Am Ende wartet das Vergessen
Eine Geschichte aus Kolumbien
Héctor Abad ist ein renommierter kolumbianischer Romanautor, Essayist und Journalist, der als einer der talentiertesten Schriftsteller der lateinamerikanischen „Post-Boom“-Literatur gilt. Seine Werke zeichnen sich durch tiefgründige Einblicke in die menschliche Psyche und gesellschaftliche Fragen aus. Abad verbindet meisterhaft literarische Tiefe mit fesselndem Erzählen, wodurch er sich eine breite Leserschaft erworben hat. Seine Schriften erforschen komplexe Beziehungen und universelle Themen mit einer einzigartigen Stimme.






Eine Geschichte aus Kolumbien
Ana Ángel ist gestorben, auf La Oculta, der Finca der Familie in den kolumbianischen Bergen, nicht weit von Medellín. Und so machen sich Pilar, Eva und Antonio auf den Weg, um Abschied zu nehmen. Für sie ist La Oculta, »Die Verborgene«, ein besonderer Ort, wo sie glücklich waren, aber auch Gewalt und Terror erlebten. Nun wird er verkauft. Was daraus wird, weiß niemand. Mit den Stimmen der Geschwister, die sich erinnern, an den Ort, die Geister der Vergangenheit, die politischen Wirren, erzählt dieser Roman voller Wärme, aber auch Bitterkeit, von einer einst großen, nun aber verschwindenden Familie, deren Schicksal eng mit Kolumbiens Geschichte verwoben ist.
Als sein Vater am 27. August 1987 auf der Straße in Medellin lag, ermordet von vorbeirasenden Paramilitärs, fand Héctor Abad in der Jacke des Toten ein Gedicht, das dieser offenbar kurz vorher abgeschrieben hatte - Unterschrift J. L. B. Überzeugt, es handele sich um ein Gedicht von Jorge Luis Borges, und genötigt von einem Chor von Menschen, die das Gegenteil behaupteten, machte sich der Sohn auf die Suche nach der Wahrheit hinter diesem Fundstück. Dass daraus eine Reise um die halbe Welt wurde, die sein eigenes mehrjähriges Exil in Turin mit einschloss, konnte er nicht ahnen. Das Gedicht ist von Borges, klarer Fall, zumindest für den Autor. Der Leser dieser wunderbaren poetischen Reise durch die Geographie der lateinamerikansichen Seele könnte aber zu ganz anderen Schlüssen kommen.
Dies ist die Geschichte von Hector Abad, vor allem aber die seines Vaters, eines der fähigsten Ärzte Lateinamerikas, der beispielhaft steht für das soziale und ethische Verantwortungsgefühl unter den besten Leuten des Kontinents, und der 1987 in Medellín erschossen wurde. Nachdem alle Epidemien besiegt waren, hatte er sich auf die letzte noch verbliebene gestürzt - die Gewalt. Wie so viele Hoffnungsträger Kolumbiens kostete sein Gerechtigkeitsempfinden auch diesen großartigen Wissenschaftler am Ende das Leben. Abads Geschichte seines Vaters ist die der eigenen Erziehung in einem schönen Land, im Schatten von Fanatismus und Gewalt. Er erzählt vom Aufwachsen zwischen archaischer Religiosität und weltläufiger Bürgerlichkeit, vor allem aber von einem Vater, der sein Land aus der Finsternis führen wollte.
Ein heiteres und überaus nützliches Brevier, das tropische Sinnesfreude mit der Weltklugheit eines ironischen Kosmopoliten verbindet. Mit praktischen Ratschlägen und Rezepten. »Niemand kennt die Rezeptur des Glücks« – so beginnt der Kolumbianer Héctor Abad sein Kulinarisches Traktat und gibt doch einige Hinweise darauf, wie traurige Frauen aufzuheitern sind. Wir erfahren, wie man »Blumenkohl im Nebel« zubereiten muß, damit er zum Mittel gegen Melancholie wird, welche Auswirkungen Langusten und Koteletts auf das Gemüt haben und daß das Horn eines Triceratops, auf kleiner Flamme gekocht, ein sicheres Mittel gegen Schuldgefühle ist. »Héctor Abad schildert die Synergien von Sinnen, Süßem, Sex und Sünde, er führt Kochen als die Kunst des Ausprobierens vor und sieht in den Kleinigkeiten der Küche Chiffren für die Welt.« Jakob Tanner, Literaturen