Hagen Keller war ein Mediävist, der sich auf die ottonische Zeit spezialisiert hat. Seine Arbeit konzentrierte sich auf die Dynamik von Macht, politischer Kultur und gesellschaftlichen Veränderungen während der ottonischen Ära. Keller analysierte, wie das frühe mittelalterliche Europa durch den Einfluss von Kaisern und der Kirche geprägt wurde. Sein Ansatz bietet tiefe Einblicke in die Komplexität dieser entscheidenden Periode der europäischen Geschichte.
Trotz fehlender dauerhafter Herrschaftsinstitutionen und -strukturen schufen die Ottonen im 10./11. Jahrhundert ein Reich, das über viele Jahrhunderte hinweg Bestand hatte. In sieben Studien, die hier erstmals einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, bietet Hagen Keller einen vertieften Einblick in Herrschaftsorganisation und -legitimation einer für die europäische Entwicklung prägenden Epoche.
Anregend und allgemeinverständlich erzählt Hagen Keller die Geschichte der Ottonen. Er beschreibt den Aufstieg der sächsischen Herzogs-Familie zu einem der bedeutendsten deutschen Herrschergeschlechter des Mittelalters. Zugleich erhellt er das Selbstverständnis der ottonischen Kaiser und ihr Verhältnis zum Reich und zur Kirche. Die Blüte der ottonischen Kunst, die Ausgestaltung der Bischofsstädte und die Lebensbedingungen im Reich der Ottonen sowie die Rezeption ihres Erbes sind weitere Themen dieses Buches.
Das Vordringen der Schrift in Verwaltung und Gerichtswesen Oberitaliens im 12. und 13. Jahrhundert erforderte es, die anschwellenden Bestände zu sichern und die Inhalte rasch zugänglich zu machen. Das zwang die Träger - Notare und Verwaltungsfachleute - zur Entwicklung neuer Schriftguttypen und Ordnungstechniken, sei es ein optimiertes Einzelseiten-Layout, die Neuanlage von Urkundenbüchern oder der Aufbau von Archiven. Die Beiträge untersuchen Entstehung, Ordnung und Überlieferung von Schriftgutbeständen in einem Kloster, die Erstanlage neuartiger Urkundenregister (Libri Iurium) und die Verdichtung komplexer Pachtverhältnisse in einer Liste. Sie beobachten die Verlagerung mündlicher Rechtsakte in Dokumente mit Amtszeugen und die Diskussion darüber, wie Klagen, Einreden und Zeugenaussagen allen Prozessbeteiligten zugänglich gemacht werden können. Und sie fokussieren kaum untersuchte Trägergruppen: Notare in Landgebieten, interkommunale Schiedsrichter und einen innovativen Wanderpodestà.
Band 3: Die Zeit der späten Karolinger und der Ottonen 888-1024 Im 10. Jahrhundert vollzogen sich Entwicklungen, die für die spätere deutsche Geschichte folgenreich waren. Aus dem konfliktreichen Zerfallsprozess des Karolingerreiches entstanden neue herrschaftliche Gebilde, die später als Frankreich und Deutschland Kontinuität gewannen. In einem ebenfalls konfliktreichen Prozess erkämpften Adel und Kirche in dieser Zeit neue Formen der Beteiligung an der Königsherrschaft, die strukturbildend wirkten und Weichen für die geschichtliche Entwicklung des „Alten Reiches“ bis 1806 stellten. Durch Erfolge in der Abwehr äußerer Feinde und durch den Erwerb Italiens und der Kaiserwürde erlangte das ottonische Königtum das Prestige, das es trotz aller Konkurrenz zu „konsensualer Herrschaft“ im Verbund mit Adel und Kirche befähigte. Dies hat dazu geführt, dass das 10. Jahrhundert in der historischen Erinnerung der Deutschen lange als „Goldenes Zeitalter“ verklärt wurde.