Formen und Funktionen literarischer Kommunikation im Werk Günter Eichs
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Die Rezeption des Lyrikers und Hörspielautors Günter Eich ist weitgehend von der Auffassung geprägt, der Autor habe sich mit seinem Werk zunehmend dem Verständnis seiner Leser entzogen und sich vor allem im Spätwerk durch sprachliche Reduktion und hermetische Strukturen dem Verstummen angenähert. In Abgrenzung zu diesen Positionen zeigt die vorliegende Arbeit, dass Eichs Werk im Spannungsfeld zwischen Hermetik und Kommunikativität anzusiedeln ist. Anhand struktureller Analysen einzelner Texte aus Lyrik und Maulwurfprosa werden auf textinterner und rezeptionsästhetischer Ebene sowohl der Stellenwert von Gespräch und Dialog als auch die dezidiert dialogische Funktion der Texte Eichs herausgearbeitet. Dabei erweist sich die Tendenz, eine reibungslose Kommunikation zu erschweren, als sprachkritisches Moment, durch welches die Mechanismen alltäglicher Rede- und Gesprächsformen sowie der instrumentelle Gebrauch von Sprache reflektiert und subvertiert werden. Die Problematisierung von Kommunikation ist darüber hinaus im Zusammenhang mit Eichs kritischer Infragestellung der Aufgaben von Poesie zu sehen. Die Analysen machen weiterhin deutlich, dass Vieldeutigkeit und Kommentierungsbedürftigkeit der Texte positiv als Kommunikationsimpulse für den Leser aufzufassen sind. Schließlich lenkt die Studie die Aufmerksamkeit auf Eichs Widmungstexte, die für den Autor eine spezifische Möglichkeit zur literarischen Kommunikation mit Zeitgenossen darstellen. Die Gegenüberstellung von Früh- und Spätwerk sowie von Lyrik und Maulwurfprosa ermöglicht es entgegen der These vom Verstummen, die produktiven Aspekte des Eichschen Werkes bis ins Spätwerk hinein sichtbar zu machen.