Berlin, Schanghai, San Francisco, Washington, Berlin - die wichtigsten Stationen seines Lebenshaben W. Michael Blumenthal, den Direktor des weltberühmten Jüdischen Museumsin Berlin, einmal um die Welt geführt. Geboren in der Weimarer Republik, aufgewachsenim Dritten Reich, floh er mit seiner Familie vor den Nazis ans andere Ende der Welt, nachSchanghai. Von dort emigrierte er in die USA und machte Karriere in Wirtschaft und Politik.1997 folgte er dem Ruf seiner Heimatstadt und kehrte nach Berlin zurück.
Die Judenpolitik des Kaiserreiches Japan während der Zeit des Nationalsozialismus (1933–1945)
195 Seiten
7 Lesestunden
Shanghai, Dezember 1938: Der erste Flüchtlingsstrom europäischer Juden erreichte nach den Schrecken der Reichskristallnacht und strapaziösem Exodus die chinesische Metropole, den weltweit einzigen Ort, der vor den Verfolgungen des Naziterrors Schutz und Sicherheit bot. Tausende von Judenflüchtlingen folgten in den Jahren darauf. Japan, damals Verbündeter des Hitlerregimes, lag seit Juli 1937 mit China im Krieg. Kaiserliche Armee und Marine hielten die Ostküste des chinesischen Riesenreiches mit Shanghai als militärischem Zentrum besetzt. Die deutsche Nazi-Führung erwartete vom fernöstlichen Paktpartner gleichermaßen Verfolgung und Liquidierung der Juden – der Einfluss der Gestapo reichte bis nach Tokyo und Shanghai. Doch Japan widersetzte sich. Warum das fernöstliche Kaiserreich in seiner ambivalenten Judenhaltung sich unerwartet mit dem Judenproblem konfrontiert sah, schließlich aber eine eigene Judenpolitik entwickelte und keine Juden verfolgte – darauf gibt dieses Buch Antwort.
Der Urahn Jost Liebmann begann im 17. Jahrhundert als armer jüdischer Außenseiter und wurde Hofjuwelier des brandenburgischen Adels. Ewald Blumenthal, der Vater des Autors, erlebte den Höhepunkt und den Untergang jüdischen Lebens in Deutschland. Er kämpfte im Ersten Weltkrieg, erhielt das Eiserne Kreuz und war in Buchenwald. Michael Blumenthal erzählt in sieben Lebensläufen, darunter die von Rahel Varnhagen und Giacomo Meyerbeer, die gemeinsame Geschichte von jüdischen und nichtjüdischen Deutschen. Authentisch und anrührend wird die Dramatik, Widersprüchlichkeit, Versöhnung und unüberwindbare Trennung in der deutsch-jüdischen Gemeinschaft sichtbar. Blumenthals Werk ist eines der eindrucksvollsten Bücher der letzten Zeit, das nicht nur jüdische Geschichte darstellt, sondern auch die gesellschaftliche Entwicklung Europas reflektiert. Henry Kissinger hebt hervor, dass ein deutsch-amerikanischer Jude, frei von Revisionismus, die komplexe Rolle der Juden in Deutschland vor dem Holocaust beschreiben kann. W. Michael Blumenthal, geboren 1926 in Oranienburg, emigrierte 1939 mit seiner Familie nach Shanghai und 1947 nach Amerika. Er war Berater der US-Präsidenten Kennedy und Johnson und Finanzminister unter Jimmy Carter. Seit 1997 leitet er das Jüdische Museum in Berlin.