Im Jahr 1842 ist Karl Marx 24 Jahre alt. Er ist Herausgeber der Rheinischen Zeitung (Rhein Gazette), die das Erbe der französischen Revolution im Rheinischen Deutschland verteidigt. In diesem Zusammenhang veröffentlichte er eine Reihe von Artikeln, die als 'Debatten über das Holzdiebstahlsgesetz' bekannt sind. Themen dieser Debatten sind die Fragen über das Eigentum, die Pressefreiheit, die Armut und die Strafe. Der Preußischen Zensur sind diese Texte zu subversiv: Im April 1843 wird die Rheinische geschlossen und der junge Marx geht nach Paris ins Exil. Daniel Bensaïd greift diese Ideen des jungen Marx auf und aktualisiert sie im Zusammenhang mit der Privatisierung des öffentlichen Raums, der Kriminalisierung von Widerstand und der Globalisierung des Kapitalismus. Es geht auch heute um den Kampf um armutsfreie Lebensbedingungen für alle Menschen. Die Privilegien der Besitzenden sind dagegen nicht zu verteidigen. Dieser Kampf kann durchaus im Widerspruch zur bürgerlichen Legalität stehen. Das verweist aber alleine darauf, daß diese Legalität neu gesetzt werden muss. Daniel Bensaïd, geboren 1946 und gestorben am 12. Januar 2010, war Professor für Philosophie an der Universität von Paris, einer der bekanntesten Protagonisten der französischen Studentenbewegung, marxistischer Philosoph und trotzkistischer Politiker.
Daniel Bensaïd Bücher
Daniel Bensaïd war ein französischer Philosoph und eine führende Persönlichkeit der trotzkistischen Bewegung. Er war eine Schlüsselfigur im Studentenaufstand von 1968 während seines Studiums an der Universität Paris X: Nanterre. Seine Arbeiten befassten sich eingehend mit der Theorie und Praxis radikaler Politik. Bensaïds philosophisches Erbe liegt in seiner unermüdlichen Erforschung der Möglichkeiten gesellschaftlicher Transformation.






Der unzeitgemäße Marx
Glanz und Elend eines kritischen Abenteuers im 19. und 20. Jahrhundert
Der unzeitgemäße Marx ist eine Herausforderung: 1995 erschienen, will Daniel Bensaïd nach dem Ende des Realsozialismus Marx von seinen dogmatischen und orthodoxen Gespenstern befreien. Er legt die theoretische Kohärenz seines kritischen Denkens frei und macht seine Aktualität deutlich: denn hat der Warenfetischismus nicht den ganzen Planeten erfasst? Bensaïd geht mit einer negativen Dialektik vor und analysiert zunächst, was das Marx'sche Denken nicht darstellt: keine Philosophie vom Ende der Geschichte, noch eine empirische Klassensoziologie, die den unwiderruflichen Sieg des Proletariats ankündigt, noch eine Wissenschaft des Fortschritts. Marx’ drei Kritiken: der historischen Vernunft, der ökonomischen Vernunft und des wissenschaftlichen Positivismus gehen aufeinander ein und ergänzen sich. Der Autor liest Marx neu und interpretiert seine Theorie als Antworten auf gegenwärtige Fragen über den Sinn der Geschichte, die Repräsentation der Zeit, das Verhältnis zwischen den sozialen Widersprüchen und anderen Konflikten wie Gender, Nationalismus, Religion. Der philosophisch-literarische Text misst die zeitgenössische Marx-Rezeption an Marx’ Theorie. Der französische Theoretiker und Aktivist Daniel Bensaïd, der mit nur 63 Jahren an einer schweren Krankheit starb, ist in Deutschland nur in kleinen Zirkeln bekannt. Dabei gehörte er in Frankreich zu den zentralen Personen der radikalen Linken. Er lehrte Philosophie an der Universität Paris 8 und war Mitbegründer der NPA (Neue antikapitalistische Partei). »Bensa«, wie ihn seine Genossen nannten, war ein beschwingter Philosoph, der den Marxismus auf subjektivistischer Grundlage fortschrieb, ein unermüdlicher Aktivist, der an allen politischen und sozialen Auseinandersetzungen angefangen bei den Mobilisierungen gegen den Algerienkrieg über den Mai 68 bis in seine letzten Lebensmonate beteiligt war. Ebenso war er ein poetischer Schriftsteller, dessen Texte alle Genregrenzen durchbrechen. Darüber hinaus gilt Bensaïd als einer der originellsten und subtilsten Denker der historischen Zeit.
In einem Gespräch mit dem Journalisten und Philosophen Philippe Petit antwortet Daniel Bensaïd auf die Fragen nach der Zukunft der radikalen Linken und ihrer Konzeption von der Veränderung der Welt. Daniel Bensaïd ruft angesichts des drohenden Verschwindens der Politik dazu auf, der Rhetorik der Resignati on zu widerstehen und der Politik wieder eine eigene Zeitlichkeit und einen eigenen Raum zu eröffnen. Dieser Band ist ein Plädoyer für eine Politik des Konflikts: weder die Krise der politi schen Repräsentati on noch die Unordnung der Widerstandsbewegungen darf uns das Potenzial der Politik vergessen lassen. Die Geschichte ist ohne Unterlass neu zu interpretieren, und die sozialen Bewegungen sind die Orte, die die aktuelle Politik erfinden. Daniel Bensaïd setzt auf die Formen alternativer Demokratie, in denen sich die weltweiten, europäischen, nati onalen und lokalen Räume miteinander verbinden, um die »Arbeit zu unterbrechen«, die Einkommen zu verteilen und eine neue Produktionsweise zu erörtern. Mit einem Vorwort der Übersetzerin Elfriede Müller.
Der Aktivist und Philosoph Daniel Bensaïd hat mit Ein ungeduldiges Leben seine packende politische Autobiografie vorgelegt, in der sich Individuum und Kollektiv, Theorie und Praxis überschneiden, widersprechen und versöhnen. Das »Ich« und das »Wir«, die persönlichen und die geteilten Erfahrungen, zeugen von einem politischen Leben, das im Frankreich der 1960er-Jahre begann. Bensaïd schildert seine Jugend in einem von den spanischen Republikanern geprägten Toulouse, den Beginn der 68er-Bewegung in der französischen Provinz und in Paris, aber auch die schmerzhafte Erfahrung der argentinischen Linken. Er berichtet von der Neulektüre von Marx, erzählt vom marranischen Kommunismus, den Kämpfen von gestern bis heute. Politi sche Geschehnisse weltweit, wie der Algerienkrieg und die antikoloniale Solidaritätsbewegung dagegen – aus der heraus in Frankreich die Linke entstand, die im Mai 1968 eine fast revolutionäre Situation provozierte – werden aus der Perspektive eines Akteurs und zugleich klugen Beobachters erzählt, der es versteht, dabei auch die Bedeutung dieser Ereignisse für die gegenwärtige politische Situation zu erfassen. Daniel Bensaïd schildert seinen persönlichen politischen Werdegang und beschreibt zugleich die Entwicklung der Neuen Linken in Frankreich und Lateinamerika, die ganz andere Wege ging – und bis heute geht – als die deutsche Linke, was die Lektüre besonders spannend und erkenntnisreich macht.
Zwei Interviews mit dem Philosophen und Aktivisten Daniel Bensaïd bieten eine dialogische Einführung in sein Denken und seine politische Praxis sowie einen Einblick in die Geschichte der französischen radikalen Linken. Bensaïd, geboren 1946 in Toulouse und 2010 in Paris verstorben, war ein unermüdlicher Aktivist, der seit den Anfängen des Mai 68 bis zu seinen letzten Lebensmonaten an politischen und sozialen Auseinandersetzungen beteiligt war. Im ersten Interview mit Fred Hilgemann wird 1968, der größte Generalstreik in der französischen Geschichte, sowie die Entstehung der Bewegung während des Algerienkrieges und der Neuen Linken thematisiert, die Bensaïd entscheidend prägte. Das zweite Interview, geführt von der argentinischen Zeitschrift Praxis, behandelt den Epochenbruch von 1989 und die Auswirkungen der Globalisierung auf den antikapitalistischen Kampf. Bensaïd betont die Notwendigkeit einer neu zu formulierenden Strategie und die Pluralität des revolutionären Subjekts im Neoliberalismus. Sein Werk umfasst dreißig Bände mit philosophischen Entwürfen, politischen Analysen und Gebrauchstexten für den politischen Alltag. Bensaïds Schriften zur politischen Ideengeschichte und zu gescheiterten Revolutionen unterstreichen die Notwendigkeit einer revolutionären Möglichkeit. Er war Professor für Philosophie an der Universität Paris VIII und eine zentrale Figur der französischen Studentenbewegung.
Dieses Buch des Philosophen und Aktivisten Daniel Bensaïd (1946–2010) erschien kurz nach dem Fall der Mauer und markiert einen Wendepunkt in seinem theoretischen und politischen Werdegang. Walter Benjamin liefert Ansatzpunkte zur Reformulierung eines revolutionären Denkens in einer Zeit der Niederlage, als der Neoliberalismus zu triumphieren schien. Bensaïd fordert, sich dem jüdischen Messianismus und unerwarteten Ereignissen zu öffnen und plädiert dafür, die Besiegten der Geschichte in die Kräfte zukünftiger Revolutionen zu integrieren. Er rehabilitiert einen politischen Walter Benjamin gegenüber einer dominierenden literatur- und kunstwissenschaftlichen Rezeption. Im Dialog mit Benjamin bestreitet Bensaïd das angekündigte Ende der Geschichte und thematisiert die Dilemmata einer offenen Gegenwart, die das 20. Jahrhundert abschließt. Er fordert eine Bilanz, die Erinnerung von ihrer Bürde und den Rätseln, den Erbe von Niederlagen und unerfüllten Hoffnungen befreit. Bensaïd eignet sich Benjamins Schriften kritisch an und reflektiert über deren Bedeutung. Als Professor für Philosophie an der Universität Paris VIII war Bensaïd eine zentrale Figur der französischen Studentenbewegung und der radikalen Linken. Bei LAIKA erschien von ihm auch "Die Enteigneten – Karl Marx, die Holzdiebe und das Recht der Armen" (2012).
„Eine andere Welt ist möglich!“ ist das Motto der globalisierungskritischen Bewegung, das die Ablehnung und Unsicherheit gegenüber einer Welt ausdrückt, in der ökonomische und soziale Deregulierungen vorherrschen und neue Technologien oft als Mittel der Herrschaft fungieren. Die Frage, ob die Welt tatsächlich veränderbar ist, bleibt angesichts des Erbes des 20. Jahrhunderts hypothetisch. Wer sind die Akteure, welche Strategien zur Umwälzung kapitalistischer Verhältnisse sind noch denkbar, und welche Alternativen existieren? Soziale Spaltungen, neue Bündnisse, Herrschaft und Gegenmacht, Expertenwissen und politischer Aktivismus sowie Klassen und Multitude: Diese Debatten, die in den siebziger Jahren als abgeschlossen galten, sind heute wieder aktuell und werden international diskutiert. Daniel Bensaïd betont in diesem Text die Notwendigkeit, die Perspektive einer revolutionären Möglichkeit trotz historischer Niederlagen nicht aufzugeben. Er kritisiert sowohl die „Mystik ohne Transzendenz“ von Negri und Hardt als auch den „imaginären Zapatismus“ von John Holloway. Bensaïd erklärt, dass das Elend der Welt unerträglicher geworden ist und eine andere Welt notwendig ist. Eine Neugründung erfordert jedoch eine Bilanz der Geschichte, ohne einen reinen Tisch oder Jungfräulichkeit. Man beginnt nie bei Null, sondern mittendrin.
Strategies of Resistance & 'Who Are the Trotskyists?'
- 184 Seiten
- 7 Lesestunden
Focusing on the revolutionary socialist tradition of Leon Trotsky, Daniel Bensaïd offers a critical reflection on Trotskyism's historical context and its relevance today. Drawing from his extensive experience as a leader in the Fourth International, Bensaïd combines intellectual rigor with activist commitment, examining major debates within the movement. His insights underscore the importance of understanding Trotskyism in relation to diverse social movements globally. This work serves as a valuable resource for both new and seasoned activists seeking perspective on past struggles and future directions.
Excavating Marx's early writings to rethink the rights of the poor and the idea of the commons in an era of unprecedented privatization The politics of dispossession are everywhere. Troubling developments in intellectual property, genomics, and biotechnology are undermining established concepts of property, while land appropriation and ecological crises reconfigure basic institutions of ownership. In The Dispossessed, Daniel Bensaïd examines Karl Marx's early writings to establish a new framework for addressing the rights of the poor, the idea of the commons, and private property as a social institution. In his series of articles from 1842-43 about Rhineland parliamentary debates over the privatization of public lands and criminalization of poverty under the rubric of the "theft of wood," Marx identified broader anxieties about customary law, property rights, and capitalist efforts to privatize the commons. Bensaïd studies these writings to interrogate how dispossession continues to function today as a key modality of power. Brilliantly tacking between past and present, The Dispossessed discloses continuity and rupture in our relationships to property and, through that, to one another. In addition to Bensaïd's prescient work of political philosophy, The Dispossessed includes new translations of Marx's original "theft of wood" articles and an introductory essay by Robert Nichols that lucidly contextualizes the essays.
Marx for Our Times: Adventures and Misadventures of a Critique
- 410 Seiten
- 15 Lesestunden
The book argues for the enduring significance of Marx's ideas in analyzing global political economy. It highlights how Marx's critique of political economy addresses three major critiques of his time: historical reason, sociological rationality, and scientific positivism. By exploring these critiques, the author illustrates how Marx's insights remain relevant for contemporary discussions in political and economic theory.