Tarifautonomie in der Transformation
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Der Autor beschäftigt sich mit den unterschiedlichen Lohnbildungsformen in den Transformationsökonomien Polen und Ostdeutschland. In Polen werden Entgelt und andere Arbeitsbedingungen überwiegend auf betrieblicher Ebene ausgehandelt, in Ostdeutschland hingegen dominiert das westdeutsche System des Flächentarifvertrages auf Branchenebene. In der Untersuchung wird der Frage nach den Ursachen für die unterschiedlichen Tarifsysteme nachgegangen. Die Fragestellung ist vor dem Hintergrund des häufig zu vernehmenden Rufes nach einer Verbetrieblichung der Lohnbildung und der dramatisch abnehmenden Bedeutung des Flächentarifs in Ostdeutschland von besonderer Bedeutung. Ausgangspunkt ist die Überlegung, dass die Bestimmungen des Arbeitsrechts einen großen Einfluss auf die Herausbildung eines Tarifsystems ausüben. In einem Vergleich werden die rechtlichen Grundlagen der Lohnbildung in Form des kollektiven Arbeitsrechts in beiden Rechtsordnungen ausführlich analysiert und miteinander verglichen. Dieser sorgfältige und aktuelle Rechtsvergleich ist auch für den tarifpolitischen Praktiker überaus wertvoll. Den theoretischen Hintergrund bildet die Neue Institutionenökonomik, indem die Transaktionskosten verschiedener Lohnverhandlungsebenen analysiert werden und sich hieraus ergebende Machtvorteile der sozialen Gegenspieler in Lohnverhandlungen herausgearbeitet werden. Einfache Spieltheoretische Lohnverhandlungsmodelle werden ebenso behandelt wie die Debatte um die makroökonomischen Auswirkungen verschiedener Lohnverhandlungsebenen. Durch die Zurückführung solcher Machtvorteile auf Bestimmungen des Tarif- und Arbeitskampfrechts wird ein interdisziplinärer Ansatz verfolgt. Darüber hinaus nimmt der Autor einen instruktiven Vergleich individualarbeitsrechtlicher Bestimmungen der Rechtsordnungen in Polen und Ostdeutschland vor. Er kommt zu dem Ergebnis, dass in Deutschland der Tarifvertrag gegenüber der Betriebsvereinbarung und dem Einzelarbeitsvertrag privilegiert wird, da der Regelungsspielraum der Arbeitsmarktparteien in Tarifverträgen größer als in anderen Regelungsformen ist. Eine solche Privilegierung, die der grundgesetzlich geschützten Tarifonomie folgt, lässt sich im polnischen Arbeitsrecht nicht finden.