Dynamik des Dialekts – Wandel und Variation
- 364 Seiten
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Gegenstand dieser Untersuchung ist die althochdeutsche Glossierung in fünf noch im 8. Jahrhundert geschriebenen lateinischen Handschriften aus der Freisinger Dombibliothek (heute in der Bayerischen Staatsbibliothek in München). Besonderer Wert wird auf die Analyse der Übersetzungstechnik sowie der Funktion der Glossen im Kontext der jeweiligen Gesamthandschrift und eventuell vorhandener weiterer Eintragungen, beispielsweise auch lateinischer Glossen, gelegt. Die Eintragung der insgesamt etwa 450 Glossen ist nach den Ergebnissen der Untersuchung ebenfalls in Freising erfolgt, und zwar in der Mehrzahl wohl noch im 8. Jahrhundert. Die behandelten Glossen gehören damit zu den ältesten original überlieferten sprachlichen Zeugnissen des altbairischen Gebiets. Es handelt sich dabei fast ausschließlich um mit dem Griffel in Pergament eingeritzte Glossen. Die eingehende Untersuchung der jeweiligen Handschriften hat zu einer beachtlichen Zahl an Neufunden geführt, die hier erstmals ediert werden. Die Edition, die lateinische Griffelglossen einschließt, ist jeweils mit genauem paläographischem Kommentar versehen. In einem eigenen Kapitel wird außerdem erstmals eine allgemeine Übersicht über das bisher zu wenig beachtete Phänomen der Griffelglossierung und sein zeitliches und areales Vorkommen gegeben. Dem Band sind die Abbildung einer Griffelglosse sowie verschiedene Register beigegeben.
Beiträge zur 14. Arbeitstagung für alemannische Dialektologie in Männedorf (Zürich) vom 16.–18.09. 2002
Seit vierzig Jahren bieten die Arbeitstagungen Wissenschaftlern ein Forum, um jeweils neben traditionellen Themen auch die aktuellste Forschung vorzustellen. Dieses Mal lag ein Schwerpunkt auf vergleichenden Untersuchungen, die über verschiedene alemannische Dialekträume und die Sprachgrenzen hinweg angestellt wurden, Dialekt und Standardsprache kontrastierten oder auch allgemein-typologisch orientiert waren. Zur Sprache kamen beispielsweise die Frage nach einem alemannischen Wortschatz und alemannischer Phraseologie ebenso wie die nach der Spezifik alemannischer Prosodie.
Mit den ersten Aufzeichnungen in althochdeutscher Sprache beginnen sich die Umrisse eines Sprachraums abzuzeichnen, der zu Beginn der Neuzeit im Spiegel der frühneuhochdeutschen Quellen bereits vielfältig ausdifferenziert in Erscheinung tritt. Heute lassen sich Ausdehnung und Gliederung des deutschen Sprachgebiets in feinster Nuancierung auf sprachgeographischen Karten abbilden. Einerseits Ort in der Welt, wo Sprache sich aufhält, steht der Raum andererseits als existentielle menschliche Grunderfahrung selbst im Zentrum des sprachlichen Ausdrucks. Der Band versammelt Beiträge, welche die Zusammenhänge von Raum und Sprache auf den Forschungsgebieten des Althochdeutschen und seiner altgermanischen Nachbarsprachen, des Frühneuhochdeutschen, des Sprachkontakts sowie der Dialektologie zu erschließen suchen.