Geistig behindert und psychisch krank

Psychische Störungen bei Menschen mit geistiger Behinderung können im Zusammenleben mit ihnen zu erheblichen Belastungen führen. Während Jahrzehnten waren psychiatrische Kliniken Auffangbecken für viele geistig Behinderte, die aufgrund gravierender Verhaltensprobleme in pädagogischen Einrichtungen nicht mehr tragbar waren. Die Psychiatrie ihrerseits jedoch vernachlässigte diesen Personenkreis weitgehend, weil niemand an einen Heilungserfolg glaubte. Die inzwischen in Gang gekommene Enthospitalisierung und die damit verbundene Normalisierung der Lebensbedingungen stellt Behinderteneinrichtungen mancherorts vor neue Herausforderungen. Um Behinderte mit psychosozialen Verhaltensproblemen nicht weiter auszugrenzen, gilt es, geeignete Massnahmen zur Beeinflussung psychischer Fehlentwicklungen zu finden und zu nutzen. In Ergänzung zu den vorherrschenden kognitionspsychologischen Erklärungs- und Förderansätzen finden psychodynamisch orientierte Betreuungs- und Behandlungskonzepte immer mehr Beachtung. Deren Modelle der sozio-emotionalen Entwicklung erweisen sich als geeignet, das Verhalten geistig behinderter Menschen zu erklären und das Wachstum ihrer Persönlichkeit zu beeinflussen. Diese Publikation ist das Ergebnis der Fachtagung zum 25-jährigen Bestehen der Fachschule für Sozialpädagogische Berufe in Bremgarten. Sie zeigt Möglichkeiten interdisziplinären Zusammenwirkens zwischen Heilpädagogik, Psychologie und Psychiatrie auf, die für die alltägliche Begegnung mit und die Betreuung von Menschen mit geistiger Behinderung konstruktiv und ermutigend sind.