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Das Hausruckviertel in seinen Sagen

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Das Waldviertel ist kein Gebirgsland, in welchem öde Bergkolosse auf dunkle Talschluchten herabschauen, die Seele des Menschen ängstigend; aber auch keine einförmig sich hinstreckende Ebene. Berg und Fläche berühren sich in schön ausgeglichener Mischung, in nicht erhabenem, aber anmutigem Wechsel. »Stark bewaldetes Hügelland« nennen es trockene Geographen. Ach, die Wälder des Waldviertels! – Urwälder sind sie freilich auch nicht – nicht zu vergleichen mit den riesigen Nachbarwäldern des südlichen Böhmens. Aber etwas ganz anderes doch, als die Gehölze mancher Alpengebirgsländer, wo zumeist hohe, aber lächerlich dünne Stämmchen wie Spazierstöckchen den unwegsamen, von Schluchten und Erdspalten zerrissenen Berghang hinanstehen. Stämmiger Wald ist’s, oft tiefere Gründe, für welche ich schwärme, zumal wenn massige, weichbemooste Felsblöcke hie und da auf freundlichen Waldwiesen und Lichtungen sich hinstrecken, die leicht zu erklettern sind, auf welchen man halbe Tage lang liegen und träumen und die roten Turmdächer der benachbarten Dörfer betrachten kann. Der Wald ist Herr in diesem Lande; auch Wiesen und Feldern drückt er sein Siegel auf und man sieht, dass diese den Grund und Boden nur gleichsam von ihm zu Lehen haben. Mitten auf Wiesen bemerkt man Hügel, wie Maulwurfshügel, aber von der Größe der Ameisenhaufen, reichlich bewachsen mit Heidekraut. Wacholdergesträuch wuchert auf kleinen Grastriften zwischen den Äckern. Haselstauden, die zurzeit, wenn die Nüsse reifen, einen angenehmen Geruch verbreiten, stehen dicht an den Rainen, dazwischen das unvermeidliche Heidekraut – und nicht bloß Heidekraut, sondern auch Waldmoos und Thymian polstert die Raine, sowie die Hügel der Wiesengründe. Lauter vorgeschobene Posten des Waldes, des souveränen Beherrschers der Landschaft!

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ISBN
9783852520391

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Publikation

1996

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