Die Diktatur der Eltern
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Seit Christa Wolfs „Nachdenken über Christa T.“ gehört das Problem des ’Subjektwerdens’ zu den zentralen Themen der DDR-Literatur. Wer bin ich? Warum bin ich so geworden? Diese Fragen stehen auch im Mittelpunkt des erzählerischen Werkes Monika Marons. Zugleich geht es in den Romanen der Autorin um die Darstellung substantiellen Leidens unter der ’Diktatur der Eltern’. Da es Analogien gibt zwischen der patriarchalen Familie, der Marons Protagonistinnen entstammen und dem repressiven DDR-Staat, wird in der Familiensphäre der Romanheldinnen ein Raum der Erkenntnis über allgemeingültige Voraussetzungen zur Überwindung restriktiver Autoritätsbeziehungen geöffnet. Die Emanzipationsanstrengungen der Maronschen Protagonistinnen spiegeln so auch die kollektiven Erfahrungen der DDR-Intellektuellen im Widerstreit mit der Elterngeneration wider. Die vorliegende Studie weist den Nexus von Individuation und Emanzipation in Marons erzählerischem Werk nach. Das Deutungsverfahren wird von zwei Grundannahmen flankiert: zum einen, daß es einen inneren Zusammenhang in den Romanen der Autorin gibt, der für das Gesamtwerk konstitutiv ist, und zum anderen, daß die einzelnen Werke Marons einen sukzessiven Emanzipationsprozeß beschreiben. Zur Analyse herangezogen werden die vier Romane „Flugasche“ (1981), „Die Überläuferin“ (1986), „Stille Zeile sechs“ (1991) und „Animal triste“ (1996) sowie die 1999 erschienene ’Familiengeschichte’ „Pawels Briefe“.