Der vorliegende Band beleuchtet die Frühe Neuzeit als eine Transformationsepoche, in der die Grundlagen der modernen Welt gelegt wurden. In der Zeit von 1500 bis 1800 haben Religionskonflikte und Staatsbildungskriege, koloniale Expansionen und Revolutionen nicht nur die politische Gestalt Europas tiefgreifend verändert, sondern auch das Verhältnis Europas zur übrigen Welt nachhaltig geprägt. Die hier versammelten Studien liefern Bausteine für eine Geschichte der Frühen Neuzeit, die sich aus den Begrenzungen europäischer Nationalgeschichten löst und zugleich bewusst werden lässt, dass alle historischen Prozesse immer auch eine lokale Verankerung haben. Sie sind dem Andenken an Günther Lottes gewidmet, dem Vertreter einer methodisch avancierten, kosmopolitischen Geschichtswissenschaft. Aus dem Inhalt: In memoriam Günther Lottes – Exotisierung in der Literatur der europäischen Aufklärung Montesquieus »Lettres persanes« revisited – Voltaire in Potsdam – Vokabularanalyse und Ideengeschichte – Vor den Kulissen der Macht. Friedrich II. und Potsdam im bürgerlichen Reisebericht (1780–1786) – Die ›Sattelzeit‹. Epoche des Übergangs und Gründungsgeschichte der Moderne – »Remember the Alamo!« – Mit den Augen Frankreichs: Lappland und die zweite La Recherche-Expedition (1838–1840), erzählt von Xavier Marmier – Türkei-Bilder in Polen im 18. Jahrhundert – ›Enttäuschte Erwartungen‹ in der Kommunikation der polnischen Adeligen mit der Herrnhuter Brüder-Unität im 18. Jahrhundert – Sklaven für den Kurfürsten: Otto Friedrich von der Groeben u. v. m.
Robert Charlier Bücher






Goethe und August Wilhelm Iffland
- 150 Seiten
- 6 Lesestunden
Anlässlich des 200. Todestages des Berliner Theaterdirektors, Schauspielers und Bühnenautors August Wilhelm Iffland (1759-1814) würdigt das vorliegende Buch das Verhältnis von Johann Wolfgang Goethe zu einem der meistbewunderten Theatertalente der Goethezeit. Der Weimarer Dichter und der Berliner Theatermacher begegneten sich auf Augenhöhe, bei höchster gegenseitiger Wertschätzung. Das spricht aus dem schmalen direkten persönlichen Briefwechsel. Goethe bewunderte Iffland vor allem als brillanten Schauspieler. Dahinter stand - und das ist heute beinahe in Vergessenheit geraten - Goethes eigener Ehrgeiz als Laiendarsteller. Denn seit seiner Jugend war Goethe fasziniert von der aktiven Schauspielerei. Diese Leidenschaft erhielt er sich von seinen ersten Kinderrollen über das Engagement beim Weimarer Liebhabertheater bis zu seiner erfolgreichen Leitung des Weimarer Hoftheaters. Aber warum wurde Goethe derart berühmt - und blieb eine Jahrhundertbegabung wie Iffland so weitgehend vergessen? Mit Blick auf diese ›ungerechte‹ Kanonbildung versucht das Buch einige Denkanstöße zu geben. Ein Glossar wichtiger Begriffe aus der Theaterwelt um 1800 und ein kommentiertes Personenverzeichnis beschließen den Band.
Google statt Goethe?
- 207 Seiten
- 8 Lesestunden
Das Wissen der Menschheit ist global im Internet verfügbar, und ein wachsender Informationsfluss erfasst die Kultur zunehmend schneller. Rationelle Verfahren zur Auswahl und Bewertung helfen, sich in dieser neuen Komplexität zu orientieren. Dabei spielen jahrhundertealte Kulturtechniken der Kanonbildung eine zentrale Rolle. Ein ›Kanon‹ bezeichnet eine bevorzugte Auswahl von Personen, Werken oder Inhalten, die als mustergültig gelten und einen Maßstab setzen. Kanon ist die Konzentration auf das vermeintlich Notwendige und überzeitlich Gültige. Doch wie funktionieren die Prozesse der Kanonbildung? Können moderne Suchmaschinen die Rolle klassischer Autoritäten wie Verleger, Kritiker oder Lehrer übernehmen? Nach einem einleitenden Problemaufriss bietet das Buch eine didaktische Auswahl von Begriffen, um diese Fragen zu beantworten, von 'Autorenkanon' bis 'Zwillingsmetapher'. Es werden analytische Begriffe wie 'Goetheismus', 'Schillermüdigkeit' und 'Klassikermacher' sowie bildhafte Ausdrücke wie 'Kritikermafia' oder 'Literaturpapst' neu definiert oder beleuchtet. Eine systematische Bibliografie mit geprüften Online-Ressourcen zur Kanonbildung im Internet schließt den Band ab. Angesichts des digitalen Strukturwandels der Öffentlichkeit versteht sich das Buch als kompakte Einführung in ein hochaktuelles Thema der Literaturwissenschaft und Kulturgeschichte.
Wissenswelten
- 174 Seiten
- 7 Lesestunden
Im Titel von Diderot/D’Alemberts Jahrhundertwerk 'Encyclopédie, ou Dictionnaire raisonné' kündet die Idee eines universalen ›Wörterbuchs‹ von einer Zäsur in der Geschichte des Wissens. Der Beginn des 18. Jahrhunderts brachte eine Fülle von fremden Waren, modernen Erfindungen und neuen Begriffen in Wissenschaft, Wirtschaft und Technik. Neben diesem tiefgreifenden Wandel der abendländischen Wissensordnung würdigt der Sammelband exemplarisch die außereuropäische Perspektive. Mit Beiträgen zu Johann Heinrich Zedler, Johann Georg Krünitz und Johann Heinrich Lambert - zu den Wurzeln der modernen Sprachlexikografie in der europäischen Aufklärung sowie zur Zukunft des Weltwissens auf dem Weg von der ›Enzyklopädie‹ zu ›Wikipedia‹.
Kanonbildung
- 191 Seiten
- 7 Lesestunden
Der Sammelband untersucht, wie kulturelles Identitätsbewusstsein durch die Konstruktion von Kanons entsteht, von der inneren Vorstellung bis zur Aktualisierung als klassisch geltender Autoren oder Werke. Der Fokus liegt auf der deutschen Literaturgeschichte seit dem 18. Jahrhundert, insbesondere zwischen 1770 und 1830, einer Zeit, die als Ursprung der modernen bürgerlichen Informations-, Medien- und Wissensgesellschaft gilt. Beiträge von Katharina Mommsen und Theodore Ziolkowski beleuchten die Literaturpolitik des 18. und 19. Jahrhunderts, den Berliner Mythos von Weimar und die Wahrnehmung von Fremdkanons, etwa in Goethes Orientrezeption. Weitere Themen sind die Kanonbildung in der Literatur, die Rolle von Goethes Berliner Agenten, die Exklusion bestimmter Werke und die städtische Kultur Berlins um 1800. Die Diskussion umfasst auch die Evolution der Semantik von Klassikern und die Kanonbildung bei Hegel sowie die Frage, ob Klassiker eher hergestellt oder herausgebildet werden. Der Band bietet somit einen tiefen Einblick in die komplexen Prozesse der Kanonbildung und deren Auswirkungen auf die deutsche Literatur und Kultur.