Diego Rivera
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„Er war zu groß für alles, konnte sich nicht in ein Leben zwängen; wenn man seine Wandgemälde im Nationalpalast ansieht, weiß man, warum. Er war einfach zuviel Persönlichkeit für eine Frau, ein Gemälde, das Leben war ihm zu klein, es strömte auf allen Seiten aus ihm heraus.“, schrieb Cees Nooteboom über Diego Rivera (1886-1957), in der Kunst die Symbolfigur der mexikanischen Nation. In seiner umfassenden Biographie geht Patrick Marnham den parallelen Leben dieser überbordenden Persönlichkeit nach und betrachtet ebenso den exzentrischen Künstler wie den politischen Visionär und den privaten Rivera, und er entfaltet dabei erstaunliche Facetten eines Menschen, der mit der gleichen Hartnäckigkeit an der eigenen Legende arbeitete wie an seinen Werken. Vom ländlichen Mexiko, dessen Mythen Rivera ebenso beeinflussen wie die Farbenpracht der Folklore, begleitet Marnham den Maler bis nach Europa, wo Rivera seine Lehrjahre verbringt. In Italien beeindrucken ihn die Fresken der großen Renaissancekünstler, die sein Werk nachhaltig prägen. In Paris lebt der junge Künstler auf dem Montparnasse, dem kreativen Epizentrum der Metropole, in der er die Freundschaft wie die Rivalität von Picasso genießt und mit Modigliani, Matisse, Léger, Braque und Mondrian Bekanntschaft schließt. Im Jahr 1921, in der postrevolutionären Phase, kehrt Diego Rivera in seine Heimat zurück. Inspiriert von einer Reise nach Yucatán, schafft er in Mexiko-Stadt einen Freskenzyklus für die Escuela Nacional Preparatoria, der den Durchbruch bedeutet. Zahlreiche öffentliche Gebäude, die er in der Folge mit seinen Gemälden gestaltet, sind ihm Träger einer Botschaft, in der stets die Unterprivilegierten und die Arbeiterklasse im Zentrum stehen. Rivera ist ein überzeugter Kommunist und sein Leben völlig eingebunden in das Spannungsfeld einer Epoche, die versucht, die Gesellschaft und die Aufgabe der Kunst neu zu definieren. Rivera wird zu einer öffentlichen Person, und selbst Stalin lädt ihn zum 10. Jahrestag der Oktoberrevolution nach Moskau ein. Aber auch die Rolle eines subalternen Hofmalers ist Rivera zu klein. Obwohl er noch 1929 den „Tod des Kapitalisten“ malt, nimmt er nur wenige Jahre später Aufträge von Ford und Rockefeller an. Ein heiliger Weltbeglücker will und kann Rivera eben nicht sein. Seine Liebschaften sind nicht weniger legendär als seine Wandmalereien. In zweiter und dritter Ehe war er mit Frida Kahlo verheiratet, die heute als eine der berühmtesten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts gilt. Auch Kahlo litt an seiner Seite wie bereits seine erste Frau Angelina Below, die über Diego Rivera sagte: „Ein bösartiger Mensch war er nie, nur ein amoralischer. Seine Malerei war sein einziger Lebensinhalt, das einzige, was er zutiefst geliebt hat.“ Diese monomanische Haltung verlieh ihm nahezu monströse Kräfte und führte ihn in immer neue Fehden, die - wie Marnham in seiner vorzüglich recherchierten Biographie aufzeigt - sein Werk bis heute umstritten machen.
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