Das entfernte Dorf
Autoren
Mehr zum Buch
Das Interesse für Volkskunst und Folklore zwischen 1890 und 1950 war untrennbar verbunden mit den wichtigsten und innovativsten Entwicklungen der modernen Kunst, Architektur und Musik. War die Betrachtung der Kultur des Dorfes im neunzehnten Jahrhundert noch von sentimentaler Bauernromantik bestimmt, wurde zur Zeit der Jahrhundertwende dieses Konzept kritisch überprüft. Die Künstler der Moderne haben in der anonymen Kunst des Dorfes neue Werte identifiziert, die aus der Perspektive der Großstadt als besonders wichtig erschienen - wie etwa die enge Verbindung von Kunst und Alltagsleben, die keine Grenze zwischen Artefakt und Gebrauchsobjekt erlaubt. Die Rolle des Künstlers als Ethnographen wirft Fragen der Autorität auf: ist es der Wissenschaftler oder der Künstler, der im Namen einer Nation oder einer Region authentisch sprechen kann? Die normative Vorstellung von der Konstruktion von Tradition als „Antimoderne“ muss als Ergebnis einer interdisziplinären Untersuchung revidiert werden. Der vorliegende Band versammelt Beiträge renommierter Fachleute zur Thematik mit Schwerpunkt auf die Institutionalisierung der Sozial- und Kulturwissenschaften in der Österreichisch-Ungarischen Monarchie.