Bekenntnis, Pose, Parodie
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Oscar Wilde gilt zugleich als wichtiger Exponent des literarischen Ästhetizismus und als Vorläufer des heutigen Pop-Idols. Seine Wirkung entfaltete sich im 19. Jahrhundert wie auch heute im Spannungsfeld von Hochkultur und Populärkultur. In apologetischer Manier, wenn auch mit parodistischer Intention, vollzieht Wilde in den Jahren 1880 und 1881 einen beherzten Akt der Selbstanpreisung als Ästhet, der sich in durchschaubarer Weise am Vorurteil der anti-ästhetischen Öffentlichkeit orientiert. Seine Eingemeindung in die viktorianische Populärkultur ist von ihm selbst intendiert: Wiewohl als Besonderheits- und Distinktionsbehauptung angelegt, ist Wildes Ästhetentum für die Zeitgenossen zugleich eine Pose mit hohem Wiedererkennungswert. Seine provokant elitäre Insistenz auf Bildung, Kunst und Lebensart wird so zu einem Element der bürgerlichen Lachkultur; sie gerät zur Lustbarkeit, zu einem Spektakel, dessen Unterhaltungswert nicht zuletzt in der Erwartungsüberfüllung liegt, die der 'Ästhet' Wilde seinem Publikum bietet. Die Arbeit zeigt, wie Wilde das geläufige anti-ästhetizistische Stereotyp antizipiert, parodiert, zur publicity ummünzt und schließlich skandalträchtig überbietet.