Inter- und intraspezifische Variabilität der Soziallaute heimischer Fledermäuse (Chiroptera: Vespertilionidae)
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In den Jahren 1998 bis 2000 wurde die inter- und intraspezifische Variabilität der Soziallaute von 16 Fledermausarten untersucht. Ihre Rufe wurden mit Hilfe eines Zeitdehnungsdetektors registriert, auf DAT-Kassetten aufgezeichnet und einer computergestützten Rufanalyse unterzogen. Der Schwerpunkt lag dabei auf den Rufen Baum bewohnender Arten. Die Aufnahmen erfolgten vorwiegend in Jagdgebieten sowie an Nistkasten- und Baumquartieren im mittleren und nördlichen Pfälzerwald, aber auch an Gebäude- und unterirdischen Quartieren. Soweit möglich, wurden Verhaltensbeobachtungen durchgeführt, wozu teilweise ein Nachtsichtgerät zur Verfügung stand. Da zu Beginn der Arbeit im Untersuchungsgebiet keine Baumquartiere von Fledermäusen bekannt waren, war die Suche nach natürlichen Fledermauswohnstätten in Bäumen ein Teilaspekt der Untersuchung. Im Anschluss an eine Baumhöhlenkartierung wurde in ausgewählten Altholzbeständen mit der „Schwärm- und Verhörmethode“ nach Quartieren mit Fledermausbesatz gesucht. Auch Steigleiterkontrollen wurden durchgeführt. In den 32 untersuchten Altholzbeständen mit einer Gesamtfläche von etwa 170 ha lag die Baumhöhlendichte durchschnittlich bei 4,4 Höhlen/ha und variierte zwischen 0 und 19,2 Höhlen/ha. Acht besetzte Baumquartiere der beiden Nyctalus-Arten, Großer Abendsegler (N. noctula) und Kleiner Abendsegler (N. leisleri), wurden entdeckt, was einer Besatzdichte von etwa 2,3% der untersuchten Baumhöhlen entspricht. Der Einfluss der Bewirtschaftung auf das Quartierangebot und die Bedeutung von Quartiertraditionen waldbewohnender Fledermausarten werden diskutiert. Für den bioakustischen Teil der Arbeit wurde mit dem Detektor in Jagdgebieten und an verschiedenen Quartiertypen insgesamt 685 h lang verhört, wobei Sequenzen mit Sozialrufen aufgezeichnet wurden. Von den Aufnahmen wurden etwa 1.100 zeitgedehnte Einzelsequenzen mit mehr als 5.400 Einzelrufen analysiert. Die qualitative Dokumentation der Sozialrufe von 16 Fledermausarten erfolgte über deren archivierte Rufaufnahmen und Sonagramme. Enthalten sind bisher unveröffentlichte Lautäußerungen von 14 Arten. Durch computergestützte Rufanalyse und Vermessen der Sonagramme wurden quantitative Rufparameter statistisch ermittelt, um bioakustische Unterscheidungsmerkmale für die störungsfreie Artbestimmung mit dem Detektor zu erhalten. Die in Ruffolgen abgegebenen hörbaren Rufe der beiden Nyctalus-Arten sowie der Zweifarbfledermaus (Vespertilio murinus) können anhand der unterschiedlichen Rufintervalle differenziert werden. Mittels multivariater Diskriminanzanalyse wurden artspezifische Lautmuster der im Flug abgegebenen Sozialrufe von Arten der Gattung Pipistrellus sowie der an Wochenstubenquartieren abgegebenen Rufe einiger Myotis-Arten verglichen. Dabei gelang es erstmals, artspezifische Soziallaute der akustisch nur schwer zu unterscheidenden Myotis-Arten Wasserfledermaus (M. daubentonii), Große Bartfledermaus (M. brandtii), Fransenfledermaus (M. nattereri) und Bechsteinfledermaus (M. bechsteinii) nachzuweisen und vergleichend gegenüberzustellen. Des Weiteren liegen Hinweise auf individuelle Rufstrukturen bei den Jungtieren des Großen Mausohrs (M. myotis) und der Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus) sowie bei den in der Paarungszeit abgegebenen Rufen des Großen Abendseglers (N. noctula) und der Zwergfledermaus (P. pipistrellus) vor. Für einen Ruftyp des Großen Abendseglers (N. noctula) wird dessen mögliche Bedeutung als „akustischer Fingerabdruck“ diskutiert.