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Anke W.

  • 3 Bewertungen
  • 3 Rezensionen

Die Bewertung enthält Spoiler.
... aber dann doch nicht meins. Erstmal vorab: ich wollte dieses Buch lieben. Wirklich. Weibliche Wut? Ja bitte. Mütter, die wieder zu sich selbst finden müssen? Unbedingt! Wütende Mütter? JAAAA. Letztendlich lässt mich das Buch allerdings äußerst unbegeistert zurück und ich fand es nicht so "klug und lustig" wie angepriesen. Zum Inhalt: "Die Mutter" arbeitet nach der Geburt ihres Sohnes nicht mehr als Galeristin, der Mann ist unter der Woche auf Geschäftsreise, ihr fehlt die Kunst und eines Nachts, als das Kind nicht schlafen möchte, wird sie wütend. Diese Wut setzt etwas in ihr frei, so dass sie sich in "Nightbitch", eine Art Wer-Hund verwandelt. Diese Verwandlung setzt nicht nur ihre inneren Wünsche frei und lässt sie mit einem ungebändigen Jagdtrieb zurück , sondern hilft ihr auch ihr Leben und ihre Familie neu zu gestalten und ganz unkonventionell auszuleben... Für mich hat sich beim Lesen leider keinerlei Spannung aufgebaut. Im Hinterkopf blieb nur die Frage: Wohin soll das alles führen? Das letzte Kapitel hat hier ein bisschen Licht ins Dunkel gegebracht. Andere Aspekte sond völlig unter den Tisch gefallen. Darüber hinaus: schade, dass "Nightbitch" keine von der Protagonistin frei gewählte Selbstbezeichnung ist, sondern sie von ihrem Mann als "B*tch" bezeichnet wurde... Die freigesetzte Wut hat in diesem Buch immer eine absolut unkontrollierbare Komponente und wird sogar von der Hauptperson als Gefahr eingestuft und hat im Buch immer negative Konsequenzen.
"Der Bodensatz, die Scherben der Geschichte, findet seine Form im Narrativ, in oft unwahrscheinlichen und nicht verifizierbaren Geschichten, aber Wahrscheinlichkeit und Verifizierbarkeit sind nicht wirklich das Thema. Es ist Mythos, Mysterium. Es ist eine erzählende Form der Frage: Was ist hier geschehen?" Mir gefällt der originale Titel auch sehr, den er gibt gut wieder, was einem in diesem Buch erwartet: "Plunder. A memoir of Family Property and Nazi Treasure" Mir gefällt die Sprache des Autors. Alles ist sehr genau geschildert und es ist spannend sich an der Seite eines amerikanischen Juden auf die Suche nach dem ehemaligen Familienbesitz in Polen zu machen. Seine räumliche und zeitliche Distanz zum Krieg lassen ihn die Geschehnisse wie einen Touristen und einen direkt Betroffenen zugleich erleben. Zudem befasst er sich auch ganz übergeordnet mit den Begriffen Wahrheit, Mythos, Geschichte und Erinnerung. Besonders der Ausflug zu den/mit den Schatzjägern (Projekt Riese, Der goldene Zug etc) ist sehr skurril und eröffnet eine ganz neue Perspektive bzw. einen anderen Umgang mit der Geschichte. "Der zweite Weltkrieg ist psychisch leichter zu ertragen, wenn es um Anti-Schwerkraft und Zeitreisen geht statt um Gaskammern und Leichenberge." Auf jeden Fall eine Lektüre, die sich von dem, was ich normalerweise so lese, abhebt und mir sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Die Geschichte erzählt nicht nur eine Lovestory, sondern die Geschichte zweier Frauen, die jede für sich ganz andere Dinge in ihrem Leben erlebt haben und mit unterschiedlichen Dingen hapern. Als sie sich dann in einer Bar über den Weg laufen, kommen ihre Welten zusammen und keine kann ihre Vergangenheit und Familie ablegen... "So richtig, so süß, und auch so bitter" Dieses Zitat fasst das Buch sehr gut zusammen. Trotz der sehr heftigen Vergangenheit von Sara und der nicht einfachen Situation von Emilie ist das Buch an keiner Stelle traurig. Stattdessen ist es inspirierend und eine Liebeserklärung an die kleinen Details, die das Leben ausmachen. Die beiden Frauen sind mir während der Lektüre sehr ans Herz gewachsen und dir Geschwindigkeit, mit der ich dieses Buch gelesen habe, spricht für sich. Ich liebs. Das war mein erstes Buch der Autorin und wird auch nicht mein letztes gewesen sein.