reich bebilderte Katalogteil mehr als ein Zeitdokument dar: er führt in seine Bauten, Ausstellungen und Möbelprogramme ein. Die umfassende Anthologie kommentiert seine Schriften. Autoren: Gerda Breuer, Leif Hallerbach, Jennifer von Massow, Pia Mingels, Adam C. Oellers, Christopher Oestereich, Paul Sigel und Sandra Wagner- Conzelmann.
Dialoge, Kontinuitäten, Selbstermächtigungen. Grafikdesignerinnen 1880 bis heute / Dialogue, continuity, self-empowerment. Women graphic designers from 1880 until today
Zweisprachige Ausgabe (deutsch/englisch) / Bilingual edition (English/German) Die Geschichte des Grafikdesigns ist weitgehend ohne Frauen geschrieben worden. Blickt man jedoch unter die Oberfläche dieser Erzählung, wird der Einfluss sichtbar, den Grafikdesignerinnen auf das Geschehen hatten: Sie bildeten eigene Traditionen, stellten dialogische Bezüge her, wurden Vorbilder, knüpften Netzwerke, erprobten sich in Selbstermächtigung. Gerda Breuer beleuchtet diesen Kampf um Professionalisierung und zeigt, auf welche kollektiven Formate Designerinnen zurückgriffen, um sichtbar zu werden und sich für die Belange von Frauen einzusetzen. Bekannte Grafikdesignerinnen wie Ljubow Popowa, Änne Koken, Ethel Reed oder Sarah Wyman Whitman spielten hierbei ebenso eine Rolle wie völlig unbekannte Kollektive. Breuer zeigt, dass deren bedeutende Beiträge in der Rezeptionsgeschichte verschwunden, abgewertet, ignoriert oder in den Hintergrund gedrängt wurden. Aufgrund der aktuellen Infragestellung des traditionellen Kanons ist die Integration solcher Beiträge in die Designgeschichte längst überfällig. Design von Katja Lis, DBF Designbüro Frankfurt
Der heute nahezu vergessene Architekt Franz Krause (1897-1979) befand sich oft im Zentrum der Avantgarde: Ob 1927 als Bauleiter der Stuttgarter Werkbundsiedlung am Weißenhof, während des Dritten Reichs im Wuppertaler Arbeitskreis zusammen mit den Bauhausmeister Oskar Schlemmer und dem Maler Willi Baumeister, nach Kriegsende als Architekt der Villa Waldfrieden des Wuppertaler Lackfabrikanten Kurt Herberts oder als Lehrer der dortigen Werkkunstschule und Mitarbeiter von Werner Ruhnau am Gelsenkirchener Musiktheater – überall inspirierte er Gemeinschaftsprojekte durch seine systematische und zugleich spielerische Arbeitsweise. Seine kleinen Styropor-Plastiken, sein Verschiebespiel „Vepada“ – sie sind Ergebnisse seiner Auseinandersetzung mit Raum und Bewegung, Lautgedichte und Sprachspiele Ausdruck seiner experimentellen Reflexion. Die vorliegende Monografie zeigt zum ersten Mal das große Spektrum seines bildnerischen, architektonischen und poetischen Werks. Das erscheint in Hinblick auf sein architektonisches Œuvre notwendig, da es sich nicht allein aus architekturhistorischer Perspektive erschließen lässt. Als Spiel und künstlerisches Experiment stellt Krauses Werk dem Betrachter insgesamt eine immense Ideenfülle bereit.
Ferdinand Kramer gilt als einer der wichtigsten Architekten und Designer der Gestaltungsmoderne. Mit neuen Vorstellungen vom Gebrauch der Dinge – den Begriff "Mobil-iar" nahm er wörtlich – verlieh er den sich verändernden Lebensverhältnissen im 20. Jahrhundert Ausdruck und Gestalt. Wie für ein Warenhaus und lange vor Unternehmen wie IKEA schuf Kramer flexible Möbel zum Selbst-Zusammenbauen, modulare Möbelsysteme sowie zerlegbare Tische und Schränke. Es ist zudem die Reflexion gesellschaftlicher Entwicklungen, das Mitdenken des – immer auch sozialen – Umraumes in einem Prozess des Gestaltens, der sich speist aus dem Geist einer veränderten Sicht auf die Welt, es sind Attribute wie Einfachheit, Variabilität, Klarheit und Benutzbarkeit, die seine Arbeiten ausmachen. Heute erleben Kramers Entwürfe vom Türdrücker bis zum Couchtisch ein Revival, stehen sie doch für Werte wie Langlebigkeit, Zeitlosigkeit und Nachhaltigkeit, die in Zeiten schwindender Ressourcen wieder von größter Aktualität sind. Mit etwa einhundertsechzig Exponaten präsentiert das Buch die weltweit größte Sammlung von Designobjekten Ferdinand Kramers. 0Exhibition: Museum Angewandte Kunst Frankfurt, Germany (6.2.-7.9.2014).