Der Wechselbeziehung zwischen Bild und Ton im Film kommt eine zu Unrecht unterschätzte Wirkung zu: Was wir zu einem bewegten Bild hören, beeinflusst unsere Wahrnehmung einer Szene, unsere Beurteilung von Stimmung und Handeln der Akteure. Selten sind wir uns dessen bewusst – während allenfalls der Musik noch eine gewisse Wirkung zuerkannt wird, werden Laute und Umgebungsgeräusche als selbstverständlich hingenommen und nicht weiter beachtet. Wie groß der Einfluss des Sounds auf das Publikum tatsächlich ist, zeigt Michel Chion in diesem Buch detailliert auf. Eindrucksvoll geht der Autor auf die Wirkung ein, die der Ton auf das Kinopublikum ausübt, und zeigt, dass sich audio-visuelle Medien eben nicht nur an das Auge richten, sondern vor allem den „hörenden Zuschauer“ fordern, in dessen Wahrnehmung Klang und Bild als audio-visuelle Kombination einander lenken und modifizieren. Für die nun erstmalig in deutscher Sprache vorliegende Ausgabe verfasste der Autor eigens ein Nachwort, das sein faszinierendes Gedankengebäude in die Gegenwart hinein erweitert, die von ihm geprägten Begrifflichkeiten in Form eines Glossars klar erläutert und ihre moderne Anwendung hervorhebt. Chion gelingt es, einen Bogen von den ersten Tonfilmen über die französische Avantgarde bis hin zum modernen Actionfilm zu schlagen – er schafft ein Kompendium der Filme, ihren Bildern und Tönen und deren faszinierender gemeinsamer Wirkung.
Michel Chion Bücher






Michel Chions Eingeständnis, voreingenommen an das Thema herangegangen zu sein, bezieht sich nicht auf englischsprachige Handbücher, deren Pragmatismus er mit Faszination und Ironie betrachtet. Seine vorgefasste Meinung ist, dass sich Geschichten ständig wiederholen, während die Kunst des Erzählens offen und erneuerbar bleibt. Ziel des Buches, das vier klassische Drehbücher und sechs Handbücher untersucht, ist es, die Qualität von Drehbüchern zu verbessern. Im ersten Teil analysiert Chion Eric Rohmers "Pauline am Strand", Howard Hawks’ "Haben und Nichthaben", Fritz Langs "Das Testament des Dr. Mabuse" und Kenji Mizoguchis "Landvogt Sansho", die er als typische Vertreter verschiedener Genres betrachtet. Der zweite Teil folgt dem Format amerikanischer Handbücher und bietet Gesetze, Techniken und Ratschläge. Ein abschließendes Kapitel behandelt die gängigsten Präsentationsformen von Drehbüchern. Chion, der den vereinfachenden Pragmatismus vieler Handbücher in Frage stellt, argumentiert, dass die Erzählform weniger auf Ideen als auf Tricks und Techniken basiert. Er unterscheidet nicht zwischen kleinen Kniffen und allgemeinen Auffassungen: „Erst wenn ein Drehbuch in einem Film lebt, wird aus Technik Ausdruck und Poesie.“
Audio-Logo-Vision: Erstmalig erscheint eines meiner Bücher unter diesem Titel und ich bin damit sehr zufrieden, und dankbar. Warum? 1990 erschien in Frankreich: L´audio-vision. Der Titel war „Audio-Vision“ eine Wortschöpfung: Die Idee über Kinofilm als einfache Addition von Bildern und Tönen zu sprechen, wie die, dass man das Bewegtbild einerseits und den „Soundtrack“ andererseits analysieren könnte, ist absurd. Genauso absurd, wie den Part für die linke Hand eines Klavierwerkes unabhängig vom Part für die rechte Hand zu analysieren. In der Mitte dieses Wortes Audio-Vision steht ein Gedankenstrich. Heute profitiere ich von dem durch diesen Gedankenstrich geschaffenen Platz und ich füge genau dort einen neuen Terminus ein: „Logo“. Warum dieser Zusatz? Weil es in fast allen Filmen eine Sprache, den „Logos“ gibt und weil man sich nicht damit zufrieden geben kann, diesen extra zu betrachten. Die Sprache „löst“ sich nicht völlig im Ton auf, wenn Wörter zu hören sind und auch nicht im Bild, wenn sie geschrieben lesbar ist. Sie ist ein Element des Kinofilms, aber extra. Sie schafft das, was ich eine Beziehung nenne zwischen dem „Gesagten“ und dem „Gezeigten“.
Music in Cinema
- 416 Seiten
- 15 Lesestunden
Michel Chion is renowned for his explorations of the significance of frequently overlooked elements of cinema, particularly the role of sound. In this inventive and inviting book, Chion considers how cinema has deployed music. He shows how music and film not only complement but also transform each other.
"Stanley Kubrick's 2001: A Space Odyssey is one of the most ambitious films ever made, an epic of space exploration that takes in the whole history of humanity (as well as speculation about its future). Haunting and enigmatic, the film contains myriad images that seem to defy explanation. In this multi-layered study, acclaimed critic and theorist of film sound Michel Chion offers some keys to understanding 2001"--Jacket
Sound
- 312 Seiten
- 11 Lesestunden
Appearing here in English for the first time, Michel Chion's Sound addresses the philosophical questions that inform our encounters with sound, stimulating our thinking about being open to new sounds and to explore the links between language, technology, culture, and hearing.
Chion analyzes imaginative uses of the human voice by directors like Lang, Hitchcock, Ophuls, Duras, and de Palma.
Eyes Wide Shut
- 96 Seiten
- 4 Lesestunden
Michel Chion's study of this film makes the case that it is one of Kubrick's masterpieces and a fitting testament. To appreciate this, though it is necessary to look at what happens on the screen without bringing preconceptions to bear.
Words on Screen
- 272 Seiten
- 10 Lesestunden
Words On Screen offers a radically new understanding of cinema. By concentrating on the written word in a very wide variety of films, Chion turns what in the past has always been no more than a passing concern into a full- fledged reading strategy, applicable to films of all periods and types. I never could have imagined that Chion would once again create an entirely new approach to cinema. Rick Altman, author of A Theory of Narrative
