Die Nixen von Estland
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Von alters her waren die Haare bei den Vertreterinnen des schönen Geschlechts Objekt einer besonderen Aufmerksamkeit und Sorgfalt. Offenbar läßt sich das mit der Schwäche erklären, die Vertreter des männlichen Geschlechts für das Haar der Frauen haben. Selbst der nur oberflächlich in Ethnographie bewanderte Leser weiß, welche Pein die Damen der afrikanischen Stämme bereit sind, auf sich zu nehmen, nur um eine hochtoupierte. ungewöhnlich gefärbte buschige Frisur zu haben. Die europäischen Frauen hatten es mit den klassischen Frisuren des Empire und besonders des Rokoko und des Biedermeier nicht leichter. Wissenschaftler haben festgestellt, daß die Frauen auf ihr Haar im Durchschnitt die Hälfte ihres Lebens verwenden. Über die Drangsal der Japanerinnen, ihre kunstvolle Frisur über die Stunden der Nacht zu retten, wollen wir erst gar nicht reden. Die Frauen wie auch die Nixen verwenden auf die Pflege ihres Haars Sorgfalt, viel, viel Sorgfalt. Man kennt sogar eine theoretische Schule, deren Anhänger es für möglich halten, an den Haaren die Kraft der Liebesemotionen (in Milliamouren) zu errechnen. Wie es heißt, genügt es, einer Dame, die sich eben erst frisiert hat. das Haar zu zerzausen, um an ihrer Reaktion (Lautstärke der Stimme in Dezibel, der Koeffizient von Kraftausdrücken usw.) die Intensität ihrer Verliebtheit zu bestimmen. Doch hier möchten wir unseren Vorstoß auf das Territorium fremder Wissenschaften einstellen. Die Vertreterinnen des schönen Geschlechts sehen in ihrem Haar ein Mittel zur Verführung, das Bedeutung haben kann, wenn es um Kopulation geht. Kopulationsbeziehungen aber können sogar heutigentags zur Gründung einer Familie führen. Beispielsweise behauptet Akademiemitglied Naan, es gäbe Fälle von eigentlich recht glücklich verlaufenden Ehen (bis zur nächsten Scheidung). Das erklärt auch, wieso dem Haar eine so wichtige Rolle zugeschrieben wird. Die Nixen interessieren matrimoniale Fragen selbstverständlich nicht; sie lassen sich von höheren Zielen verlocken, fern vom Alltagseinerlei; gemeinsames Musizieren. Liebeständeleien, die in ihrer Mehrzahl nach platonisch verlaufen. Studium der menschlichen Psyche und dergleichen mehr. Jawohl, auch das Studium der menschlichen Psyche! Mündlichen, jedoch durchaus zuverlässigen Berichten zufolge wurde in der Königlichen Bibliothek von Uppsala eine Nixe gesehen, die ein Bestimmungsbuch der Menschen abfaßte.
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